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Das Phantom der Freiheit

Das Phantom der Freiheit

Titel: Das Phantom der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Luif
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macht. Viel wichtiger als in späteren Jahren. Anziehende Kinder werden von adoptionswilligen Leuten bevorzugt. Sie kommen leichter zu einem Heim und zärtlichen Eltern, die ihnen Liebe und Sicherheit geben. Ich war nicht der Typ, der den Leuten gefällt, und so blieb ich in der Krippe, bis ich neun war. Oft sah ich Leute kommen und das eine oder andere Kind mitnehmen, aber für mich interessierte sich nie jemand, so daß ich überzeugt war, daß ich in der Krippe bleiben würde, bis ich für eine Adoption zu alt wäre, und dann meinen Lebensunterhalt selbst würde verdienen müssen.
    Dann sah eines Tages eine der Schwestern der Krippe, wie ich weinte. Ich weiß nicht mehr, worüber ich weinte, aber sie tröstete mich und sagte, ich hätte keinen Grund, über irgendwas zu weinen, denn ich hätte einen guten Kopf und würde eines Tages eine Schönheit sein, und was könnte sich ein Mädchen mehr wünschen? Ich schaute in den Spiegel, aber ich sah genauso aus wie zuvor. Trotzdem mußte sie gewußt haben, wovon sie redete, denn ein paar Wochen später kam ein Ehepaar, das ein nicht zu kleines Kind adoptieren wollte, und sie nahmen mich.«
    Alison holte tief Atem, und die Nässe in ihren Augen war nicht gespielt.
    »Wer es nicht erlebt hat, der kann nicht wissen, wie es ist, mit neun Jahren zum ersten Mal ein Heim zu haben«, sagte sie. »Zu sagen, ich wäre für meine neuen Eltern gestorben, beschreibt die Situation nur unvollkommen. Vielleicht ist dies etwas, das Roderick getäuscht hat. Er wußte, daß ich wenigstens zweimal im Monat meine Eltern besuche. Wahrscheinlich dachte er, sie wären meine richtigen Eltern, darum fragte er mich nicht, ob ich android sei.«
    Zum ersten Mal, seit sie mit ihrer Geschichte begonnen hatte, sah sie Roderick an. Er nickte. »Nur zu«, sagte er. »Du machst deine Sache gut.«
    »Heutzutage ist das Leben für einen Androiden nicht hart«, fuhr Alison fort. »Nur gelegentlich kommt es vor ...«
    Sie zögerte, und Roderick mußte nachhelfen. »Was kommt nur gelegentlich vor?«
    Aber Alison war nicht bei ihm. Sie war elf Jahre in der Vergangenheit.
     
    Alison hatte alles über jene mißliche Periode gewußt, wo sie aufhören würde, ein Kind zu sein, um eine Frau zu werden. Aber sie hatte nicht gewußt, daß es so schnell gehen würde. Die Verwandlung geschah, bevor sie eine innere Einstellung dazu finden konnte, und ihre Adoptiveltern ließen sie in diesem Punkt im Stich. Obwohl Alison es sich nicht eingestehen wollte, es wäre viel leichter gewesen, wenn Susan mit ihr darüber gesprochen hätte.
    Eines Tages, als sie draußen herumlief, bemüht, mit sich selbst ins reine zu kommen, stieß sie im Wald auf eine Gruppe von Jugendlichen ihres Alters. Einen von ihnen, Bob Thompson, kannte sie flüchtig, und sie wußte, daß der Anführer der Bande, mit fünfzehn so groß wie ein Mann, Harry Hewitt hieß. Sie hatte keine Ahnung, ob der eine oder der andere von ihnen ein Androide war – die Frage war ihr nie in den Sinn gekommen. Und es schien auch nicht von Interesse oder Bedeutung zu sein, daß sie ein Androide war, als sie an ihnen vorbeiging, errötend über die Blicke und Pfiffe, die sie erntete.
    Sie sah Bob Thompson mit Harry Hewitt flüstern, und Hewitt platzte heraus: »Androide, eh? Androide! Das ist gut, das ist genau das Richtige für uns!« Er vertrat ihr den Weg und ließ sie nicht vorbei. »Was für ein hübscher kleiner Androide«, sagte er laut und großspurig. »Ich hab' dich schon öfter gesehen, aber ich dachte, du wärst bloß ein Mädchen. Zieh deine Bluse aus, Androide.«
    Die anderen Jungen hatten Bedenken, und einer stieß Hewitt an und meinte, es werde Ärger geben, wenn sie was mit ihr machten.
    »Unsinn«, erklärte Hewitt. »Sie ist ein Androide. Keine richtigen Eltern, nur Leute, die sie aufgenommen haben, damit sie so tun können, als ob sie eigene Kinder hätten.«
    Alison spähte wie ein in die Enge getriebenes Tier in die Runde, aber es gab kein Entkommen.
    »Menschen können mit Androiden machen, was sie wollen«, sagte Hewitt seinen furchtsameren Gefährten. »Wußtest ihr das nicht?« Er wandte sich wieder zu Alison. »Aber zuerst müssen wir nachsehen, ob sie wirklich einer ist. Halt sie fest, Butch.«
    Alison wurde von hinten bei den Oberarmen gepackt, und Hewitt befummelte ihre Hüften, die vor nicht langer Zeit noch jungenhaft gewesen waren. Sie zappelte und wand sich und trat mit den Füßen, aber dieser Butch war ein kräftiger Bursche. Zwei andere

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