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Das Phantom im Netz

Titel: Das Phantom im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Mitnick , William L. Simon
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Terminals im Computerpool installiert war, speicherte es jedes Mal, wenn sich ein Student einloggte, heimlich Benutzername und Passwort in einer Datei.
    Warum ich das machte? Meine Freunde und ich waren der Meinung, es sei cool, alle Passwörter zu haben. Es steckte keine böse Absicht dahinter. Es ging nur um den Spaß beim Sammeln der Informationen, nichts weiter. Es war einfach eine der Herausforderungen, die ich mir, als ich jung war, immer wieder aussuchte, seit ich den ersten Zaubertrick gesehen hatte. Konnte ich solche Tricks auch lernen? Konnte ich lernen, wie man Menschen hereinlegt? Konnte ich mir Fähigkeiten aneignen, die ich eigentlich nicht haben sollte?
    Später verpetzte mich einer von der Pool-Aufsicht beim Systemadministrator. Drei Mann von der Campuspolizei stürmten daraufhin den Computerpool. Sie hielten mich fest, bis meine Mutter mich abholte.
    Der Dekan, der mir den Zugang zum Pool über sein eigenes Benutzerkonto ermöglicht hatte, war stinksauer. Aber er konnte nicht viel tun: Damals gab es noch keine Gesetze zur Computerkriminalität, und so konnte er mich nicht einmal anzeigen. Meine Zugangsrechte wurden mir natürlich entzogen, und ich hatte Hausverbot auf dem Campus.
    Meine Mutter wurde gewarnt: »Nächsten Monat tritt in Kalifornien ein neues Gesetz in Kraft, nach dem das, was Kevin getan hat, illegal ist.« Der US-Kongress brauchte noch vier weitere Jahre, bis er schließlich ein Bundesgesetz zur Computerkriminalität beschloss. Aber eine Liste meiner Aktivitäten diente wohl dazu, den Kongress von der Notwendigkeit eines solchen Gesetzes zu überzeugen.
    Auf jeden Fall schreckte mich die Drohung nicht ab. Kurz darauf fand ich heraus, wie ich Anrufe von Leuten aus Rhode Island bei der Telefonauskunft zu mir umleiten konnte. Mit Menschen, die eine Telefonnummer haben wollen, kann man viel Spaß haben. Ein typisches Gespräch lief in etwa folgendermaßen ab:
    Ich: Welcher Ort, bitte?
    Anrufer: Providence.
    Ich: Welcher Name, bitte?
    Anrufer: John Norton.
    Ich: Ist das eine geschäftliche oder eine Privatnummer?
    Anrufer: Privat.
    Ich: Die Nummer ist 836 5 ½ 66.
    An diesem Punkt waren die Anrufer in der Regel entweder verdutzt oder verärgert.
    Anrufer: Und wie wähle ich bitte »½«?!
    Ich: Besorgen Sie sich ein neues Telefon mit »½« drauf.
    Die Reaktionen darauf waren zum Totlachen.
    Zu der Zeit damals hatten zwei verschiedene Telefongesellschaften das Versorgungsgebiet um Los Angeles unter sich aufgeteilt. Die General Telephone and Electronics Corporation (GTE) bediente den Norden des San Fernando Valley, wo ich wohnte. Jeder Anruf, der weiter als zwölf Meilen ging, wurde als Ferngespräch berechnet. Natürlich wollte ich die Telefonrechnung meiner Mutter nicht in die Höhe treiben, also erledigte ich einige Anrufe über ein erreichbares Amateurfunk-Autopatch.
    Eines Tages hatte ich über Funk eine hitzige Diskussion mit einem Control Operator der Relaisstation wegen meiner »seltsamen Anrufe«. Ihm war aufgefallen, dass ich oft sehr lange Zahlenfolgen eintippte, wenn ich den Autopatch benutzte. Ich hatte keine Lust, ihm zu erklären, dass ich durch diese Zahlenfolgen kostenlose Ferngespräche über einen entsprechenden Anbieter namens MCI führte. Er hatte keine Ahnung, was ich da tat, aber ihm gefiel einfach nicht, dass ich den Autopatch auf ungewöhnliche Art benutzte. Ein Typ, der uns zugehört hatte, meldete sich danach über Funk bei mir. Er sagte, sein Name sei Lewis De Payne, und er gab mir seine Telefonnummer durch. Ich rief ihn noch am selben Abend an. Lewis fand spannend, was ich tat.
    Wir trafen uns und begannen eine Freundschaft, die zwei Jahrzehnte halten würde. Lewis war von argentinischer Herkunft, dünn und sah ziemlich eigenartig aus mit seinen kurz geschorenen schwarzen Haaren, straff nach hinten gekämmt und gegelt, und einem Oberlippenbart, von dem er wohl glaubte, er mache ihn älter. Bei Hacker-Projekten vertraute ich bald niemandem mehr als Lewis, auch wenn er voller Widersprüche steckte. Er war sehr höflich, musste aber immer das letzte Wort haben. Durch seine altmodische Kleidung, Rollkragenpulli und Schlaghose, wirkte er etwas absonderlich, hatte aber sehr gute Umgangsformen. Er war unauffällig, aber arrogant.
    Lewis und ich hatten einen ähnlichen Sinn für Humor. Meiner Meinung nach ist ein Hobby, bei dem man nicht ab und zu mal Spaß haben und lachen kann, die Zeit und Energie, die man reinsteckt, nicht wert. Lewis und ich lagen auf derselben

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