Das Pete Buch 05 - Wer schleicht denn da herum
„Was wäre bloß aus dir geworden, wenn du deinen Johnny nicht gehabt hättest! Elendiglich hättest du absaufen müssen!"
Behutsam verfrachteten sie die Konservenkönigin wieder in ihr Auto. Dann ging es auf dem schnellsten Wege zur Salem-Ranch. Schließlich sollte sie sich ja keinen Schnupfen holen!
Mammy Linda staunte, als sie ankamen. Dann tat sie rasch, was in solchen Fällen gang und gäbe ist. Um die Jungen brauchte sie sich nicht zu kümmern. Die wußten immer, was sie zu tun hatten! Aber die liebe, gute Mrs. Dudley war schließlich seit gestern ihre Freundin! Also schleppte sie sie zunächst einmal in die Küche, schloß die Tür ab, um nicht gestört zu werden, frottierte die Patientin, bis sie rot wie ein Krebs schimmerte, hüllte sie dann sorgsam in ihren schönsten Morgenrock aus lila Samt mit einem goldenen chinesischen Drachen, holte schließlich aus dem verschwiegensten Fach ihres Schrankes eine Flasche, die sie verschämt „Seelenstärker" nannte, in der aber nur purer Whisky war, und traktierte die Millionärsgattin damit. Diese ließ alles über sich ergehen, denn sie war noch nicht wieder völlig klar um den Kopf. Der Seelenstärker aber bewirkte bald, daß sie sehr lustig wurde. Sie begann sogar zu singen. Sie sang, ein wenig schrill, aber doch einigermaßen richtig, das schöne Lied von der armen Sally, die von unbarmherzigen Banditen ins Gebirge entführt und eine Räuberbraut geworden war. Als sie den Song endlich beendet hatte, hielt Mammy Linda es für richtig, sie zu Bett zu bringen. Fünf Minuten später schnarchte Mrs. Dudley, wie es ihrer gesellschaftlichen Stellung entsprach. Mammy selbst aber begab sich, zufrieden mit dem, was sie erreicht hatte, wieder an ihr Tagewerk. —
Die Jungen waren indessen nicht müßig. Zunächst hatte Johnny die Menagerie sehen müssen, und nachdem seine freundschaftlichen Beziehungen zu Halbohr aufgefrischt worden waren, wollten sie gerade nach dem Hauskorral, um Black King, dem Wunderhengst, einen Besuch abzustatten, als der erste von Sams „Botschaftern" erschien. Conny Gray fegte durchs Ranchtor, spurtete im vierten Gang auf die Jungen zu, bremste kurz, aber wirkungsvoll dicht vor Pete ab und keuchte: „Sie kommen!"
„Wer kommt?" rügte Pete. Er war dafür, daß man sich größtmöglichster Genauigkeit befleißigte.
„Mr. Grayhound und Mr. Salverman", ergänzte Conny.
„Schon mal was von Grayhound und Salverman gehört?" fragte Pete erstaunt Sam. Der verzog nur abfällig das Gesicht. „Conny war schon immer ein Dussel", stellte er überzeugt fest. „Nimm's ihm nicht übel! Vielleicht legt sich's mit der Zeit."
„Das sind doch die beiden, auf die du mich angesetzt hast!" knurrte Conny erbost und boxte Sam in die Rippen. „Die aus dem Silberdollar!"
„Und kommen hierher?" wunderte sich Pete.
auch Sam starrte Conny verblüfft an; dann dachte er nach. Er schloß die Augen, runzelte die Stirn, legte den rechten Zeigefinger ans linke Nasenloch und scharrte mit dem Fuß über den Erdboden. „Ich hab's!" verkündete er endlich. „Sie haben's auch nicht! Und weil sie's nicht haben, denken sie, wir haben's! Wenn wir's aber haben, ist's klar, daß sie hierherkommen, um es von uns zu kriegen, und da sie's auf andere Weise nicht kriegen können, haben sie eine Schufterei im Sinn!"
„Stopf ihm ein Büschel Gras in den Mund, Johnny!" flehte Pete. „Sonst hört er nicht eher auf, bis er einen Knoten in der Zunge hat, und wer macht ihm den dann 'raus?"
Sam klappte beleidigt den Mund zu. „Natürlich weißt du's wieder besser!" murrte er.
„Wie weit sind sie schon?" fragte Pete schnell.
„In zehn Minuten können sie hier sein!"
Nun überlegte Pete. „Bei dieser Sache geht tatsächlich alles verkehrt", sagte er nachdenklich. „Wir glaubten, sie hätten die Sachen, oder sie wüßten wenigstens, wo sie sind! Daß sie hierher kommen, beweist jedoch, daß sie keinerlei Ahnung haben und hoffen, etwas von uns zu erfahren! Falls sie aber etwas von uns erfahren wollen, können wir natürlich nichts von ihnen erfahren! Das ist wie 'ne Schlange, die sich in den Schwanz beißt!"
„Hört mal!" rief Johnny in höchsten Tönen. „Ihr sprecht beide so wundervoll klar, daß man beim besten Willen nicht merkt, worum es geht! Aber ich glaube es doch zu wissen, und wenn ihr mein —"
„Halts Maul!" unterbrach ihn Sam. „Jetzt sind Männer am Werk, da ist deine Klappe vollkommen fehl am Platz! Verhalt' dich ruhig und tu', was wir tun!"
„Aber ich
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