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Das Pestzeichen

Das Pestzeichen

Titel: Das Pestzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zin meister Deana
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fragend an. Sie hatte kein Wort von dem verstanden, was die beiden gesprochen hatten.
    »Was wollte dein Vater?«, fragte sie neugierig.
    »Wir müssen weiter«, erklärte der Bursche, ohne aufzuschauen. Gewissenhaft band er einen frischen Streifen Tuch um ihren Körper.
    »Wohin müsst ihr?«
    »Nach Trier. Mein Vater muss sich spätestens in zwei Tagen für das neue Heer einschreiben, sonst verliert er den Posten.«
    »In zwei Tagen schon«, rief Susanna erschrocken. »Ich hoffte, dass ihr eine Weile bei mir bleiben würdet.«
    Urs ging nicht auf ihren Einwand ein, sondern murmelte: »Fertig!« Er legte sorgfältig die Utensilien zurück in den Kasten.
    Susanna zog den Kittel über den Verband und dachte angestrengt nach, wie sie die Familie überzeugen könnte, noch nicht abzureisen. In jammerndem Ton sagte sie: »Du sagtest, dass die Wunde mehrmals täglich versorgt werden müsste. Ich habe weder Salben, noch bin ich kundig.«
    Als Urs aufblickte, sah sie ihn mit Tränen in den Augen an. »Mich schmerzt die Verletzung noch immer«, flüsterte sie.
    Urs zuckte zusammen. »Du sagtest doch, dass du keine Schmerzen mehr hättest«, wiederholte er ihre Worte verunsichert.
    Susanna überlegte nicht lange und schwindelte, wobei sie ihn mit zerknirschtem Blick ansah: »Das habe ich nur gesagt, weil ich nicht klagen wollte.«
    Urs kratzte sich, sichtlich unwohl, am Kopf und ging zu seinen Eltern. »Können wir das Mädchen mitnehmen?«, stotterte er und blickte seinen Vater fragend an.
    »Warum?«, wollte dieser wissen. Sein Blick verriet, dass ihm dieser Gedanke nicht behagte.
    »Es geht ihr noch nicht so gut, dass wir sie allein zurücklassen könnten. Auch muss ihre Wunde mehrmals täglich behandelt werden, was sie allein nicht kann.«
    »Hat sie keine Familie? Wer ist sie, und wie heißt sie?«, fragte Jaggi aufbrausend, da er ungeduldig wurde. Die Zeit drängte, und er wollte endlich los.
    Urs zuckte mit den Schultern. »Das weiß ich nicht«, gab er kleinlaut zu. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er noch nicht einmal den Namen des Mädchens erfragt hatte.
    »Wir können keine Fremde mit uns nehmen, Urs. Abgesehen davon, dass wir nichts von ihr wissen, haben wir keinen Platz auf dem Fuhrwerk. Sie muss liegen, und die Ladefläche ist zugestellt mit unseren Sachen«, versuchte Barbli ihrem Sohn klarzumachen.
    »Auf dem Kutschbock ist für eine weitere Person ebenfalls kein Platz«, brummte Jaggi und spannte das Pferd vor den Karren.
    Urs ging zurück zu dem Mädchen. »Es tut mir leid. Wir können dich nicht mitnehmen.«
    »Ich will auch nicht mit nach Trier«, protestierte Susanna.
    Urs blickte sie erstaunt an. »Was willst du dann?«
    »Ich muss dringend nach Gersweiler.«
    »Lebst du dort?«, fragte er und war neugierig, mehr von ihr zu erfahren.
    »Meine Familie erwartet mich dort«, log Susanna erneut, ohne rot zu werden. »Kannst du mich nicht dorthin begleiten?«, bettelte sie.
    »Ich muss mit meinen Eltern ziehen«, erklärte er, als Susanna plötzlich laut aufschrie.
    »Es tut so weh! Es tut so weh!«, jammerte sie und warf sich zurück aufs Lager.
    Sogleich war Urs neben ihr, und auch seine Eltern kamen.
    »Was hat sie?«, fragte Barbli besorgt, als sie sah, wie sich das Mädchen vor Schmerzen krümmte.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Urs und entfernte den Verband. »Die Wunde sieht gut aus«, meinte er und drückte sanft die Wundränder.
    Susanna schrie sofort auf und hatte keine Mühe, Tränen über ihre Wangen fließen zu lassen.
    Barbli blickte ihren Mann ernst an und gab ihm ein Zeichen, ihr zu folgen. Mürrisch tappte Jaggi seiner Frau hinterher. Als sie einige Schritte gegangen waren, drehte sie sich ihm zu. »Wir können sie nicht sich selbst überlassen.«
    »Wir sind ihr nicht verpflichtet, Barbli. Urs hat ihre Wunde versorgt, und das ist mehr, als manch anderer für sie getan hätte. Ich muss nach Trier, Frau! Verpassen wir die Frist, waren unsere Anstrengungen umsonst«, erklärte er mit eindringlicher Stimme.
    Barbli nickte. »Ich weiß. Aber es ist unsere christliche Pflicht, dem Mädchen zu helfen. Ich hätte ein schlechtes Gewissen, wenn wir sie hier auf der Lichtung zurücklassen würden.« Sie wartete einen Augenblick, dann fasste sie ihren Mann zart am Arm und schlug vor: »Urs könnte bei ihr bleiben.«
    Jaggis Kopf ruckte hoch. »Das kommt nicht in Frage«, ereiferte er sich. »Auch Urs soll sich bei den Soldaten einschreiben, und er muss deshalb ebenfalls pünktlich in Trier

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