Das Pestzeichen
aufpassen, dass dich niemand betrügt«, erklärte er voller Eifer. »Komm mit mir«, flüsterte er und schaute sie scheu an.
Als sie nickte, wollte er freudestrahlend nach ihrer Hand greifen, die sie entsetzt wegzog.
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Der Salinenbetreiber Eckart Schiffer ritt zurück nach Sulzbach. In Saarbrücken hatte er versucht, bei einem Geldverleiher einen weiteren Kredit zu erhalten, doch da er nicht genug Gegenwert hatte, wurde ihm dieser verweigert. Obwohl er dem Mann eindringlich erklärte hatte, dass er das Geld für eine notwendige Bohrung benötigte, blieb dieser unerbittlich. Als Schiffer an den höhnischen Gesichtsausdruck des Geldverleihers dachte, kniff er die Lippen zusammen. »Dieser Hornochse hat nichts verstanden«, presste er wütend hervor.
Als er in der Saline ankam, wurde er bereits vom Siedemeister Müller erwartet, der ihm fragend entgegenblickte. Schiffer saß vom Pferd ab und sagte kein Wort, sondern reichte Müller kopfschüttelnd die Zügel und eilte die Treppenstufen hinauf in seine Schreibstube. Dort ging er aufgeregt auf und ab. Jetzt blieb ihm nichts weiter übrig, als sich zu gedulden und auf Nachricht von Jeremias zu warten.
Doch Schiffers Hoffnung, dass der Söldner ihm von dem Schatz einen Teil abgeben würde, schrumpfte mit jedem Atemzug. »Dieser Schuft ist mit dem Schatz wahrscheinlich über alle Berge geflohen«, grollte er und schlug mit der Faust auf den Schreibtisch. »Und er hat meine Pferde mitgenommen!«
Im selben Augenblick war ein unheimliches Rauschen und Poltern unter seinen Füßen zu hören. Das Haus wackelte, und der Boden schien sich zu bewegen.
Aufgeregt stürzte Schiffer nach draußen, wo, durch den Krach aufgescheucht, seine Arbeiter zusammenliefen. Plötzlich war ein lauter Knall zu hören, und das Haus stürzte zusammen. Schreiend liefen die Menschen auseinander. Als sich die dichte Staubwolke verzogen hatte, tat sich vor ihnen im Boden eine tiefe Grube auf.
»Das ist das Ende der Saline«, flüsterte Schiffer, der wusste, dass selbst der Fund eines Schatzes ihn nun nicht mehr würde retten können.
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Die Magd Anna erwachte mit starken Schluckbeschwerden. Mehrmals räusperte sie sich, doch das Halsweh blieb. Besorgt strich sie sich über die Verdickungen an ihrem Hals, als ein Hustenanfall sie quälte. Sie ging aus ihrem Zimmer bis zum Treppenabsatz und rief den Wirt. Als der seinen Kopf aus der Schankstube streckte, sagte sie heiser: »Ich habe mir eine heftige Erkältung zugezogen und muss zur Apotheke nach Saarbrücken.«
»Das hat mir gerade noch gefehlt«, rief er ihr ungehalten zu.
»Hab dich nicht so«, krächzte Anna hinunter. »In all den Jahren war ich noch nie krank. Ich beeile mich.«
»Das will ich dir auch raten«, antwortete er mürrisch und verschwand wieder in der Schenke.
Anna kleidete sich an und grinste dabei. Denn statt nach Saarbrücken wollte sie heimlich zur Aschbacher Kirche marschieren, um dort Jeremias aufzusuchen. »Ich bin gespannt, was er sagt, wenn ich vor ihm stehe«, freute sie sich und beachtete die stärker werdenden Halsschmerzen nicht weiter.
Damit ihr niemand begegnete und sie nicht verraten werden konnte, ging Anna nicht den üblichen Weg zur Kirche, sondern schlich über die einsamen Pfade durch den Wald. Immer wieder musste sie pausieren, da Hustenkrämpfe ihren Körper schüttelten. Sie konnte regelrecht spüren, wie die Knoten am Hals dicker wurden. Mehrmals hielt sie schnaufend inne und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Sie zitterte am ganzen Leib, und jeder Schritt wurde zur Qual.
Als sie versuchte, einen umgestürzten Baum zu überklettern, rutschte sie ab und fiel hin. Kraftlos blieb sie liegen und murmelte: »Ich will mich nur etwas ausruhen, dann marschiere ich weiter.«
Ein Jahr später fanden Jäger Annas skelettierte Leiche.
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Vor Freude laut schreiend, wollte Arthur sich an die Brust seiner Base Susanna werfen, als ihn ein Mann am Arm festhielt. Erschrocken schaute der Junge den Fremden an. Doch dessen Augen blickten milde, was ihm die Angst nahm.
»Du darfst deine Base nicht anfassen. Sie hat eine ansteckende Hautkrankheit, die jedoch in einer Woche abgeheilt ist«, erklärte Bendicht und hoffte, dass der Junge ihm Glauben schenkte.
Fragend blickte Arthur zu Susanna, die ihn zaghaft anlächelte und nickte.
Der Junge zog seine Stirn kraus und sagte: »Ich kann aber keinen Ausschlag sehen.«
»Das ist auch gut so«, flüsterte sie.
»Die Krankheit ist zum Glück nur
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