Das Pete Buch 15 - Hals und Beinbruch Boys
ziemlich unwegsames Gelände, zwischen Felsblöcken und fast undurchdringliches Strauchwerk hindurch. Toby konnte sich kaum noch im Sattel halten, so übermüdet war er. Aber der Onkel kannte kein Erbarmen. Endlich glaubte er, den richtigen Platz gefunden zu haben. Man war hier bereits so weit von der Straße entfernt, daß die Stimmen der Tiere nicht bis dorthin drangen. Im übrigen fürchtete er gar nicht, verfolgt zu werden. Dieser blöde Hilfssheriff hatte ihm ganz ausgezeichnete Dienste geleistet! Er lachte zufrieden in sich hinein. Es war schon gut, daß es auch dumme Menschen auf der Welt gab. Wenn es nur Kluge geben würde, wie sollten es dann diese Klugen zu etwas bringen?
Das Vieh war von dem anstrengenden Treck ebenfalls übermüdet. Es kam sofort zur Ruhe, als der Lagerplatz
erreicht war, so daß sich die Kinder nicht mehr viel um die Tiere zu kümmern brauchten. Ellen hatte großen Hunger, aber der Onkel hatte nicht daran gedacht, etwas zum Essen mitzunehmen. Mochten die Kinder ruhig einmal mit leerem Magen schlafen gehen! Sie aßen sowieso viel mehr, als sie ihm einbrachten.
„Legt euch hin und schlaft!" befahl er störrisch. „Dann spürt ihr das Magenknurren nicht mehr!" Er selbst streckte sich sofort lang ins hohe Gras, den Sattel als Kopfkissen benutzend. Den Kindern blieb nichts anderes übrig, als seinem Beispiel zu folgen. Bald waren sie eingeschlafen. Der Onkel schnarchte wie ein Sägewerk, das in vollem Betrieb ist. Er hatte sich so gelegt, daß jeder, der von der Straße kam, über seine Füße stolpern und ihn damit wecken mußte. So besaß er die Gewähr dafür, daß sich nichts ereignen konnte, ohne daß er Bescheid wußte.
Derjenige aber, der heranschlich, kam nicht von der Straßenseite her. Sam hatte den Umweg nicht gescheut, um sich von rückwärts anzupirschen; er hatte ja schließlich auch kein Vieh zu treiben brauchen und war nicht so ermüdet wie die Kinder. Hinter einem Felsblock versteckt, überschaute er das Lager. Er hielt es für wichtig, mit Mike die Verbindung aufzunehmen. Natürlich hatte er sich schon längst einen grandiosen Plan zurechtgelegt! Man brauchte Sam nicht einmal auf den Kopf zu stellen; aus ihm fielen die Pläne zu jeder Tages- und Nachtzeit fix und fertig nur so heraus, ohne daß er geschüttelt werden mußte. Es wäre ja schön gewesen, wenn man auch das Vieh gerettet hätte — aber wenn man die Kinder
nicht m i t dem Vieh bekam, nahm man sie eben ohne Vieh. Mochte der Onkel dann die Rinder, Pferde und Schafe alleine weiter treiben. Vielleicht ließ er die Herde dann irgendwo stehen.
Nachdem er sich genau unterrichtet hatte, wo die Kinder lagen, schnitt er eine lange Rute vom nächsten Busch, ein Ding, an dem er oben ein paar einsame Blätter hängen ließ, nachdem er alle andern entfernt hatte. Dann schlich er sich hinter Mike. Hinter einem großen Stein verborgen streckte er die Rute aus. Gleich darauf wedelten die baumelnden Blätter um Mikes Nase. Der reagierte zuerst überhaupt nicht. Dann verzog er nur das Gesicht. Aber als das nichts half, fuhr er endlich mit der Hand darüber hinweg. Schließlich war er wach genug geworden, um nach dem blöden Insekt zu haschen, das ihn da den sauer verdienten Schlaf störte. Er war erstaunt, feststellen zu müssen, daß es sich gar nicht um ein Insekt handelte. Aber er war klug genug, sich mucksmäuschenstill zu verhalten, als er ein leises „Psst!" vernahm.
Wenig später lag Sam neben ihm.
„Ich bin euch nachgeritten", berichtete er eilig, „und so, wie ich Pete kenne, ist auch der in der Zwischenzeit nicht untätig geblieben. Ich glaube kaum, daß meine Freunde weit von uns entfernt sind. Ausgeschlossen, daß wir euch in den Händen dieses verteufelten Onkels lassen! Ich schlage vor, wir wecken Toby und die Himmelfahrtsnase und machen uns heimlich davon. Es wird nicht schwer sein. Dein Onkel schläft, als wolle er überhaupt nicht mehr aufwachen. Kleinigkeit, die Pferde
zur Straße zurückzuführen und nach Somerset zu preschen! Unterwegs werden wir schon auf Pete stoßen. Der wird inzwischen alles Notwendige veranlaßt haben."
„Aber unser Vieh!" wandte Mike ein. „Sollen wir ihm das alles denn so kampflos überlassen? Wenn er uns schon um die Ranch gebracht hat — jetzt auch noch auf das zu verzichten, was wir mühselig retten konnten —?"
„Ihr werdet auf nichts verzichten!" tröstete Sam. „Wie ist's also?"
Mike überlegte nicht lange.
„Du hast recht", gab er zu. „Es wird schwer
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