Das Pete Buch 15 - Hals und Beinbruch Boys
einmal verraten, was du eigentlich vor hast?" fragte Mike, dem schon unbehaglich zumute wurde. „Es ist ja ekelhaft, etwas tun zu müssen, von dem man nicht weiß, warum man es tun soll!"
„Alles zu seiner Zeit! Nimm dir ein Beispiel an mir: Neugierde ist eine häßliche Eigenschaft, ich aber war noch nie im Leben auch nur eine Minute lang mit diesem Laster behaftet!" log er feste darauf los, um den anderen Mut zu machen.
Mike zuckte die Achseln. Dann schaufelten sie ihre Stetsons voll. Es war ein beängstigendes Gekrabbel, das sie dann mit sich fortschleppten. Die in ihrer Arbeit gestörten Tierchen wimmelten wild durcheinander.
„Toby und Miss Himmelfahrtsnase bleiben bei den Gäulen zurück", ordnete Sam jetzt an. „Ihr dürft euch
keinen Schritt von den Pferden entfernen, ihr beiden! Denn es ist möglich, daß es auf die Minute ankommt, und wenn wir euch erst lange suchen müssen, wenn's so weit ist, ist wahrscheinlich alles im Eimer!"
Mike fragte nicht mehr, er hatte es aufgegeben. Während sich Toby und Ellen zu den Pferden begaben, schlich er lautlos hinter Sam her. Es sah einigermaßen seltsam aus, wie die Jungen ihre gefüllten Stetsons vorsichtig vor sich hertrugen und sie weitab von ihren Körpern hielten, um möglichst nicht mit den wütenden Tieren in unangenehme Berührung zu kommen.
Nach kurzer Zeit hatten sie den Schlafplatz erreicht. Der Onkel lag immer noch unbeweglich da, sein Schnarchkonzert war auch nicht um einen einzigen Grad leiser geworden.
Sam hockte sich hinter einem Strauch ganz in dessen Nähe nieder. Er brauchte nur die Hand auszustrecken, um ihn fassen zu können. Natürlich hütete er sich, das zu tun.
„Nun geht's los!" flüsterte er unmerklich, und in der gleichen Sekunde ging es auch los! Rothaar schüttelte nur einfach den Inhalt seines Hutes dicht neben der Schulter des Schlafenden auf den Erdboden aus. Dann griff er nach rückwärts und nahm Mikes Hut; dessen Inhalt wurde dicht neben der anderen Schulter des Onkels schön verlagert.
Sie brauchten nun nicht mehr lange zu warten. Es dauerte keine fünf Minuten, dann begann der Schläfer unruhig zu werden. Er wälzte sich nach rechts und links, stieß kleine, ob der Störung ungehaltene Grunzlaute
aus, griff schlaftrunken mit den Händen an die Schultern und begann sich zu kratzen. Schließlich erwachte er.
Mit jäher Bewegung richtete er sich auf. „Ich muß mich mitten in einen vertrackten Ameisenhaufen gelegt haben!" murmelte er. „Seltsam, daß ich ihn nicht bemerkte, als ich zur Ruhe ging!"
Sam und Mike ließen keinen Blick von dem Manne. Mike wußte nicht, was Sam mit der Ameisengeschichte beabsichtigte; er ahnte nicht, was das Ganze bezweckte. Aber er vertraute dem neuen Freund. — Irgend etwas mußte ja dabei herauskommen.
Nach der Art, wie sich der Onkel gebärdete, hatte der größte Teil der Ameisen den richtigen Weg gefunden. Der Mann schüttelte sich, kratzte und schlug aus, ohne daß es viel nützte. Schließlich sprang er ganz auf und begann so etwas wie einen Indianertanz. Aber auch der schien ihm nicht zu genügen. Nachdem er sich einige Minuten lang wie ein Wilder gebärdet hatte, blieb ihm als einzige Möglichkeit, die wütenden Ameisen loszuwerden, sich auszuziehen.
Hastig streifte er das Hemd über den Kopf und warf es ins Gras. Dann begann er nach den Ameisen zu patschen, die seinen Rücken bevölkerten.
„Komm!" flüsterte Sam plötzlich und stieß Mike in die Seite. „Wir haben genug gesehen! Jetzt nichts wie fort — ehe er merkt, daß ihr nicht mehr da seid."
Mike platzte beinahe vor Neugierde. Da er jedoch wußte, daß ein einziges Wort sie verraten konnte, verkniff er sich jede Frage. Sie schlichen sich davon, kamen aber nicht weit. Nach keinen fünf Schritten erstarrten beide zu Stein. Das war doch Miss Himmelfahrtsnase! Mit lauter, unbekümmerter Stimme erzählte sie ihrem Bruder Toby etwas, was sie wahrscheinlich für sehr wichtig hielt — ohne daran zu denken, was sie damit anrichtete.
„Ich glaube, wir können uns jetzt aufhängen!" stöhnte Mike. „Nun ist alles doch im Eimer!"
„Im Eimer ja — aber ob endgültig, das muß sich erst erweisen!" entgegnete Sam, der unverbesserliche Optimist. „Legen wir los! Vielleicht schaffen wir's noch! Zu den Pferden, Amigo!"
Sie liefen davon, hatten aber noch keine zehn Schritt getan, als sie merkten, daß der Onkel ihnen dicht auf den Fersen war. Ob er sie entdeckt hatte, wußten sie nicht; auf jeden Fall strebte er in der
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