Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Pete Buch 01 - Die Lausbuben von Somerset

Das Pete Buch 01 - Die Lausbuben von Somerset

Titel: Das Pete Buch 01 - Die Lausbuben von Somerset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Randall
Vom Netzwerk:
Petes Übersetzung kam den praktischen Tatsachen wesentlich näher. Johnny Wilde gab sich geschlagen.
    Nachdem die Finanzsorgen des Geheimbundes solchermaßen geklärt sind, kommt die praktisch veranlagte Dorothy auf das Wesentliche zu sprechen: „Und wofür geben wir das so verdiente Geld aus?"
    „Darüber entscheidet der Finanzminister."

    „Aha - und wer ist Finanzminister?" erkundigt sich Dorothy.
    Ich'" sagt Pete schlicht. „Wir könnten das Geld natürlich aufteilen, aber im Kriege ist eine zentrale Planung unbedingt erforderlich. Und wir führen doch Krieg gegen Mister Perkins — oder nicht?"
    Die Jungen blicken sich gegenseitig betreten an. Sie denken an das bevorstehende Rodeo - an Eisbuden, Würstchenstände ... an Geisterbahn, Karussells . . . an den Zirkus. Keiner denkt in diesem Augenblick an Krieg.
    Wer k e i n Idealist ist — wer sich vor dem Kampf mit Mister Perkins fürchtet", ruft Pete geistesgegenwärtig, „der hebe die linke Hand. Ihm soll sein Anteil ausgezahlt werden."
    Keiner hebt die linke Hand. Niemand will sich sagen lassen, kein Idealist zu sein - geschweige denn Angst zu haben. Aber irgendwie fühlen sich alle überfahren. Sie wissen nicht wieso - aber irgend etwas stimmt da nicht. Idealismus ist gut - Eiswaffeln sind auch gut. Wo liegt die Wahrheit?
    Pete könnte bestimmt nicht sagen, wie man das Wort Psychologie" schreibt - aber er erweist sich in diesem entscheidungsvollen Augenblick, da das Volk in Gärung gerät, da eine Revolution sich anbahnt, als ein ausgezeichneter Psychologe.
    Die Hälfte des Geldes", sagt er rasch, „geben wir natürlich sowieso auf dem Rodeo aus. Zum Kriegführen gehört Mut. Die Voraussetzung des Mutes ist die gute Laune. Es lebe die gute Laune!"
    3«
    „Hooooch!" rufen die Geheimbündler, ohne zu ahnen, daß sie Opfer eines gerissenen Propagandatricks geworden sind.
    Immerhin haben sie die Hälfte ihres noch zu erarbeitenden Verdienstes schon im voraus eingebüßt. Welcher Finanzminister der Erde hat jemals mit einer Staatsanleihe derartige Erfolge erzielt!
    „Es lebe die Gerechtigkeit!" stößt Pete den alten Kampfruf des Geheimbundes aus.
    „Hooooch!" schreien die Geheimbündler wieder — woraus sich einwandfrei ergibt, daß der Finanzminister sein Handwerk versteht. Die Idealisten sind sich nicht einmal bewußt, ein Opfer gebracht zu haben. Das ist der höchstmögliche Grad von Staatskunst. Höher geht's nimmer.
    Allerdings täte man Pete unrecht, wollte man nun annehmen, er beschränke sich darauf, das Geld für die Geheimbund-Kasse einzusacken. Er ist sich seiner Verantwortung bewußt und ist bereit, als leuchtendes Beispiel voranzugehen. Er will in die Höhle des Löwen gehen und das größte Opfer bringen — er will vor Mister Perkins hintreten und ihm das Ultimatum des „Bundes der Gerechten" überbringen: „Mein Herr — ich habe die Ehre, Ihnen im Namen meiner Kameraden vom ,Bund der Gerechten' eine Botschaft zu überbringen . . ."
    Die feierliche Handlung findet in den Abendstunden statt, nimmt jedoch nicht den gedachten feierlichen Verlauf. Perkins besitzt nun einmal keinen Sinn für Würde und Anstand. Vielleicht hätte sich Pete einen Frack anziehen sollen? (Aber von wem einen Frack stehlen!)

    Jedenfalls macht Perkins nicht den Eindruck, als sei er sich der Feierlichkeit des Augenblicks bewußt. Er macht vielmehr den Eindruck, als sei er im Begriff, in Gedanken Geld zu zählen.
    Feist, satt und verdrossen sitzt Perkins vor seinem Hause auf der Bank. Er hat die Rizinuskur von letzter Nacht überwunden. Die Tür zu dem besagten Häuschen ist nicht mehr zugemauert (zwei Arbeiter haben einen halben Tag gebraucht, um die Mauer einzureißen!) — und in den nächsten Tagen sind soundso viele Schuldscheine fällig, nebst Wucherzinsen. Perkins hat allen Grund, guter Laune zu sein. Er ist es aber nicht. Vielleicht drückt ihn doch noch das Rizinusöl? Vielleicht auch das schlechte Gewissen?
    Die Geheimbündler, deren Kasse inzwischen aufgefüllt worden ist (erst die Arbeit, dann das Vergnügen!) — haben sich an den Zaun herangepirscht und beobachten den Makler. Perkins ist von imposanter Erscheinung, groß und stark, mit brutalem, eckigem Kinn — und einem etwas schwabbeligen Doppelkinn darunter. Er besitzt buschige Augenbrauen, aber sein Schädel ist völlig kahl — ein seltsamer Gegensatz.
    Pete sieht die Augen seiner Getreuen auf sich gerichtet. Sekundenlang hat er das Empfinden, vor einem gähnenden Abgrund zu stehen — und diese

Weitere Kostenlose Bücher