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Das Phantom im Netz

Titel: Das Phantom im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Mitnick , William L. Simon
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gebaut wie ein Türsteher eines Nachtclubs oder ein Profi-Footballer. Er wirkte ziemlich bedrohlich. Man bekam schon Angst, wenn er einfach nur so vor einem stand. Seltsamerweise wurde ich umso ruhiger, je brenzliger die Situation wurde.
    Man sah mir an, dass ich vom Alter her gar kein Vollzeit-Angestellter sein konnte. Aber ich versuchte es trotzdem. »Hi«, sagte ich. »Wie geht’s Ihnen denn so?«
    Er sagte: »Gut, danke. Kann ich bitte eure Firmenausweise sehen?«
    Ich suchte in meinen Taschen. »Verdammt. Ich muss ihn im Auto vergessen haben. Ich geh ihn schnell holen.«
    Er nahm es mir nicht ab. »Oh nein. Ihr kommt beide mit mir nach oben.«
    Wir widersprachen nicht.
    Er bringt uns ins Kontrollzentrum der Vermittlungsstelle, wo weitere Angestellte bei der Arbeit sind.
    Mein Herz rast, mein Atem fliegt.
    Ein paar Techniker kommen neugierig zu uns rüber. Wegrennen ist meine einzige Chance, aber so wie der Mietpolizist aussieht, ist er schneller als ich. Ich bin verzweifelt. Jetzt kann mich nur noch mein Talent im Social Engineering vor dem Gefängnis retten.
    Inzwischen kenne ich genügend Namen und Stellenbezeichnungen bei Pacific Telephone, dass ich es mit einem Trick versuchen kann. Ich erkläre also: »Ich arbeite bei COSMOS in San Diego, und ich wollte meinem Freund hier nur zeigen, wie so eine Vermittlungsstelle aussieht. Meine Vorgesetzte wird Ihnen das gerne bestätigen.« Ich gebe ihm den Namen einer Abteilungsleiterin bei COSMOS. Ein Hoch auf mein gutes Gedächtnis. Aber wir sehen immer noch zu jung aus, und die Ausrede ist fadenscheinig.
    Der Wachmann schlägt den Namen der Abteilungsleiterin im zwischenbetrieblichen Telefonverzeichnis nach, findet ihre Privatnummer und ruft an. Es klingelt und jemand nimmt ab. Der Wachmann entschuldigt sich für den Anruf um diese Uhrzeit und erklärt die Situation.
    Ich sage: »Lassen Sie mich mit ihr reden.«
    Er gibt mir den Hörer, und ich presse ihn an mein Ohr in der Hoffnung, dass er ihre Stimme nicht hört. Ich improvisiere etwas von wegen »Judy, es tut mir wirklich leid – Ich wollte meinem Freund nur mal eine Vermittlungsstelle zeigen und habe meinen Firmenausweis im Auto vergessen. Der Wachmann will nur sicherstellen, dass ich vom COSMOS-Center in San Diego bin. Ich hoffe, du nimmst mir das nicht übel.«
    Ich warte einige Augenblicke, als würde ich ihr zuhören. Sie tobt. »Wer sind Sie? Kenne ich Sie? Was haben Sie dort zu suchen?!?«
    Jetzt spreche ich wieder: »Ich muss morgen früh ja eh hier sein, wegen des Meetings für das neue Trainings-Handbuch. Und am Montag um elf habe ich eine Besprechung mit Jim, falls du dazukommen willst. Bleibt es bei unserer Verabredung zum Mittagessen am Dienstag?«
    Eine weitere Pause. Sie tobt immer noch.
    »Klar. Entschuldigung noch mal für die späte Störung«, sage ich.
    Und dann lege ich auf.
    Der Wachmann und die Techniker sind verwirrt. Sie haben erwartet, dass ich ihnen den Telefonhörer zurückgebe, damit »Judy« ihnen meine Angaben bestätigen kann. Man sah es dem Wachmann deutlich an, dass er überlegte, ob er es wagen konnte, sie ein zweites Mal zu stören.
    Ich sage zu ihm: »Sie war ganz schön sauer, dass wir sie um halb drei Uhr morgens geweckt haben.«
    Dann füge ich hinzu: »Ich will meinem Freund nur noch ein, zwei Dinge zeigen. In zehn Minuten sind wir draußen.«
    Ich verlasse den Raum, Rhoades auf meinen Fersen.
    Ich würde am liebsten wegrennen, darf es aber natürlich nicht.
    Wir erreichen den Aufzug. Ich haue auf den Knopf fürs Erdgeschoss. Beim Verlassen des Gebäudes atmen wir erleichtert auf. Das war knapp, und wir hatten Glück, da rauszukommen.
    Ich weiß, was jetzt geschieht. Die Abteilungsleiterin versucht gerade verzweifelt, mitten in der Nacht die Telefonnummer des Sicherheitsdienstes der Vermittlungsstelle Sunset-Gower rauszukriegen.
    Wir erreichen unser Auto. Ich fahre mit ausgeschalteten Scheinwerfern erst einmal einen Block weit. Dann halte ich, und wir sitzen da, den Haupteingang des Gebäudes im Blick.
    Nach etwa zehn Minuten kommt der stämmige Wachmann heraus und schaut sich suchend um, obwohl er genau weiß, dass wir schon lange weg sind. Was wir natürlich nicht sind.
    Ich warte, bis er wieder hineingeht, und fahre dann weiter. Erst als wir das erste Mal abbiegen, schalte ich die Scheinwerfer ein.
    Das war richtig knapp. Wenn er die Polizei gerufen hätte, hätte man uns wegen Hausfriedensbruch drangekriegt oder, noch schlimmer, wegen Einbruch. Steve und ich wären

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