Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Pesttuch

Das Pesttuch

Titel: Das Pesttuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: brooks
Vom Netzwerk:
wöchentlich einen Sixpence für die Dac h kammer u n ter meinem Giebel zu bezahlen, hätte ich ihn sogar genommen, wenn er wie ein Trunkenbold gegrölt hätte und schmutzig wie eine Sau gewesen wäre. Ich vermisste die Einkünfte von Sams Flöz schmerzlich. Da ich Tom immer noch stillte, konnte ich den kargen Ertrag vom Vieh nur w e nig durch meine vormittägliche Arbeit im Pfarrhaus und gel e gentliche Dienste im Herrenhaus aufbessern, wenn dort zusätzliche Hände g e braucht wurden. Mister Viccars’ Si x pence würde für unser Häuschen viel bedeuten. Aber am Ende der Woche hätte am lieb s ten ich ihn b e zahlt, denn George Viccars brachte das Lachen wi e der ins Haus. Und als ich später erneut einen klaren G e danken fassen konnte, war ich froh, dass mir die Erinnerung an jene Frühlings - und Sommertage blieb, an denen Jamie lachte.
    Während meiner Arbeit passte die junge Tochter der Martins an meiner Stelle auf das Baby und Jamie auf. Sie war ein braves Mädchen und ließ die Kinder nicht aus den Augen, aber ansonsten war sie eine P u ritanerin durch und durch, die Lachen für gottlos hielt. Jamie mochte ihre ernste Art nicht und war immer so froh, wenn er mich heimkommen sah, dass er zur Türe sauste und ganz fest meine Knie u m klammerte. Am Tag nach George Viccars’ Ankunft stand jedoch kein Jamie an der Türe, doch ich hörte hohes Kinderlachen. Ich weiß noch genau, wie ve r wundert ich war. Was war mit Jane Martin gesch e hen? Hatte sie sich tatsächlich überwunden, mit ihm zu spielen? Als ich zur Türe kam, rührte Jane mit ihrer übl i chen schmallippigen finsteren Miene im Suppentopf, während George Viccars auf allen vi e ren mit einem vor Begeisterung quietschenden Jamie als Reiter auf dem Rücken durchs ganze Zimmer kroch.
    »Jamie! Steig sofort von dem armen Mister Vi c cars herunter!«, rief ich, aber George Viccars warf nur lachend seinen Blondschopf zurück und wiehe r te. »Ich bin sein Pferd, Mistress Frith, wenn Sie nichts dagegen haben. Er ist ein ausgezeichneter Re i ter und gibt mir kaum die Pei t sche.« Am nächsten Tag fand ich beim Hei m kommen einen Jamie vor, der wie ein Harlekin mit sämtlichen Stoffresten aus George Viccars’ Felleisen herausgeputzt war. Und wieder einen Tag später waren die zwei gerade dabei, die Stühle mit Hafers ä cken zu verhängen, um daraus ein Haus zum Ve r steckspielen zu bauen.
    Ich versuchte, George Viccars wissen zu lassen, wie sehr ich seine Freundlichkeit schätzte, aber er tat meinen Dank nur ab. »Ach, er ist ein prächtiger kle i ner Junge. Sein Vater muss sehr stolz auf ihn gew e sen sein.« Also versuchte ich, es ihm dadurch zu en t gelten, dass ich besser auftischte, als es bei uns a n sonsten üblich gewesen wäre. Und er lobte mich überschwänglich für meine Kochkünste. Da es d a mals in den Nachbardörfern keinen Schneider gab, hatte Mister Hadfield reichlich Arbeit für seinen ne u en Gesellen. Mister Viccars nähte bis tief in die Nacht hinein und verbrannte eine ganze Unschlit t kerze, während er mit flinker Nadel am Feuer saß. Wenn ich nicht zu müde war, suchte ich mir manc h mal in Herdnähe eine Beschäftigung, um ihm ein wenig Gesellschaft zu leisten, was er mir mit viele r lei Geschichten aus jenen Orten vergalt, wo er sich schon aufgehalten hatte. Für einen jungen Mann ha t te er bereits viel gesehen und konnte außerdem sehr lebendig e r zählen. Wie die meisten in unserem Dorf hatte auch ich keine Möglichkeit, weiter zu reisen als bis zum sieben Meilen entfernten Marktflecken. Chesterfield, unsere nächste Stadt, liegt doppelt so weit weg, doch einen Anlass für eine Reise dorthin hatte ich nie gehab t. Mister Viccars kannte die gr o ßen Städte London und York, das rege Hafenleben von Plymouth sowie den nicht enden wollenden Pi l gerstrom in Canterbury. Ich lauschte seinen G e schichten über diese Orte und über die Art, wie die Leute dort lebten, mit Vergnügen.
    Solche Abende hatte ich mit Sam nie gehabt. Er hatte sich f ür jegliche Information aus der winz i gen Welt, an der ihm lag, auf mich verlassen. Er wollte nur von den Dorfbewohnern hören, die er von Ki n desbeinen an kannte, von den kleinen E r eignissen, die ihre Tage prägten. Und deshalb e r zählte ich ihm so bedeutende Neuigkeiten wie vom neuen Stierkalb, das bei Martin Highfield eing e troffen war, und von der Witwe H a milton, die auf ihre Schafschur wartete. Er war’s z u frieden, wenn er nur völlig erschöpft auf seinem Stuhl saß, der

Weitere Kostenlose Bücher