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Das Phantom der Freiheit

Das Phantom der Freiheit

Titel: Das Phantom der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Luif
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Armbruster war groß, stattlich und reich. Außerdem war er verliebt, denn dies war seine Hochzeitsreise. Jedesmal, wenn es eine Veränderung der Schwereverhältnisse gegeben hatte, war Ruby todkrank gewesen, obwohl sie vom Rest der Reise begeistert gewesen war.
    Die Tür sprang auf, und ein Kopf schaute herein. »Alles in Ordnung? Angeschnallt? Fein, danke.« Die Tür schloß sich.
    »Steward«, sagte Fred bitter. »Immer muß ein Steward seinen Kopf hereinstecken, als ob wir Kinder wären, die beaufsichtigt werden müssen. Wenn ich die Leitung dieses Schiffes hätte, würde ich ...«
    »Sei nicht so, Liebling.«
    Fred Armbruster runzelte die Brauen. »Trotzdem, ich finde es nicht richtig, daß jedes Besatzungsmitglied einen Hauptschlüssel für alle Türen hat. Wenn ich der Kapitän wäre ...«
    »Achtung, Achtung! Die Gyros werden jetzt eingeschaltet. Die Übergangsphase der Schwerelosigkeit wird etwa dreißig Sekunden dauern, worauf die negative Beschleunigung einsetzen und eine Verlagerung der Schwere bewirken wird. Bitte bleiben Sie angeschnallt auf Ihren Betten, bis wir Ihnen das Ende des Manövers bekanntgeben.«
     
    Edouard Andre blies eine Wolke Zigarettenrauch zur Decke. »Bin ich froh, nach Hause zu kommen!« sagte er heftig. »Mars! Luft in Dosen und Gestank! Staubstürme und verdammte Touristen, die einem das importierte Bier wegsaufen!«
    Jerry Hammermill lag entspannt im anderen Bett, die Hände hinter seinem Kopf verschränkt. »Sag nichts, Eddie. Schließlich warst du nicht zum Vergnügen auf dem Planeten. Hast schweres Geld gemacht, das Geschäft deines Lebens.«
    »Rede nicht so laut!« grollte Andre. »Ich glaube immer noch, daß sie die Kabinen verwanzt haben.«
    »Sei kein Dummkopf«, sagte Hammermill gelassen. »Erstens lügen meine Instrumente nicht, und zweitens würden die Störimpulse, die ich in diese Metallwände leite, jedes bisher bekannte Abhörgerät außer Gefecht setzen. Und drittens habe ich keine Einzelheiten erwähnt.«
    »Ja, ja«, sagte Edouard Andre. »Ich weiß, du bist ein schlauer Bursche – der kluge Kopf, der uns noch in den Knast bringen wird.«
    »Der kluge Kopf«, erwiderte Hammersmith, »der jedem von uns zu einer Viertelmillion verholfen hat. Wenn sie auf dem Feld, das wir ihnen verkauft haben, nicht die rauhe Menge von Rohdiamanten finden, die sie dort erwarten, können sie uns auf der Erde nicht belangen. Außerdem dürfte es ihnen schwerfallen, uns eine betrügerische Absicht nachzuweisen.«
    »Hoffentlich hast du recht«, sagte Andre.
    Sie schwiegen. Allmählich, als die Rotation langsamer wurde, ging die räumliche Orientierung verloren. Oben und Unten begannen miteinander zu verschmelzen, bis sie verschwanden und mit jeder anderen Richtung eins wurden.
    »Negative Beschleunigung in dreißig Sekunden«, sagte der Lautsprecher.
     
    Kapitän Bernard Deering, ein Mann mit eisengrauem Haar und langsamen Bewegungen, dessen Händen die hundertneunundsiebzig anderen Reisenden an Bord der »Martian Queen« ihr Leben anvertraut hatten, saß an seinem Platz auf der Brücke und sah die Sterne um sich kreisen. Er beflog seit fünfzehn Jahren die Marsroute, nachdem er mit Militärdienst Karriere gemacht hatte. Er kannte sein Schiff, und er kannte seine Arbeit. Als die Schiffsrotation aufhörte und die Sterne zur Ruhe kamen, wandte er seinen Kopf zur Seite und sagte: »Peilung!«
    Astrogator Bliven, ein stets säuerlich blickender, nüchterner Mann, der seit elf Jahren mit Deering fuhr, sagte eine Reihe Zahlen herunter, und Deering nickte.
    »Genau auf Kurs«, sagte er. »Lassen Sie das Band einlaufen.«
    Ein Knopfdruck, und das Magnetband mit dem Programm für die automatische Landung schnurrte in den Computer, der zeitlich genau abgestimmte Steuerimpulse an den Maschinenraum gab. Allmählich kehrte die Schwerkraft zurück, diesmal im rechten Winkel zu ihrem bisherigen Zug. Die Betten in den Kabinen drehten sich in ihren Rahmen. Zuvor waren sie am gelben Boden neben einer blauen Wand gewesen, angeordnet als Doppelbetten nebeneinander. Nun wurden sie zu zweistöckigen Betten an einer gelben Wand über einem blauen Boden.
    Der Beschleunigungsmesser kletterte rasch auf 980 und blieb dann auf diesem Wert. Und so war es, als es passierte. Es gab einen lauten, dumpfen Schlag, der die »Martian Queen« vom Maschinenraum bis zur Brücke erschütterte, und das Schiff taumelte, als ob es von einer schweren Artilleriegranate getroffen worden wäre. Die Nadel des

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