Das Phantom im Netz
Wellenlänge. Das zeigte sich zum Beispiel bei unseren »McDonald‘s-Hacks«. Wir fanden heraus, wie man mit einem 2-Meter-Handfunkgerät die Gegensprechanlage am Drive-in-Schalter eines Fast-Food-Restaurants anpeilen konnte, an der die Kunden ihre Bestellungen aufgaben. Wir gingen also zu einer McDonald‘s-Filiale, parkten in Sichtweite des Drive-in-Schalters, wo wir jedoch nicht gesehen werden konnten, und stellten unser tragbares Funkgerät auf die Frequenz des Restaurants ein.
Einmal fuhr ein Polizeiwagen an die Sprechanlage des Drive-ins, und Lewis verkündete über den Lautsprecher: »Entschuldigen Sie, aber wir bedienen hier keine Polizisten. Bitte fahren Sie zu einem anderen Restaurant.« Ein anderes Mal hielt eine Frau am Schalter und hörte, wie eine Stimme (meine) aus dem Lautsprecher zu ihr sagte: »Zeig mir deine Titten, und du bekommst einen Big Mac umsonst!« Sie fand es offensichtlich nicht witzig. Denn sie stellte den Motor ihres Autos ab, holte etwas aus dem Kofferraum und rannte mit einem Baseball-Schläger in der Hand ins Restaurant ...
»Gratis-Apfelsaft« war einer meiner Lieblingsgags. Wenn ein Kunde etwas bestellte, erklärten wir ihm, unsere Eis-Maschine sei kaputt, und daher gäben wir Gratis-Saft aus. »Wir haben Grapefruit, Orange und …oh, Entschuldigung. Anscheinend sind Grapefruit und Orange schon aus. Hätten Sie gerne etwas Apfelsaft?« Wenn der Kunde bejahte, spielten wir eine Tonbandaufnahme ab von jemandem, der in einen Becher pinkelt. Dann sagten wir: »Okay. Ihr Apfelsaft ist jetzt fertig. Bitte fahren Sie vor zum Ausgabefenster.«
Wir hielten es auch für witzig, wenn wir Leute verrückt machten, weil sie ihre Bestellung nicht aufgeben konnten. Wenn ein Kunde an der Sprechanlage hielt und etwas bestellte, wiederholte einer unserer Freunde die Bestellung mit einem so starken indischen Akzent, dass man kaum ein Wort verstand. Der Kunde sagte dann, er habe nicht verstanden, woraufhin unser Freund etwas anderes, mindestens genauso Unverständliches sagte und das immer wieder wiederholte. Dadurch trieben wir einen Kunden nach dem anderen in den Wahnsinn.
Das Beste daran war, dass alles, was wir über die Sprechanlage sagten, auch aus den anderen Außenlautsprechern des Restaurants zu hören war. Und die Angestellten konnten nichts dagegen tun. Manchmal sahen wir Kunden, die an den Tischen draußen saßen, ihre Burger aßen und lachten. Keiner kapierte, was vor sich ging.
Einmal kam der Restaurant-Manager raus, um zu sehen, wer sich da am Lautsprecher zu schaffen machte. Er schaute sich auf dem Parkplatz um und kratzte sich am Kopf. Da war niemand. Die Autos waren leer. Niemand versteckte sich hinter dem Schild. Er ging zur Sprechanlage und linste in den Lautsprecher hinein, als erwarte er, ein kleines Männchen darin zu sehen.
»Was zum Teufel glotzt du so?«, rief ich mit einer rauen Stimme.
Er sprang bestimmt drei Meter weit nach hinten.
Manchmal spielten wir diese Streiche und sahen Leute auf den Balkons der umliegenden Wohnungen stehen und lachen. Auch manche Passanten konnten sich kaum halten vor Lachen. Lewis und ich luden ein paar Mal sogar Freunde dazu ein, weil es so wahnsinnig komisch war.
Kindisch, okay, aber ich war damals erst sechzehn oder siebzehn.
Einige meiner Eskapaden waren nicht ganz so harmlos. Ich hatte eine Regel, die besagte, dass ich die Gebäude von Telefongesellschaften nicht betrat. Auch wenn der Gedanke reizvoll war, direkten Zugang zu den Anlagen zu haben oder sogar ein paar technische Handbücher der Telefongesellschaft in die Finger zu bekommen. Allerdings bestätigte auch in diesem Fall die Ausnahme die Regel.
An einem Abend des Jahres 1981, ich war gerade siebzehn, hing ich mit einem Phone-Phreaker-Freund, Steven Rhoades, rum, als wir beschlossen, in die Vermittlungsstelle von Pacific Telephone am Sunset Boulevard Ecke Gower Street in Hollywood einzudringen. Da wir schon einige Erfahrung im Phone-Phreaking hatten, war der physische Zugang zur Telefongesellschaft für uns der ultimative Hack. Man kam ins Gebäude rein, indem man den richtigen Zahlencode in das Tastenfeld außen neben der Eingangstür eintippte. Ein wenig Social Engineering, und schon hatten wir den Zahlencode und waren drin.
Oh Gott, war das aufregend! Für uns war das der perfekte Spielplatz. Aber was suchten wir da drin eigentlich?
Ein kräftig gebauter Mann in der Uniform des Sicherheitsdienstes machte gerade seinen Rundgang durchs Gebäude und sah uns. Er war
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