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Das Pestzeichen

Das Pestzeichen

Titel: Das Pestzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zin meister Deana
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gezwungen hatte. Wenn sie ehrlich zu Urs gewesen wäre, wäre er mit seiner Familie schon längst in Trier und Soldat geworden.
    Nein, sie durfte ihn weder beurteilen noch verurteilen, nur weil er Gefallen an einem Mädchen gefunden und sie womöglich vergessen hatte.
    Susanna schluckte, denn in der Erinnerung hörte sie die Magd und Urs zusammen lachen und sah, wie sie sich mit leuchtenden Augen anblickten. Zuerst wollte es Susanna nicht wahrhaben. Aber sie konnte nicht leugnen, dass sie bei dem Gedanken, dass Urs sich zu der Magd hingezogen fühlte, einen Stich in der Brust spürte. Tiefe Traurigkeit nahm sie gefangen. Sie ging mit hängenden Schultern zurück zum Gatter. Mutlos überlegte sie laut: »Ich werde Jeremias zur Kirche folgen und versuchen, mit ihm gemeinsam den Schatz zu finden.« Doch dann nagte ein neues Gefühl an ihr: Eifersucht.
    Nein, sie gönnte Urs diesem Weibsbild nicht. »Sie soll sich einen anderen Burschen suchen. Außerdem hat er versprochen, mir zu helfen«, schimpfte Susanna und stampfte wie ein Kind mit dem Fuß auf. »Erst wenn er mir sagt, dass er nicht mitgehen will, werde ich ihn vergessen«, nahm sie sich vor.
    Susanna straffte ihre Schultern und ging mit energischen Schritten den Weg zum Wirtshaus.
    Urs saß auf dem kühlen Kellerboden, die Beine angezogen, und betrachtete mit schmerzverzerrtem Gesicht seine verletzten Handballen. Da er wie ein Besessener gegen das Holz der Tür gehämmert hatte, war die Haut an manchen Stellen eingerissen und brannte. Er steckte die geschundenen Hände in die Achselhöhlen, um den Schmerz einzudämmen, und dachte an Jeremias, dem er seine Lage zu verdanken hatte.
    »Gopferdammi Hueresiech!«, schimpfte er ihn leise und wiederholte schreiend: »Du gottverdammter Hurenbock!«
    Urs bekam kaum Luft und wollte weiterschreien, damit sich der Knoten löste, der sein Herz zu erdrücken schien, aber seine Kraft war aufgebraucht. »Wie konnte Jeremias mir das antun?«, jammerte er und wippte unruhig mit den Fußspitzen auf und ab.
    Er schloss die Augen und dachte an seine Eltern, die sich sicherlich um ihn sorgten, weil er nicht nach Trier kam. »Sie wissen nicht einmal, wo sie nach mir suchen sollen«, flüsterte er und senkte sein Gesicht auf die Knie. Vor wenigen Wochen hatte er nicht gewusst, dass es das Land an der Saar gab, und nun saß er in Gersweiler, eingesperrt in einen Keller. »Ich habe nichts verbrochen, ich wollte nur Susanna helfen«, klagte Urs leise, als er daran dachte, dass sie allein mit diesem Unhold Markus bei der Aschbacher Kirche war. Als sich bei diesem Gedanken sein Magen zusammenkrampfte, versuchte er, sich Susanna vorzustellen, und ein Lächeln erhellte sein Gesicht. Auch wenn sie kratzbürstig und anstrengend war und man ihr nichts recht machen konnte, so vermisste er sie. Das Lachen von Urs wurde breiter. Er konnte nicht leugnen, dass er sie mochte – sehr sogar. »Ich würde sie gern besser kennenlernen«, murmelte er.
    Doch dann verzerrte sich seine Miene vor Wut, weil er an die Magd dachte, die ihm zu essen gebracht hatte. Warum hatte Anna keinen Ton zu ihm gesagt und nichts gefragt? Wenn sie nur kurz bei ihm geblieben wäre, hätte er sie bitten können, dass jemand Susanna zu Hilfe eilte. Aber das dumme Ding hatte ihn nur kurz angeblickt und war dann hinausgestürzt.
    Für Urs war es unverständlich, dass die Leute ihn verdächtigten, ein Giftmischer zu sein. Jeremias hatte wahre Überzeugungsarbeit geleistet, damit die Menschen ihm glaubten. Für sie war Urs ein Fremder, dem man anscheinend alles zutraute. Er konnte nur hoffen, dass wenigstens der Amtmann ihm Glauben schenkte.
    »Heute Abend wird Anna sicher wiederkommen, dann werde ich versuchen, sie von meiner Unschuld zu überzeugen, und sie bitten, Susanna zu helfen.«
    Urs ging zum Gitterfenster und stellte sich auf die Zehenspitzen. Er brauchte frische Luft, denn er hatte das Gefühl, in dem Keller nicht mehr durchatmen zu können.
    Jeremias erreichte die Aschbacher Kirche und konnte sich kaum noch im Sattel halten. Er zügelte mühsam das Pferd und hob mit großer Anstrengung sein Bein über den Sattel. Als seine Füße den Boden berührten, sackte er kraftlos auf die Knie. Ein weiterer Hustenanfall schüttelte seinen Körper, sodass der Schweiß über sein Gesicht strömte. Die Kleider klebten an seiner feuchten Haut, ebenso wie das Haar an Wangen und Hals. Er hatte das Gefühl, vor Hitze umzukommen, und zog sich umständlich den schwarzen Mantel aus. Achtlos

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