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Das Pestzeichen

Das Pestzeichen

Titel: Das Pestzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zin meister Deana
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der kleinen Lichtung durchbrach.
    Erschrocken schauten alle zum Waldrand. Als der Vater ein mächtiges Kriegsross mit einem Mädchen auf dem breiten Pferderücken erblickte, das sein Sohn führte, drehte er sich grinsend zu seiner Frau um. »Ich habe dir prophezeit, dass unser Sohn ein guter Jäger ist.«
    Susanna blickte schüchtern den fremden Menschen entgegen, die sie neugierig musterten. Der herzlichen Begrüßung nach zu urteilen, schien es sich um die Eltern und die jüngeren Geschwister des Wilddiebs zu handeln. Der Bursche reichte der Frau das erlegte Kaninchen, das sie freudig entgegennahm. Lachend sagte sie etwas in einer sonderbaren Sprache. Als der Bursche mit denselben unverständlichen Wortfetzen antwortete, erkannte Susanna, dass er nicht wirr im Kopf war, sondern dass es sich um eine fremde Sprache handeln musste. Alle Blicke waren auf sie gerichtet, während die fremden Leute miteinander redeten. Der Mann schüttelte bekümmert den Kopf, während sich die Frau die Hand vor den Mund schlug.
    Susanna traute sich nichts zu sagen und versuchte mühsam, sich auf dem Pferd zu halten, obwohl die Schmerzen zunahmen. Ihr Mund war trocken, und das Schlucken fiel ihr schwer. Immer wieder musste sie sich räuspern.
    Sie wurde von dem kleinen Mädchen abgelenkt, das am Rock der Mutter zupfte und auf das Kaninchen zeigte. Die Frau antwortete dem Kind leise und strich ihm liebevoll über den Kopf. Als sie dem Mädchen das Wild reichte, lief es lachend davon. Sogleich folgte ihr ein älterer Junge.
    Nun trat die Frau an das Pferd heran und legte ihre Hand auf Susannas Bein. Mit einem freundlichen Lächeln sagte die Fremde mehrere Wörter zu ihr, die Susanna nicht verstand. Hilflos zuckte sie mit den Schultern, als ihr speiübel wurde. Zitternd wischte sie sich über die heiße Stirn und spürte, wie ihr schwarz vor Augen wurde.
    »Fang sie auf!«, schrie Barbli, als sie sah, wie sich die Augäpfel des Mädchens verdrehten. Jaggi sprang hinzu und drückte die Fremde an der Schulter nach oben. Dann umfasste er ihre Oberarme und zog sie sanft vom Pferd in seine Arme.
    »Bring sie in den Schatten«, forderte Barbli ihren Mann auf und ging voran, um eine Decke neben dem Fuhrwerk auszubreiten. Vorsichtig legte Jaggi das Mädchen nieder.
    Barbli roch den Eiter der Wunde. Mit sorgenvollem Blick schob sie den Leinenkittel der jungen Frau nach oben und wickelte langsam den durchgebluteten Verband ab. Als sie die entzündete Wunde sah, sog sie scharf die Luft durch die Zähne. »Du hattest recht, Urs.«
    »Es ist ein Streifschuss«, stellte Jaggi fest, der solche Verwundungen aus seiner Kriegszeit kannte.
    »Wer könnte auf ein unschuldiges Mädchen schießen?«, fragte seine Frau.
    »Es gibt viele böse Menschen, die keinen Grund brauchen, um anderen Leid zuzufügen«, erklärte ihr Mann. »Aber vielleicht ist das Mädchen nicht schuldlos. Sie ist womöglich eine Pferdediebin«, meinte er und blickte nachdenklich zu dem Gaul. »Es ist ungewöhnlich, dass eine zarte und junge Person, wie sie es ist, ein solch großes Ross reitet. Diese Pferde gehören zu Söldnern, die im Kampf erfahren sind.«
    »Es spielt keine Rolle, warum sie verletzt ist oder wem das Pferd gehört. Wir müssen ihr helfen«, sagte Barbli und wandte sich an ihren Sohn. »Jetzt kannst du zeigen, was dich dein Oheim gelehrt hat!«
    Urs suchte auf dem Fuhrwerk den kleinen Kasten, den sein Onkel ihm zum letzten Geburtstag geschenkt hatte. Er musste allerlei Haushaltsgegenstände wegräumen, bis er ihn fand. Rasch ging er zu dem Mädchen und stellte die Kiste auf den Boden. Sie enthielt mehrere Tontöpfchen sowie kleine Glasflaschen, die mit Salben und Tinkturen gefüllt waren.
    »Ich benötige warmes Wasser, saubere Tücher und einen Verband«, wies Urs seine Eltern an. Während Barbli den Stoff suchte, füllte Jaggi eine Schüssel mit Wasser, das seit dem Morgen auf der Feuerstelle in einem Topf dampfte. Zwischenzeitlich prüfte Urs die Beschriftungen der Töpfchen und der Arzneifläschchen. Nachdem er gefunden hatte, was er suchte, reichte er seiner Mutter ein Glasfläschchen und bat: »Davon musst du zehn Tropfen in einen Becher tröpfeln und sie mit heißem Wasser aufgießen.«
    »Was ist das?«, fragte Barbli neugierig und schnupperte daran.
    »Kamillenessenz. Der Sud daraus wird sie beruhigen und ihr die Angst nehmen.«
    Barbli schaute ihrem ältesten Sohn stolz über die Schulter, als Leonhard sich neben sie stellte. »Mutter, wir haben dem Kaninchen

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