Das Phantom im Netz
direkt in die Jugendstrafanstalt gewandert.
So schnell würde ich keinen Fuß mehr in die Gebäude einer Telefongesellschaft setzen. Aber ich war schon wieder auf der Suche nach etwas Großem, bei dem mein Einfallsreichtum gefordert wurde.
Drei
Sündenfall
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A n unveröffentlichte Telefonnummern ranzukommen, war für mich kein Problem mehr. Jetzt reizte es mich, auch andere Informationen über meine Freunde, deren Freunde und sogar Fremde herauszufinden. Die Kfz-Zulassungsstellen waren ein gigantischer Informationsspeicher. Vielleicht konnte ich den ja irgendwie anzapfen.
Zum Aufwärmen rief ich ganz einfach von einem öffentlichen Telefon aus bei einer Kfz-Zulassungsstelle an und sagte: »Hier spricht Officer Campbell vom LAPD, Van-Nuys-Revier. Unsere Computer funktionieren zurzeit nicht, und wir haben Beamte im Außeneinsatz, die Informationen brauchen. Können Sie mir helfen?«
Die Frau von der Zulassungsstelle fragte: »Warum rufen Sie nicht die Hotline für die Strafverfolgung an?«
Aha, es gab also eine eigene Hotline für Polizisten. Aber wie kam ich an die Nummer? Die Dienststellen der Polizei hatten sie natürlich. Aber wagte ich es, bei einem Polizeirevier anzurufen, um an Informationen zu kommen, die ich brauchte, um etwas Illegales zu tun? Und ob ich es wagte.
Ich rief also bei einer Dienststelle an und sagte, ich sei vom Büro des Sheriffs von Los Angeles. Wir bräuchten eine Auskunft, und der Beamte, der die Nummer für die Hotline hat, sei nicht da. Ich bat die Mitarbeiterin der Telefonzentrale, sie mir zu geben. Und sie gab sie mir.
Diese Geschichte habe ich neulich mal wieder erzählt, und ich fragte mich, ob ich, selbst wenn ich die Nummer der Polizisten-Hotline bei der Kfz-Zulassungsstelle nicht mehr auswendig wusste, doch zumindest wieder rankommen könnte. Ich nahm also das Telefon und wählte. Alle Kfz-Zulassungsstellen in Kalifornien hängen an einer zentralen Telefonanlage, sodass alle Nummern dieselbe Vorwahl und dasselbe Präfix haben: 916-657. Nur die Durchwahlnummer (die letzten vier Ziffern) variiert je nach Abteilung. Ich wählte eine zufällige Durchwahl. Bei irgendjemandem würde ich schon rauskommen, und es erhöhte meine Glaubwürdigkeit, wenn ich einen internen Anschluss anrief.
Eine Frau meldete sich und sagte etwas Unverständliches.
Ich fragte: »Ist dort die Hotline für die Strafverfolgung?«
»Nein.«
»Oh, dann habe ich mich wohl verwählt«, sagte ich. »Wie ist die Nummer der Hotline doch gleich?«
Sie gab sie mir! In all den Jahren haben sie nichts dazugelernt.
Als ich das erste Mal die Hotline für Strafverfolgung anrief, fand ich heraus, dass es im Sicherheitskonzept noch eine weitere Stufe gab. Ich benötigte eine »Anforderungsnummer« und musste mir mal wieder spontan eine Ausrede einfallen lassen. Also versuchte ich möglichst beunruhigt zu klingen und sagte: »Wir haben hier gerade einen Notfall. Ich rufe Sie gleich zurück.«
Dann rief ich auf dem Van-Nuys-Revier des LAPD an und behauptete, ich sei von der Zulassungsstelle und sammle Daten für eine neue Datenbank. »Ist Ihre Anforderungsnummer 36472?«
»Nein, wir haben die 62833.«
(Dieser Trick funktioniert sehr oft. Wenn man direkt nach vertraulichen Informationen fragt, werden die Leute oft misstrauisch. Wenn man dagegen so tut, als habe man die Information bereits, und ihnen einfach etwas Falsches sagt, wird man oft ganz einfach korrigiert – und bekommt so die Information, die man haben will.)
Nach ein paar Telefongesprächen hatte ich alles, was ich brauchte, um die Führerscheinnummer und Anschrift von jedem Einwohner Kaliforniens zu bekommen. Oder ich konnte eine Autonummer durchgeben und erfuhr den Namen und die Anschrift des Halters. Oder ich gab den Namen einer Person durch und erfuhr alles über deren Kfz-Zulassung. Damals war es nur ein Test meiner Fertigkeiten, aber in den folgenden Jahren waren die Kfz-Zulassungsstellen eine wertvolle und gern genutzte Informationsquelle.
All das Handwerkszeug, das ich mir damals zulegte, war wie der Nachtisch am Ende eines Menüs. Das Hauptgericht aber war nach wie vor das Phone Phreaking. Ich rief viele verschiedene Abteilungen bei Pacific Telephone und General Telephone an, um auszutesten, an welche Arten von Information ich rankam. Durch meine Anrufe baute ich mir einen Wissensfundus über die verschiedenen Abteilungen der Firmen, die Arbeitsabläufe und den Firmen-Jargon auf.
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