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Das Phantom der Freiheit

Das Phantom der Freiheit

Titel: Das Phantom der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Luif
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Gesichtsausdruck leerer Ergebung, der nichts über den Geist aussagte, der hinter diesem Gesicht arbeitete. Als Privatsekretär und zugleich Leibwächter ließ er wenig zu wünschen übrig. Er wußte, daß Mrs. Ledbetter ihn in ihrem Testament berücksichtigt hatte, und er wurde gut bezahlt. Auch war er nicht besorgt, daß er dieses Dienerleben noch lange würde ertragen müssen. So zäh die alte Mrs. Ledbetter auch war, lange konnte sie es nicht mehr machen; sie war hundertneun Jahre alt, und man begann es ihr anzumerken. Die Gertontologen hatten sie wie ein äußerst wertvolles und zerbrechliches Fossil konserviert, aber irgendwann waren auch sie mit ihrem Latein am Ende.
    »Stellen Sie das Schachspiel auf, Parksel«, sagte sie. »Und lassen Sie sich nicht wieder so schnell mattsetzen wie letztes Mal.«
    »Ja, Mrs. Ledbetter.« Er ging durch die kleine Kabine und holte den Kasten mit den Schachfiguren. Kaum hatte er sie aufgestellt, plärrte der Lautsprecher los.
    »Achtung, Achtung. In drei Minuten wird die Rotation um die Längsachse des Schiffes eingestellt, weil wir verlangsamen müssen. Bis zum Einsetzen der Schubwirkung wird es vorübergehend zu einem Zustand von Schwerelosigkeit kommen. Bitte legen Sie sich in Ihre Betten und befestigen Sie die Sicherheitsgurte. In zwei Minuten erfolgt eine weitere Warnung.«
    »Verdammt!« sagte Natalie Ledbetter.
    Parksel beugte sich wortlos über den Tisch und begann die kostbaren alten, aus Elfenbein und Ebenholz geschnitzten Schachfiguren in die mit Samt ausgelegten Vertiefungen des Kastens zurückzulegen, innerlich froh. Der muffige, unangenehme Geruch der alten Frau begann ihn zu stören, und er begrüßte die Gelegenheit, vom Tisch wegzukommen.
     
    George McBride stand still und lauschte der Lautsprecherdurchsage, dann lächelte er seine Frau an. »Du hast gehört, was der Mann sagte, Liebling – zurück ins Bett.«
    Marian McBrides freundliches Gesicht nahm einen Ausdruck gespielten Erschreckens an. »Aber George!«
    McBride schaute unschuldig drein. »Das sagte der Mann da oben. Es war nicht meine Idee. Ich bin nicht der Kapitän dieser Badewanne.« Das Lächeln vermochte die harten Ecken und Kanten seines Gesichtes kaum zu mildern; sein Kopf sah aus, als ob er von einem hervorragenden Bildhauer gemacht worden wäre, der unglücklicherweise nur eine Holzfälleraxt zur Hand gehabt hatte. Er war mittelgroß und wie ein Ringer gebaut – mit einem Bauch. Mit fünfundvierzig, dachte er, ist ein Bauch entschuldbar.
    Marian McBride war zehn Jahre jünger und konnte leicht für achtundzwanzig durchgehen. Ihr Gesicht war rund und weich und in einer anspruchslosen Weise hübsch. »Schade, daß es so kurz war«, sagte sie bedauernd. »Es war eine so wundervolle Reise.«
    McBride zwinkerte ihr zu. »Wir werden es mal wieder machen. Die Breckmann AG schickt nur ihre besten Leute hinaus, also mich.«
    Marian lächelte. »Sicher. Aber wird man dir erlauben, mich mitzunehmen? Für dich ist es die fünfte Reise. Für mich ist es die erste. Und wahrscheinlich die letzte.«
    »Aber Kindchen ...«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß, wieviel Mühe du hattest, sie soweit zu bringen, daß sie meine Passage mitbezahlten. Das werden sie ein zweites Mal nicht tun.«
    McBride schaute nachdenklich auf seine Füße. »Nun ... wir könnten das Geld sparen ...«
    Marian legte sich auf ihr Bett und griff zu ihrem Gurt. »Sei nicht albern, George. Wenn du glaubst, daß ich für eine zweite Reise sparen würde, bist du verrückt. Ich hatte mein Vergnügen jetzt, und ich werde dein Gehalt nicht für solche Sachen hinauswerfen.«
    McBrides strahlte plötzlich. »Du bist wunderbar, Marian. Darum will ich dich in ein kleines Geheimnis einweihen. Erinnerst du dich an diese Zusammenkunft beim alten Feldner? Nun, er fand es fein, daß ich dich mitgebracht hatte. Sagte, nach seiner Meinung sei es für einen Verkaufsingenieur gute Politik, seine Frau mitzubringen. Er will Breckmann in Österreich eine Empfehlung ...«
    »Achtung, Achtung. In einer Minute wird die Rotation des Schiffes gestoppt. Bitte legen Sie die Gurte an. Ein Steward wird die Kabinen überprüfen.«
     
    »Ist dir gut, Baby?« fragte Fred Armbruster besorgt.
    Ruby, seine hübsche Frau, lächelte über den Zwischenraum, der die beiden Betten trennte. »Ja, danke. Es wird schon gehen.«
    »Natürlich, Baby. Beim Start ist es dir nicht allzu schlecht gegangen, oder?«
    »Nein«, log sie. »Mach dir keine Sorgen, Fred.«
    Fred

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