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Das Parfum: die Geschichte eines Mörders

Das Parfum: die Geschichte eines Mörders

Titel: Das Parfum: die Geschichte eines Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Süskind
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und Weise, wie du mit den Dingen umgehst, deine Grobheit, dein primitiver Unverstand zeigen mir, dass du ein Stümper bist, ein barbarischer Stümper und ein lausiger frecher Rotzbengel obendrein. Du taugst nicht mal zum Limonadenmischer, nicht einmal zum einfachsten Lakritzwasserverkäufer taugst du, geschweige denn zum Parfumeur! Sei froh, sei dankbar und zufrieden, wenn dich dein Meister weiterhin mit Gerberbrühe panschen lässt! Wage es nicht noch einmal, hörst du mich? Wage es nicht noch einmal, deinen Fuß über die Schwelle eines Parfumeurs zu setzen!»
    So sprach Baldini. Und während er noch sprach, war der Raum um ihn herum schon duftgesättigt von «Amor und Psyche». Es gibt eine überzeugungskraft des Duftes, die stärker ist als Worte, Augenschein, Gefühl und Wille. Die überzeugungskraft des Duftes ist nicht abzuwehren, sie geht in uns hinein wie die Atemluft in unsere Lungen, sie erfüllt uns, fällt uns vollkommen aus, es gibt kein Mittel gegen sie.
    Grenouille hatte die Flasche abgesetzt, die mit Parfum benetzte Hand vom Hals genommen und an seinem Rocksaum abgewischt. Ein, zwei Schritt zurück, das linkische Zusammenklappen seines Körpers unter Baldinis Standpauke schlugen genügend Wellen in der Luft, um den neugeschaffnen Duft ringsum zu verbreiten. Mehr war nicht nötig. Zwar, Baldini tobte noch und zeterte und schimpfte; doch mit jedem Atemzug fand seine äußerlich zur Schau gestellte Wut im Innern weniger Nahrung. Ihm schwante, dass er widerlegt war, weswegen seine Rede sich gegen Ende nur noch in hohles Pathos steigern konnte. Und als er schwieg, eine Weile lang geschwiegen hatte, brauchte es gar nicht mehr Grenouilles Bemerkung: «Es ist fertig.» Er wusste es ohnehin.
    Aber trotzdem, obwohl ihn mittlerweile von allen Seiten her die «Amor-und-Psyche»- schwere Luft umwallte, trat er an den alten Eichentisch, um eine Probe vorzunehmen. Zog ein frisches, schneeweißes Spitzentüchlein aus der Rocktasche, aus der linken, entfaltete es und tupfte darauf ein paar Tropfen, die er mit der langen Pipette aus der Mischflasche gezogen hatte. Schwenkte das Tüchlein am ausgestreckten Arm, um es zu aerieren, und zog es dann mit der geübten zierlichen Bewegung unter seiner Nase hindurch, den Duft in sich einsaugend. Während er ihn ruckweise ausströmen ließ, setzte er sich auf einen Hocker. Er war zuvor von seinem - Wutausbruch noch tiefrot im Gesicht gewesen - mit einem Mal ganz blass geworden. «Unglaublich», murmelte er leise vor sich hin, «bei Gott - unglaublich.»
    Und wieder und wieder drückte er die Nase gegen das Tüchlein und schnüffelte und schüttelte den Kopf und murmelte «unglaublich.»: Es war «Amor und Psyche», ohne den geringsten Zweifel «Amor und Psyche», das hassenswert geniale Duftgemisch, so präzise kopiert, dass nicht einmal Pelissier selber es von seinem Produkt würde unterscheiden können. «Unglaublich...»
    Klein und blass saß der große Baldini auf dem Hocker und sah lächerlich aus mit seinem Tüchlein in der Hand, das er wie eine verschnupfte Jungfer gegen die Nase drückte. Die Sprache hatte es ihm nun vollständig verschlagen. Er sagte nicht einmal «unglaublich» mehr, sondern stieß nur noch, indem er fortwährend leise nickte und auf den Inhalt der Mischflasche starrte, ein monotones «Hm, hm, hm...hm, hm, hm...hm, hm, hm..» aus. Nach einer Weile näherte sich Grenouille und trat lautlos wie ein Schatten an den Tisch.
    «Es ist kein gutes Parfum», sagte er, «es ist sehr schlecht zusammengesetzt, dieses Parfum.»
    «Hm, hm, hm», sagte Baldini, und Grenouille fuhr fort: «Wenn Sie erlauben, Maitre, will ich es verbessern. Geben Sie mir eine Minute, und ich mache Ihnen ein anständiges Parfum daraus!»
    «Hm, hm, hm», sagte Baldini und nickte. Nicht weil er zustimmte, sondern weil er eben in einem so hilflos apathischen Zustand war, dass er zu allem und jedem «hm, hm, hm» gesagt und genickt hätte. Und er nickte auch weiter und murmelte «hm, hm, hm» und machte keine Anstalten einzugreifen, als Grenouille zum zweiten Mal zu mischen anfing, ein zweites Mal den Weingeist aus dem Ballon in die Mischflasche goss, zum bereits darin
    befindlichen Parfum hinzu, zum zweiten Mal den Inhalt der Flakons in scheinbar wahlloser Reihenfolge und Menge in den Trichter kippte. Erst gegen Ende der Prozedur - Grenouille schüttelte die Flasche diesmal nicht, sondern schwenkte sie nur sachte wie ein Cognacglas, vielleicht mit Rücksicht auf Baldinis Zartgefühl,

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