Das Paradies ist woanders! (German Edition)
die Augen.
„Komm, schon, Josh! Nur einmal ein bisschen unvernünftig sein, das schadet auch dir nicht. Und morgen lernt es sich gleich viel besser, du wirst sehen. Die Prüfung, am Montag, schaffst du doch sowieso mit links, dein Spanisch ist tausendmal besser als meines“, Juan unterbricht sich kurz, als er das erwähnt, lächelt etwas verlegen.
„Ist schon seltsam, wenn man so darüber nachdenkt. Du siehst aus wir ein Latino, sprichst so gut Spanisch wie ein Latino und doch lebt deine Familie seit fast hundert Jahren in den Staaten. Ihr seid so amerikanisch, wie man es nur sein kann.
Ich hingegen sollte das eigentlich viel besser können als du! Mein Vater schämt sich jedes Mal, wenn er das vor unserer Verwandtschaft zugeben muss.
Der Sohn des Generalkonsuls von Chile, spricht besser Englisch als seine Muttersprache.
Aber das ist ein anderes Thema ... Na los, gib dir einen Ruck, wir sind fast siebzehn, irgendwann müssen wir doch mal was erleben. Die ganze Welt ist eine große Party! Und außerdem habe ich keine Lust, ohne dich zu gehen.“
Juan sieht ihn jetzt mit einem derart flehenden Ausdruck auf dem Gesicht an, dass sogar Joshua lächeln muss.
„O.K., überredet, Juanito. Aber morgen lernst du dann mit mir! Sonst schaffst du nämlich die Prüfung nicht ... , und dann müsste ich das ganze nächste Semester ohne deine Gesellschaft auskommen. Darauf habe ich nämlich keine Lust!“
„Also dann, ich hole dich in einer halben Stunde ab. Das sollte dir reichen, dich ein wenig schick zu machen. Bis gleich!“
Mit diesem Worten dreht sich Juan auch schon um, macht sich auf den Weg zu seinem eigenen Zimmer, ein paar Meter weiter den Flur herunter. Freitagabend, die Aussicht auf eine Menge Spaß, Party bis zum Morgengrauen! Was gibt es besseres im Leben?
Kurz nach Mitternacht
„Juan, ich glaube, mir reicht es langsam. Das hier ist nichts für mich, ...viel zu laut, zu viele Menschen. Lass uns gehen, oder, wenn du lieber noch bleiben willst, dann gehe ich eben alleine. Ist ja nicht besonders weit, ich schaffe das auch zu Fuß.“
Juan hat seinen Arm um die Schultern des Mädchens gelegt, welches er erst vor wenigen Minuten kennen gelernt hat. Er hat noch nicht einmal die Zeit gefunden, sie nach ihrem Namen zu fragen, blickt jetzt ungläubig zu seinem Freund herüber.
„Josh, was ist los mit dir? Das kannst du unmöglich ernst meinen! Hier gibt es alles, was man braucht. Mädchen, geile Musik, etwas zu trinken, auch noch mehr, ... wenn man möchte. Es ist das Paradies auf Erden ... , und du willst gehen! Ich glaube langsam, irgendetwas stimmt nicht mit dir. Kein Junge in unserem Alter, würde freiwillig diesen herrlichen Platz verlassen, bevor er nicht alles ausprobiert hat. Ich glaube, diese Gringos haben deiner Familie ganz schön zugesetzt, als ihr damals hier eingewandert seid. Wo ist denn der Mexikaner in dir? Dein heißes Blut? Und meine Kumpels sind noch nicht einmal gekommen. Warte doch wenigstens, bis sie da sind, du musst sie unbedingt kennen lernen. Außerdem verliere ich sonst meine Wette ... !“
Joshua versteht nicht, was sein Freund damit meint, sieht ihn deshalb fragend an.
„Welche Wette, Juan?“
Er erhält darauf keine Antwort mehr, denn im gleichen Augenblick erscheinen am Eingang der Diskothek mehrere junger Männer, die sich suchend umblicken und anschließend direkt auf die Stelle zusteuern, an der Juan und Joshua sich befinden.
„Hey, Juan, altes Haus, da bist du ja! Und deinen Mexikaner hast du auch mitgebracht. Wir konnten es alle gar nicht glauben, als unser Freund es uns erzählt hat!
Ein Latino besucht die Highschool! Als Student, nicht etwa als Gärtner! Du bist echt was Seltenes, mein Freund!“
Ein breites Grinsen zeigt sich auf dem Gesicht des jungen Mannes, als er diese Bemerkung macht, seine Begleiter nicken zustimmend, sie lachen laut auf, fast, als ob es sich um einen guten Witz handeln würde ...
Einer nach dem anderen umarmt Juan zur Begrüßung, sie beachten Joshua, der direkt daneben steht, überhaupt nicht mehr ... Für einige Minuten ist Juans Aufmerksamkeit auf seine alten Freunde gerichtet, bis er sich wieder darauf besinnt, dass Joshua ebenfalls anwesend ist. Leicht verlegen sieht er zu ihm herüber, versucht anschließend, die gehässige Bemerkung seines Freundes ein wenig herunterzuspielen.
„Äh, ja, Josh, das sind also meine Freunde, die Jungs, mit denen ich schon seit meiner Grundschulzeit die Ferien verbringe. Ringo, Alex,
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