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Das Phantom im Netz

Titel: Das Phantom im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Mitnick , William L. Simon
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Geheimnummern wagte. Ich rief bei einer Außenstelle der Telefongesellschaft an und sagte: »Hier ist Jake Roberts von der Non-Public-Abteilung. Verbinden Sie mich bitte mit einem Ihrer Vorgesetzten.«
    Als die Vorgesetzte ans Telefon kam, stellte ich mich wieder vor und sagte: »Haben Sie unser Memo darüber bekommen, dass sich unsere Nummer ändert?«
    Sie ging kurz weg, um nachzusehen, und kam zurück ans Telefon: »Nein, haben wir nicht.«
    Ich fragte: »Sie benutzen die 213 687-9962, oder?«
    »Nein«, antwortete sie. »Wir wählen die 213 320-0055.«
    Bingo!
    »Okay«, meinte ich zu ihr. »Wir senden ein Memo an die zweite Ebene« – der Firmen-Jargon für einen Abteilungsleiter – »bezüglich des Wechsels. In der Zwischenzeit benutzen Sie bitte weiterhin die 320-0055, bis Sie das Memo bekommen.«
    Aber als ich die Non-Public anrief, stellte sich heraus, dass mein Name auf einer Liste autorisierter Personen sein musste, mit einer internen Rückrufnummer, bevor man irgendwelche Kundeninformationen an mich herausgeben würde. Ein Anfänger oder unerfahrener Social Engineer hätte jetzt vielleicht einfach aufgelegt. Böser Fehler: Es erregt Verdacht.
    Ich improvisierte also und sagte: »Mein Abteilungsleiter wollte mich auf die Liste setzen. Ich muss ihm sagen, dass Sie sein Memo noch nicht bekommen haben.«
    Die nächste Hürde bestand darin, an eine interne Telefonnummer der Telefongesellschaft heranzukommen, über die ich Rückrufe entgegennehmen konnte.
    Erst die dritte Filiale, die ich anrief, hatte einen männlichen Leiter, als der ich mich ausgeben konnte. Ich erzählte ihm also: »Hier ist Tom Hanson von der Non-Public. Wir aktualisieren unsere Liste autorisierter Mitarbeiter. Wollen sie weiterhin auf der Liste stehen?«
    Natürlich sagte er Ja.
    Ich bat ihn daraufhin, seinen Namen zu buchstabieren und mir seine Telefonnummer zu geben. Es war beinahe lächerlich einfach.
    Mein nächster Anruf galt dem RCMAC, dem Recent Change Memory Authorization Center, also der Abteilung der Telefongesellschaft, die für die personalisierten Telefondienste, wie z. B. benutzerdefinierte Ruffunktionen, zuständig war. Ich gab vor, der Manager einer Filiale zu sein. Der zuständige Mitarbeiter war schnell bereit, eine Anrufweiterleitung für den Anschluss des Managers einzurichten, denn die Nummer gehörte ja der Telefongesellschaft.
    Im Detail tat ich Folgendes: Ich rief einen Techniker bei der zuständigen Vermittlungsstelle an. Im Glauben, ich sei ein Service-Techniker im Außeneinsatz, klinkte er sich mit einem Handapparat der Streckentechniker in die Leitung des Managers und wählte die Nummer, die ich ihm gab. Damit richtete er eine Anrufweiterleitung vom Anschluss des Managers auf einen Loop-around-Anschluss der Telefongesellschaft ein.
    Ich wählte mich in die Loop-around-Leitung ein und stellte eine Konferenzschaltung mit einer anderen Leitung her, über die man nur den Freiton hörte. Als die Non-Public schließlich die Nummer des Managers zurückrief, wurde der Anruf zum Loop-around weitergeleitet, und der Anrufer hörte den Freiton. Ich wartete ein paar Sekunden und meldete mich dann: »Pacific Telephone, Steve Kaplan.«
    Dieses Mal bekam ich jede nicht-öffentliche Information, die ich haben wollte. Danach rief ich den Techniker wieder an und ließ die Anrufweiterleitung abschalten.
    Je größer die Herausforderung, umso größer der Nervenkitzel. Dieser Trick funktionierte viele Jahre lang und würde heute wahrscheinlich immer noch funktionieren!
    Durch mehrere Anrufe über einen längeren Zeitraum – es hätte verdächtig gewirkt, wenn ich bei der Non-Public nach den Nummern gleich mehrerer Promis auf einmal gefragt hätte – bekam ich die Nummern von Roger Moore, Lucille Ball, James Garner, Bruce Springsteen und einiger anderer heraus. Wenn ich tatsächlich einmal eine der Nummern anrief und einen der Promis am Hörer hatte, sagte ich so etwas wie: »Hey Bruce, wie geht’s?« Damit schadete ich niemandem, aber es war aufregend, jede Nummer bekommen zu können, die ich wollte.
    An der Monroe High wurde ein Computer-Kurs angeboten. Ich hatte keinen der Kurse, Mathe und Naturwissenschaften, die Voraussetzung für die Zulassung waren, belegt. Aber der Lehrer Mr. Christ bemerkte, dass ich unbedingt in diesen Kurs wollte und dass ich mir selbst schon eine ganze Menge beigebracht hatte. Deshalb ließ er mich zu. Diese Entscheidung hat er wahrscheinlich schnell bereut. Ich kostete ihn ganz schön Nerven.

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