Das Phantom der Freiheit
von Banknoten. Ich hatte es versprochen, und ich bin ein Mann, der sein Wort hält; und der Tisch war vernichtet, die Asche von Wind und Regen verweht und fortgespült. Gelegentlich schreibe ich ein wenig nebenbei, doch bei meinem begrenzten Talent verkaufe ich nicht allzu viele von meinen Erzählungen. Es ist eine gute Sache, daß ich eine runde Summe auf dem Bankkonto hatte, als der Tisch verbrannt wurde; zu Geld zu kommen ist nicht mehr so einfach, wie es einmal war.
Manchmal bedaure ich den Verlust des Kaffeetisches – es war ein altes Familienerbstück, und außerdem recht hübsch, mit seinen zierlichen geschwungenen und mit Goldfarbe gestrichenen Beinen. Und als ich ihn noch hatte, war Geld so leicht zu machen, daß das Leben ein Traum war. Freilich, wenn der Chef ihn noch eine Weile behalten hätte, wäre er bald darauf gekommen, daß es bloß ein Tisch wie jeder andere war und daß ich die Scheine für ihn und seine beiden Helfer gemacht hatte, während sie so konzentriert und schwitzend am Geldmachen gewesen waren. Das Geheimnis steckte nicht im Tisch; es ist in meiner Abstammung, das Erbe meiner Vorfahren. Aber was sie nicht wissen, wird sie nie heiß machen. Ich hielt mein Versprechen, und ich werde es auch in Zukunft halten. Aber ich machte ihnen keine Versprechungen, daß ich nicht von irgend etwas anderem Duplikate machen würde.
Zur Zeit beschäftigen sich viele Leute damit, alte Automobile ausfindig zu machen und zu restaurieren. Nächstes Jahr werde ich nach Frankreich reisen und mir einen Bugatti Typ 51 ansehen. Vor dreißig Jahren, als sie gebaut wurden, waren sie für vierzigtausend Dollar das Stück zu haben, und es gibt nur noch vierzehn von ihnen. Ein Mann namens Purdy, der in New York lebt, würde für einen fünfzehnten einen guten Preis zahlen, wie ich hörte. Und während ich in Europa bin, werde ich mich in den vielen Museen umtun, die sie dort haben, und mir ein paar seltene Bücher und Briefmarken und antike Münzen ansehen. Wie man mir sagte, ist das auch ein gutes Geschäft – völlig legal und bei weitem einträglicher als das Schreiben von Geschichten wie dieser.
Die Entscheidung
Was mit dem Linien-Raumschiff »Martian Queen« geschah, war auf den ersten Blick höchst unwahrscheinlich. Denn daß ein Geschwindigkeitsvektor genau einen Beschleunigungswert aufhebt, ist etwas, an dessen zufälliges Zustandekommen kein Mensch mit klarem Verstand glauben würde.
Doch wenn man das Bild ein wenig genauer betrachtet, wird bald klar, daß jeder gegebene Zufall höchst unwahrscheinlich ist. Das unbefruchtete Ei etwa hat die Wahl zwischen einigen Millionen Spermien; wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, daß Sie sie sein werden?
Es ist jedoch müßig, die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses zu berechnen, nachdem es bereits stattgefunden hat. Man könnte mit Zahlen aufwarten, die beweisen, daß es nicht geschehen sein kann, und im Bereich von Ursache und Wirkung ist der nachträgliche Hinweis auf Gesetzmäßigkeiten wertlos.
Die statische Wahrscheinlichkeit sprach dagegen – aber es geschah.
Die »Martian Queen« war ein Luxusschiff von einigen fünfhundert metrischen Tonnen und befand sich mit hundertfünfzig Passagieren und dreißig Mann Besatzung unterwegs vom Mars zur Erde.
Was mit den Triebwerken passierte, ist nicht bekannt; die vier Männer, die es vielleicht hätten sagen können, waren innerhalb von Sekunden tot. Es gab mehrere Faktoren, die das Verhängnis verursacht haben konnten – einen Unfall, der ohne das klare Denken eines Mannes viel mehr Opfer gefordert hätte als jene vier Unglücklichen, die in einem jähen Aufflammen von Licht starben.
»Wie lange noch?« schnappte Mrs. Ledbetter. Ihr rundes Gesicht war faltig wie der Hals einer Schildkröte, und sie biß ihre Wörter ab, als gönne sie ihnen das Fragezeichen am Ende nicht.
»Noch ein paar Stunden, Mrs. Ledbetter«, sagte Parksel mit der unendlichen Geduld eines Mannes, der mehr als seinen Titel getragen hat und bereit ist, es auch weiterhin zu tun – solange die Bezahlung stimmt.
Mrs. Ledbetter zog eine Zigarette aus einem mattglänzenden Platinetui, steckte sie in ihren lippenlosen Mund und ließ sich von Parksel Feuer geben. »Ich hasse Raumschiffe«, sagte sie paffend. »Die Enge der Kabinen, die Untätigkeit, das Gefühl, eingesperrt zu sein und nicht hinausgehen zu können, um frische Luft zu atmen – es ist unerträglich!«
Parksel war ein großer, schwerfällig wirkender Mann mit einem
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