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Das Pestzeichen

Das Pestzeichen

Titel: Das Pestzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zin meister Deana
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ihren Ekel hinaus. Sie trampelte mit den Füßen auf der Stelle und brüllte wie von Sinnen. Dann lief sie zum Brunnen, wo sie sich eimerweise Wasser über Kopf und Körper goss. Erst als sie das Gefühl hatte, dass der Geruch von Feuer und Tod, Ekel und Abscheu nicht mehr an ihr haftete, stellte sie den Eimer zur Seite. Immer wieder schüttelte es sie.
    Sie war bis auf die Haut durchnässt und wollte Rock und Hemd ausziehen. Doch da sie den Beutel mit ihren Habseligkeiten, den sie im Angesicht des Feuers achtlos weggeworfen hatte, nicht finden konnte und ihre Kammer mit allem verbrannt war, hatte sie keine Kleidung zum Wechseln. Darum streifte sie sich das Wasser aus den Haaren und von der Haut und wrang den Rocksaum aus. Als sie aufblickte, sah sie ein Messer, das im hölzernen Überbau des Brunnens steckte. Sie zog es heraus und lief zurück in den Viehverschlag.
    »Beweg dich nicht!«, bat Susanna den Vater, der laut aufstöhnte, als sie seine Arme umfasste. Da das Seil, mit dem man ihm die Hände über dem Kopf festgebunden hatte, tief ins Fleisch schnitt, waren Hände und Gelenke angeschwollen. Susanna säbelte vorsichtig mit dem Messer über den Strick, bis er riss. Die Arme des Vaters plumpsten nach unten, und er brüllte vor Schmerz auf.
    Kraftlos saß er in gebeugter Haltung da und weinte wie ein Kind. Rasch durchtrennte Susanna die Seile, mit denen die Beine an den Pflöcken festgebunden waren. Als sie sich ihrem Vater zuwandte, sah sie, dass seine wunden und verkrusteten Lippen aufgeplatzt waren und stark bluteten. Susanna kniete sich neben ihm nieder und tupfte ihm behutsam mit ihrem noch feuchten Rocksaum das Blut vom Kinn. Das kühle, nasse Tuch schien den Schmerz zu lindern, denn der gepeinigte Mann schloss kurz die Lider. Als seine Lippen an dem Tuch saugten, stand Susanna auf. »Ich hole dir zu trinken.«
    Sie folgte dem Blick ihres Vaters, der kaum hörbar »Maria!« stöhnte und entsetzt auf seine tote Frau starrte.
    Tränen schossen Susanna in die Augen. Sie drückte ihrem Vater einen Kuss auf die Wange, erhob sich und ging nach draußen.
    Der Regen hatte nachgelassen. Die Luft war vom Qualm erfüllt, der von dem dampfenden Holz aufstieg und Susanna in den Augen brannte. Sie hielt sich schützend die Hände vor die Stirn und eilte in die Küche, um einen Becher und einen Krug zu holen. Dann rannte sie hinters Haus. Während sie am Brunnen das Gefäß mit klarem Wasser füllte, schweifte ihr Blick zu dem Gebüsch, hinter dem die Leiche ihres Bruders Johann lag. Entsetzt bemerkte sie eine Ratte, die vor dem Gatter hockte und in die Luft schnüffelte.
    Hastig stellte Susanna das Geschirr auf den Brunnenrand, nahm einen Stein vom Boden auf und warf ihn schreiend nach dem Tier. Fiepend floh die Ratte zum Misthaufen, wo sie in einem Loch verschwand. Susanna verabscheute Ratten und schüttelte sich. Sie wusste, dass sie die Toten schnellstmöglich beerdigen lassen musste, denn bald würde mehr Ungeziefer auftauchen.
    Susanna hielt ihrem Vater den Becher mit kühlem Wasser an die trockenen Lippen. Gierig trank er mehrere Schlucke. Dann holte sie frisches Stroh, polsterte damit sein Lager und half ihm, sich hinzulegen. Kaum lag er ausgestreckt auf dem Boden, schloss er die Augen und fiel in einen ohnmachtsähnlichen Schlaf.
    Sie besah sich die blutigen Klumpen seiner aufgequollenen Füße. »Welcher Mensch ist dazu fähig, dir so etwas anzutun?«, flüsterte sie und vertrieb mit der Hand die Fliegen.
    Kälte kroch in Susannas Glieder und ließ sie zittern. »Ich muss mich umziehen, sonst werde ich krank«, murmelte sie, als jemand hinter ihr rief:
    »Gott, Gütiger!«
    Susanna fürchtete für einen kurzen Augenblick, dass ihr Herz vor Schreck stehenbliebe, doch abrupt wandte sie sich der Stimme zu und schrie: »Komm mir zu nahe, und ich töte dich!« Dabei hielt sie das Messer vor sich, das sie in einer hastigen Bewegung vom Boden aufgenommen hatte.
    »Ich will dir nichts Böses!«, erklärte der Mann, der mit entsetztem Blick zur Leiche der Magd schaute, die durch den Luftzug am Balken hin und her baumelte.
    »Thomas!«, rief Susanna, als sie den Mann erkannte, und warf sich ihm an die Brust. Hilflos legte er seine Pranken um ihre Schultern und drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel.
    Im selben Augenblick verließen Susanna die Kräfte, und sie brach weinend zusammen. Ihre Knie knickten ein, und der Mann fing sie auf und strich ihr beruhigend über das nasse Haar.
    »Du musst dir trockene Sachen

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