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Das Pestzeichen

Das Pestzeichen

Titel: Das Pestzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zin meister Deana
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sicher seine Unschuld beweisen. Doch bis dahin muss Urs im Keller bleiben.«
    Susanna stand zitternd vor dem Wirtshaus. Ihre Zähne schlugen aufeinander, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Mit den Armen umfasste sie ihren Oberkörper und versuchte sich zu beruhigen. Sie verstand die Welt nicht mehr. Was hatte Jeremias den Menschen erzählt, dass sie ihm Glauben schenkten? Wie kam er auf den Einfall zu behaupten, dass Urs den Brunnen vergiften wollte? Oder hatte Jeremias womöglich recht? Wie gut kannte sie Urs, um sicher zu sein, dass er kein Giftmischer war?
    Susanna stöhnte auf. Was sollte sie tun? Wer konnte ihr helfen? Sie wollte den Weg zur Koppel gehen, als sie leise ihren Namen hörte. Erschrocken schaute sie sich um.
    »Ich bin hier unten«, hörte sie die Stimme und schaute zu Boden.
    Jetzt erblickte sie neben der Treppe ein kleines vergittertes Fenster und sah Hände, die das Eisen umfassten. Ihr Herz begann zu rasen.
    »Urs«, flüsterte sie und schaute sich ängstlich um, ob sie jemand beobachtete. Als sie niemanden sah, eilte sie zu der Häuserwand und kniete sich vor das Fenster.
    »Susanna! Es geht dir gut«, freute sich Urs.
    Susanna konnte sein Gesicht nicht sehen, sondern nur einen Teil seiner Augen, die verräterisch glänzten. Ohne darüber nachzudenken, umfassten ihre Finger seine Hände, und es fühlte sich gut an.
    »Was ist hier los?«, fragte sie mit bebender Stimme.
    »Weine nicht«, versuchte Urs sie zu beruhigen. »Der Amtmann wird alles aufklären und bestätigen, dass ich zu Unrecht verdächtigt und eingesperrt wurde.«
    Susanna schloss für einen Augenblick erleichtert die Augen. Sie hatte sich nicht in ihm getäuscht. Er war unschuldig. Wut über Jeremias flammte in ihr auf. »Dieser unsägliche Mensch! Wie oft will er mir mein Leben noch zur Hölle machen?«, schimpfte sie verhalten.
    Urs streichelte ihr beruhigend mit seinen Fingerspitzen über den Handrücken. »Hauptsache, dir geht es gut. Wie konntest du Markus entkommen?«, fragte er und versuchte, sich an den Gitterstäben ein Stück höherzuziehen, um sie besser sehen zu können.
    »Markus ist tot«, berichtete sie ihm. »Fremde kamen letzte Nacht und haben ihn umgebracht und mich befreit. Ich vermute, dass Thomas sie geschickt hat.«
    »Markus war ein sehr schlechter Mensch. Wer weiß, welches Leid er dir zugefügt hätte«, versuchte Urs den Mord zu rechtfertigen.
    »Er hat meine Familie ermordet«, flüsterte Susanna.
    »Ich weiß. Markus hat seine gerechte Strafe bekommen«, tröstete er sie. Die Kräfte verließen ihn, und er musste seine Zehenspitzen zurück auf den Boden stellen, sodass er Susanna kaum noch sehen konnte.
    »Urs, was sollen wir machen?«, fragte sie weinerlich.
    »Ich weiß es nicht. Wenn mein Vater hier wäre, wüsste er, was zu tun ist«, sagte Urs gedankenverloren.
    Susanna stutzte. »Weißt du, wo Trier liegt?«, fragte sie ihn, da ihr ein Gedanke durch den Kopf schoss.
    »Nein. Warum?«
    »Ich werde deinen Vater aufsuchen«, erklärte sie aufgewühlt.
    »Meinen Vater?«, fragte Urs ungläubig, und Susanna nickte.
    »Halt durch, mein Lieber«, sagte sie und hauchte einen Kuss auf seine Hand. Dann lief sie los und ließ einen sprachlosen Urs zurück.
    Susanna hatte keine Ahnung, wo Trier lag oder wie weit die Stadt von Gersweiler entfernt war, aber sie wusste, wen sie fragen konnte, und lief zur Koppel.
    Schon von weitem sah sie den Bauern auf seiner Wiese stehen und sich suchend umblicken. Sie rannte auf ihn zu und lächelte ihn an, sodass sich seine zornige Miene entspannte.
    Als er das Mädchen erkannte, sagte er: »Als ich die zwei Pferde sah, befürchtete ich schon, die beiden Tunichtgute wären zurück.«
    »Du hast gehört, was mit meinem Freund geschehen ist?«, fragte Susanna ohne Umschweife. Er nickte. »Alle aus dem Ort und der Umgebung wissen davon.«
    »Dann weißt du auch, wer das Gerücht in Umlauf gebracht hat?«
    Wieder nickte der Alte. »Der Unheimliche mit dem schwarzen Mantel.«
    »Glaubst du ihm?«
    Nun zuckte er mit den Schultern. »Warum sollte er sich solch eine abscheuliche Lüge ausdenken?«, fragte er und schaute das Mädchen durchdringend an.
    Susanna hielt seinem Blick stand und erklärte mit fester Stimme: »Jeremias ist ein böser Mann, der seinen Gefährten nicht davon abgehalten hat, meine Eltern und Geschwister umzubringen. Weil ich weiß, dass Markus ein Mörder und Jeremias ein gemeiner Lump ist, verfolgen sie mich seit geraumer Zeit. Sie wollen mir schaden

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