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Das Pestzeichen

Das Pestzeichen

Titel: Das Pestzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zin meister Deana
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warf er ihn neben sich. »Ich muss wahrlich krank sein, wenn ich mein gutes Stück nicht mehr am Körper spüren möchte«, brummte er und streckte sich auf dem staubigen Boden aus. Er blickte in den blauen Himmel und wartete, bis der Schwächeanfall nachließ.
    Nur langsam drehte er sich auf die Seite, griff nach dem Steigbügel und zog sich daran wieder in die Höhe. Das Pferd stand ruhig neben ihm, sodass er sich gegen seinen Körper lehnen konnte. Schnaufend nahm er den Zügel und band das Tier an einem Baum fest. Anschließend ging er ein Stück näher an den Platz vor der Kirche und rief, so laut er konnte: »Markus!«
    Ermattet stützte er seine Hände auf die Knie. Als er keine Antwort bekam, rief er ein zweites und ein drittes Mal. Er spürte, dass seine Kräfte immer mehr schwanden, und blickte sich suchend um. Dann ging er zu der Stelle, wo das Weibsbild am Tag zuvor gefesselt gelegen hatte, und fand die durchtrennten Borten und Zügel. Aber keine Spur von Markus. Wer hat die Fesseln durchgeschnitten? , überlegte Jeremias und schaute furchtsam zur Kirche. »Ob das Mädchen die Wahrheit gesprochen hat und Markus in dem Pesthaus ist?«, fragte er sich und ging schleppend darauf zu.
    Die Eingangstür war geschlossen, und Jeremias wagte es nicht, die Klinke hinunterzudrücken. Es dauerte, bis er seine Angst überwand und die Tür öffnete. Vorsichtig stupste er sie auf und blieb an der Schwelle stehen. Er starrte in den Kirchenraum, doch es war so dunkel darin, dass er nichts erkennen konnte. Kalte, stinkende Luft schlug ihm entgegen, und er verzog angewidert die Nase. Der Gestank war ein Gemisch aus Blut, Verwesung, kaltem Fleisch und der Pest. Jeremias wandte angeekelt den Kopf zur Seite und rief mit vorgehaltener Hand: »Markus! Bist du da drin?«
    Wieder antwortete niemand.
    »Wenn Markus in der Kirche wäre und noch leben würde, hätte er geantwortet«, überlegte Jeremias laut und setzte sich geschwächt auf einen Grenzstein, den er nahe der Kirchenmauer entdeckte.
    »Wahrscheinlich hat das Luder die Wahrheit gesprochen, und er ist tot«, schlussfolgerte Jeremias hüstelnd. Die Erkenntnis, dass sein Gefährte tot sein könnte, berührte ihn nicht. So musste er ihm nichts von dem Schatz abgeben, und das freute ihn. Lächelnd zog er die magischen Schriften aus seiner Hosentasche und blätterte darin. »Endlich habe ich euch wieder«, flüsterte er und presste das Heftchen an sein Herz. Er schlug die erste Seite auf, um die magischen Formeln zu lesen, doch die Buchstaben verschwammen vor seinen brennenden Augen. »Die Nacht mit der jungen Magd war wohl zu anstrengend für einen alten Ochsen wie mich«, griente er und hustete erneut. »Diese miese Erkältung«, schimpfte er matt und ging zu dem Platz, auf dem er vor zwei Tagen genächtigt hatte.
    Müde legte er sich nieder und umarmte im Einschlafen die Schriften.
    Susanna atmete vor der Gasthaustür mehrere Male heftig ein und aus, bevor sie sie öffnete. Zwei Männer standen an der Theke, die ihr neugierig entgegenblickten. Eine Magd kam auf sie zu und fragte abschätzend: »Kann ich dir helfen?«
    »Ich suche …«, begann Susanna, doch dann versagte ihr die Stimme, und es war nur ein Krächzen zu verstehen. Sie räusperte sich mehrmals und sagte: »Ich möchte mit der blonden Magd sprechen.«
    »Ich bin blond«, erwiderte die junge Frau und verzog einen Mundwinkel.
    »Nicht du, die andere. Die mit den …« Susanna errötete und zeigte eine umfangreiche Oberweite.
    »Du meinst die Anna«, lachte die Frau. »Die hat jetzt frei und ist sicher in ihrer Kammer. Soll ich sie rufen?«
    Susanna nickte, denn sie wollte nicht hinaufgehen und womöglich Anna zusammen mit Urs antreffen.
    »Warte hier. Willst du etwas trinken?«, fragte die Frau nun freundlich, doch Susanna schüttelte den Kopf, obwohl sie Durst und Hunger verspürte. Da sie aber kein Geld besaß, konnte sie sich nichts bestellen. Die Frau schien ihre Gedanken zu ahnen, denn sie reichte ihr einen Becher Wasser, den Susanna dankend annahm.
    Mit traurigem Blick schaute sie zu dem Tisch, an dem sie erst vor wenigen Tagen mit Urs gesessen hatte. Wie schnell sich das Leben ändert , seufzte sie innerlich.
    Dann stand die Magd Anna vor ihr und musterte sie grimmig. »Dass du dich hierher traust!«, schimpfte sie sogleich, und alle Köpfe wandten sich ihnen zu.
    Susanna sprang von ihrem Platz auf. »Du spinnst wohl, mich so anzufahren«, beschwerte sie sich, denn sie verstand den Vorwurf der Magd

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