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Das Pestzeichen

Das Pestzeichen

Titel: Das Pestzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zin meister Deana
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Burschen auf, der dastand und nicht wusste, was er machen sollte. Fragend blickte er den Bauern an, der heftig den Kopf schüttelte.
    »Ihr könnt uns viel erzählen. Wir haben die beiden Pferde auf unserer Wiese gefunden, wo sie gegrast haben. Deshalb gehören sie jetzt uns. Und das hier« – er zeigte dabei auf Jeremias’ Pferd – »wird geschlachtet. Seit Monaten haben wir kein Fleisch gegessen, und so ein Pferdebraten würde mir gut schmecken.«
    So schnell, dass Jeremias nicht reagieren konnte, riss der Mann dem Jungen das Messer aus der Hand und stieß es dem Pferd in die Brust, das sich schreiend aufbäumte und dann zusammenbrach. Genauso schnell zog der Bauer das Messer wieder heraus und schlitzte dem Pferd die Kehle auf. »Schade um das Blut«, sagte er, als er sah, wie es im Boden versickerte. »Hätte eine schmackhafte Suppe ergeben.«
    Jeremias stand wie gelähmt da und starrte auf sein sterbendes Pferd. Als es nicht mehr zuckte, erwachte er aus seiner Starre und blickte den Mann zornig an. Mit einem Satz war er bei ihm und boxte ihn in den Leib, sodass er zu Boden ging. Dann kniete sich Jeremias über den Mann, der versuchte, sich zu wehren, und hämmerte ihm mit der Faust ins Gesicht. Schreiend stürzte sich der Knabe auf ihn und prügelte mit beiden Händen auf Jeremias’ Rücken ein, bis Markus ihn wegzog.
    »Lass meinen Vater in Ruhe!«, tobte der Junge weinend.
    Die Hintertür der Hütte öffnete sich, und eine Frau sprang heraus und goss einen Eimer Wasser über Jeremias aus. »Bist du von Sinnen?«, schrie sie. »Es ist doch nur ein Gaul!«
    Jeremias ließ von dem Mann ab, der blutüberströmt am Boden lag. Die Frau kniete sich neben ihn und kreischte Markus furchtlos an: »Lass meinen Sohn los und verschwindet von hier! Nehmt das andere Pferd mit und lasst euch hier nie wieder blicken!«
    Sie half ihrem Mann hoch, der laut stöhnte. Seine Nase schien gebrochen. Eine Augenbraue war aufgeplatzt und blutete stark, auch seine blutenden Lippen schwollen an.
    Jeremias nickte Markus zu, und sogleich stieß er den weinenden Knaben von sich, der zu seinem Vater eilte und ihn stützte. Mutter, Vater und Sohn verschwanden in der Hütte.
    Jeremias blickte bekümmert zu seinem toten Pferd hinab, das in einer großen Blutlache lag, die Augen weit geöffnet.
    »Das wird dieser Bauer aus Eppelborn bereuen«, flüsterte er und wandte sich von dem Kadaver ab.
    Markus band das zweite Pferd los, das, aufgeregt wegen des Blutgeruchs, schnaubte und tänzelte. Erst als es sich beruhigt hatte, stiegen beide Männer auf.
    »Sobald wir den Schatz gehoben haben, reiten wir zurück nach Eppelborn und stecken den Hof über den Köpfen der Bauersleute an«, schwor Jeremias grimmig.
    Markus nickte und trat seinem Pferd in die Flanken.
    –·–
    »Wir müssen weiter«, erklärte Jaggi seiner Frau und löschte das Feuer. Barbli suchte Töpfe, Decken und die Gegenstände zusammen, die sie für die Rast ausgepackt hatte. Sie verstaute alles auf dem Fuhrwerk. Dabei sah sie, wie Urs die Wunde des Mädchens erneut behandelte.
    »Was wird aus ihr?«, fragte sie leise ihren Mann.
    »Wie meinst du das?«
    »Wir können sie nicht allein zurücklassen.«
    »Wir sind ihr zu nichts verpflichtet.«
    »Das meine ich nicht«, erklärte Barbli leise. »Sie ist verletzt und kann sich nicht selbst helfen.«
    »Was sollen wir deiner Meinung nach machen?«
    Barbli zuckte mit den Schultern und blickte nachdenklich zu dem Mädchen, das am Boden lag.
    »Sie wird sicher eine Familie haben, die auf sie wartet oder sie vielleicht sogar sucht«, meinte Jaggi und zurrte die Stricke um das Fuhrwerk fest.
    »Dann frag sie«, forderte seine Frau ihn auf und stopfte die Plane fest, mit der die Gegenstände auf der Ladefläche bedeckt waren. Jaggi ging zu seinem Sohn und dem Mädchen und kniete sich neben beiden nieder. Urs bestrich gerade die Verletzung mit einer Heilpaste.
    »Die Wunde sieht besser aus«, meinte Jaggi und blickte Urs lächelnd an, der unsicher nickte.
    »Dein Oheim hat dich viel gelehrt«, lobte Jaggi anerkennend. Urs glaubte Stolz in der Stimme seines Vaters zu hören und entspannte sich.
    »Wir müssen uns auf den Weg machen«, erklärte Jaggi seinem Sohn ruhig.
    Der nickte. »Ich weiß, Vater!«
    »Hat sie dir gesagt, wo sie hingehört? Oder wohin sie gehen will?«
    Urs schüttelte den Kopf. »Ich werde sie fragen, sobald ich die Wunde verbunden habe.«
    Jaggi erhob sich und klopfte seinem Sohn auf die Schulter.
    Susanna blickte Urs

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