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Das Perlenmaedchen

Das Perlenmaedchen

Titel: Das Perlenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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im Lager wurden zur Mitarbeit herangezogen, mussten Wasser holen und Unrat entsorgen, Nüsse und Beeren sammeln.
    Ziyal war jetzt eine Göttin. Balám hatte fähige Handwerker mit der Fertigung eines tragbaren Schreins beauftragt, der in der Schlacht mitgeführt werden sollte. Auf dem vergoldeten Holzthron sollte ein steinernes Abbild der Göttin sitzen, an dem gegenwärtig drei Steinmetze arbeiteten. Zehntausend Krieger sollten sich vor ihr verneigen und ihr ihre Ehrerbietung erweisen. Für sie würden sie ihr Blut vergießen und ihren Namen andächtig und voller Hochachtung aussprechen.
    Als Oxmyx, der Händler in Trommeln aus Gürteltieren, missvergnügt auf Balám zukam, überlegte der Maya, ob es nicht vielleicht besser wäre, ihn ebenfalls zu opfern. Oxmyx wusste zu viel.
    Nach Ziyals Tod hatte Balám seine Männer von seinem neuesten Plan unterrichtet. Ein Vetter hatte Bedenken geäußert: »Wie willst du es anstellen, dass Chac auf dem Schlachtfeld erscheint? Willst du ihn herholen lassen? Ihn herausfordern? Wir wissen doch nicht einmal, wo er steckt!«
    Balám hatte über den flachen See geschaut, hatte Fischer in ihren Kanus gesehen und die Antwort parat gehabt: Um Chac auf das Schlachtfeld zu locken, musste er einen Köder auswerfen.
    Das Inselmädchen und ihre Pilgerschar.
    »Das war ein verdammt langer Umweg«, beschwerte sich Oxmyx jetzt, und aus seinem Nasenloch pfiff es nervtötend, »nur um den Anschein zu erwecken, dass wir aus dem Norden kommen. Reichlich anstrengend für mich und meine Männer. Die Sache hat mich länger von zu Hause ferngehalten, als mir lieb ist.«
    Balám ging darüber hinweg. Worauf es ihm ankam, war, dass seine Rechnung aufgegangen war. Als seine Späher ihm berichtet hatten, dass die Pilgergruppe nördlich am Tal vorbeizog, hatte er sich etwas ausdenken müssen, damit sie umkehrten und ins Tal kamen. Sobald Chac davon erfuhr, würde er angelockt werden wie eine Biene vom Honig.
    Um dies einzufädeln, hatte Balám einen Mann angeheuert, der keine Skrupel kannte. Oxmyx störte sich nicht daran, dass durch seine Begegnung mit dieser Ixchel sie und ihre absonderlichen Begleiter in eine verhängnisvolle Falle gelockt wurden. In dieser Welt, so sein Leitspruch, kämpfte jeder für sich. Schlaflose Nächte würde er deswegen nicht verbringen.
    Und was immer sich daraus entwickelte – er wäre dann sowieso weit weg. Sein Zuhause war hier in Tlaxcala. Entgegen seiner Behauptung war er noch nie in Amecameca gewesen, hatte auch nicht vor, dorthin zu ziehen. Schließlich lief das Gerücht um, dass sich im Tal von Anahuac Unheil zusammenbraute; selbst die friedlichen Bauern und Dorfbewohner legten bereits Vorräte an – Lebensmittel und Wasser, Verbandszeug und Medizin; außerdem beteten sie Tag und Nacht. Die gespannte Situation wurde dadurch verstärkt, dass überall örtliche Krieger aufmarschierten und Kampfübungen abhielten und in den Werkstätten der Waffenhersteller selbst nachts noch Hochbetrieb herrschte.
    Ein Krieg stand bevor. Niemand war davor sicher.
    Balám stand langsam auf und griff nach dem Dolch mit der Obsidianklinge. »Noch ein Wort der Beschwerde, Freundchen«, sagte er, »und du hast gar kein Nasenloch mehr zum Atmen.«
    Oxmyx fuhr zusammen und suchte eilends das Weite.
    Da kam Martok zurück, ein militärisch gewandeter großer Mann. Die grünen Federn zeugten von seinem hohen Rang. »Unseren beiden Stämmen, Edler Balám«, sagte er, »ist gemeinsam, dass wir nirgendwo im Tal von Anahuac willkommen sind. Seit Generationen verwehrt man meinen Leuten, dort zu siedeln. Wir haben eine Zeit lang auf dem Chapultepec-Hügel gelebt, bis wir wie Hunde verjagt wurden. Ihr seid ja ebenfalls vertrieben worden.«
    Balám hatte Martok die gleiche Geschichte aufgetischt, die er Cocoxtli erzählt hatte.
    »Meine Offiziere«, fuhr Martok fort, »teilen die Ansicht, dass die Kampfstärke unserer beiden Armeen zusammen beachtlich ist. Die Häuptlinge um den Texcoco-See herum wären also gut beraten, wenn sie uns einen Platz zum Siedeln gewährten.«
    Im Grunde behagte Martok dieses Bündnis mit dem Außenseiter überhaupt nicht. Der Prinz von Uxmal hatte seine Armee mit zweifelhaften Methoden zusammengestellt, indem er besiegten Männern einen Platz in seinen Reihen anbot. Ihrer Loyalität versicherte er sich dadurch, dass er Deserteure auf Pfählen aufspießte, damit ihr langsames und qualvolles Sterben abschreckend auf die anderen wirkte.
    Immerhin würde Martok im Verbund mit

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