Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Phantom der Freiheit

Das Phantom der Freiheit

Titel: Das Phantom der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Luif
Vom Netzwerk:
reinzuhalten.«
    Er sah die zwei anderen Männer der Mannschaft an und neigte seinen Kopf. Ohne ein weiteres Wort verließen die drei den Umkleideraum.
    Alison, allein mit den anderen drei Mädchen, von denen sie eine aus der Turniermannschaft verdrängt hatte, machte ihrem Ärger Luft.
    »Das ist Unsinn«, sagte sie. »Wenn ihr einen Tennisverband ohne Androiden wollt, dann habe ich nichts dagegen, aber ihr solltet wenigstens einen Aushang im Klubhaus machen, um Mißverständnisse zu vermeiden. Ich wußte nicht, daß ihr ...«
    »Es steht in der Klubsatzung, die du beim Eintritt bekommen hast. Wenn du sie nicht durchgelesen hast, ist es allein dein Fehler«, sagte Veronika kalt – dieselbe Veronika, die noch vor ein paar Minuten mit Alison gelacht und geschwatzt und ein Doppel gewonnen hatte. »Wir werden dafür sorgen, daß du in Zukunft besser aufpaßt.«
     
    Die drei gingen auf sie los. Anscheinend sollte es einen handgreiflichen Denkzettel geben. Alison machte es nichts aus. Sie stieß Veronika die Faust in den Magen, daß das Mädchen luftschnappend zurücktaumelte. Sie wartete, daß sie ihr die Kleider herunterreißen würden, weil sie dachte, das sei die übliche Behandlung für Androidenmädchen. Aber diesmal war es ganz anders als zwei Jahre zuvor im Stadtwald. Dies war sauber und sportlich-fair, und statt eines halben Dutzends Jugendlicher mit einem Taschenmesser gegen ein entsetztes Kind waren es nur drei Mädchen gegen eines.
    Alison verteidigte sich hart, aber fair. Sie fürchtete, daß sie den Androidenhassern Munition liefern würde, wenn sie nicht sauber kämpfte. Aber auch die anderen Mädchen beachteten die ungeschriebenen Regeln. Sie waren alles andere als rücksichtsvoll, aber sie zielten nicht in ihr Gesicht, verzichteten auf den Einsatz von Fingernägeln und rissen nicht an ihrem Haar.
    Die drei Mädchen waren Alison körperlich ebenbürtig, und so war der Ausgang des ungleichen Kampfes unausweichlich. Alison landete am Boden und wurde auf den Bauch gedreht. Ein Mädchen setzte sich auf ihre Beine, ein zweites auf ihre Schultern, während das dritte mit kraftvoll geschwungenem Tennisschläger ihr vom kurzen Tennisröckchen nur unvollkommen geschütztes Hinterteil bearbeitete.
    Es war kein Scherz. Alison gab keinen Laut von sich; sie hätte es auch nicht getan, wenn es viel schlimmer gewesen wäre. Aber als sie endlich von ihr abließen, fühlte sie sich gedemütigt und hatte Tränen des Selbstmitleids in den Augen.
    Die drei gingen hinaus und ließen sie allein. Sie rappelte sich auf und klopfte den Staub aus ihrem Tennisdreß. Der Boden war sauber, und der Spiegel in der Ecke zeigte ihr, daß sie nicht allzusehr gelitten hatte. Tatsächlich sah sie besser aus als die drei Mädchen, die sie geschlagen hatten.
    Als sie sich umzog, hatte sie den Schock soweit überwunden, daß sie philosophisch über ihr Schicksal und den Gedanken lächeln konnte, daß sie jede der drei anderen sowohl in einem Schönheitswettbewerb als auch in einem Tennismatch würde schlagen können. Sie konnte sich sagen, daß sie eifersüchtig auf sie waren. Ihr Selbstgefühl war verletzt, und sie fühlte sich erniedrigt, aber es gab keinen anderen Schaden. Sie konnte sogar ihren Standpunkt verstehen.
     
    »Was für ein Standpunkt war das?« fragte Roderick.
    »Nun, sie waren Menschen, und sie waren Snobs. Es war ein privater Klub ...«
    »Und so war es verständlich«, sagte Roderick, »daß sie keine Androiden aufnahmen, die minderwertige Geschöpfe sind.«
    »Nein, nicht ganz so«, protestierte Alison lachend. »Ich glaube wirklich nicht ...« Sie brach ab.
    »Aber manchmal doch, nicht wahr?« beharrte Roderick. »Oder nur ein Teil von dir, während der andere recht gut weiß, daß ein Androide so gut ist wie ein Mensch?«
    Alison erschauerte plötzlich. »Ich habe ein komisches Gefühl, als ob ich in eine Falle hineingelockt worden wäre.«
    »Dieses Gefühl haben die Leute immer, bevor sie entdecken, daß sie keinen Grund haben, sich vor Spinnen zu fürchten – oder was immer es war, das sie ängstigte.«
    »Viel mehr gibt es nicht zu berichten«, sagte Alison. »Ich fand Arbeit in einer Werbeagentur. Sie wußten, daß ich ein Androide war, und sie zahlten mir, was sie anderen für die gleiche Arbeit zahlten. Und wie die anderen bekam ich dann und wann eine Gehaltserhöhung. Schließlich wurde ich Sekretärin.
    Aber dann bemerkte ich etwas – ich erntete nie Anerkennung für irgend etwas. Wenn ich eine Idee oder

Weitere Kostenlose Bücher