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Das Phantom im Netz

Titel: Das Phantom im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Mitnick , William L. Simon
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Außerdem fand ich heraus, wie ich meine Anrufe über Fernleitungen umleiten konnte, damit sie schwerer zurückzuverfolgen waren. Meist machte ich das vom Telefon meiner Mutter bei uns zu Hause aus.
    Phreakers schinden mit ihren neuesten Fertigkeiten gerne Eindruck bei anderen Phreakern. Ich liebte es, Freunden Streiche zu spielen, egal ob sie Phreakers waren oder nicht. Eines Tages hackte ich mich in die Vermittlungsstelle ein, die für die Verbindungen der Gegend verantwortlich war, in der mein Kumpel Steve Rhoades mit seiner Großmutter wohnte, und änderte den Anschlusstyp von »Privathaushalt« in »Münzfernsprecher«. Wenn er oder seine Großmutter daraufhin zum Hörer griffen, hörten sie: »Bitte werfen Sie zehn Cent ein.« Natürlich wusste er sofort, wer dafür verantwortlich war, und beschwerte sich telefonisch bei mir. Ich versprach, es wieder zu ändern, und tat es auch, allerdings stellte ich den Anschluss diesmal auf »Gefängnistelefon« um. Wenn sie jetzt telefonieren wollten, meldete sich jemand von der Vermittlung und sagte: »Von diesem Apparat aus sind nur R-Gespräche möglich. Wie ist Ihr Name, bitte?« Steve rief an und meinte: »Sehr witzig. Mach es rückgängig.« Ich hatte meinen Spaß gehabt und stellte die ursprüngliche Einstellung wieder her.
    Phone Phreakers hatten herausgefunden, dass man über Schlupflöcher bei bestimmten »Anrufumleitern« (Geräte, mit denen man Anrufe z. B. an einen Fernsprechauftragsdienst weiterleiten konnte, als die Telefongesellschaften die Anrufweiterschaltung noch nicht als Dienst anboten) kostenlos telefonieren konnte. Man rief dazu außerhalb der Öffnungszeiten bei einer Firma an und fragte, wann denn die Öffnungszeiten seien. Wenn der Gesprächspartner dann auflegte, blieb man einfach in der Leitung, über die nach kurzem Warten ein Freizeichen ertönte. Mit dem Trick konnte man weltweit telefonieren – und die Firma bekam die Rechnung dafür. Über den Anrufumleiter konnte man auch Rückrufe im Rahmen eines Social-Engineering-Angriffs entgegennehmen.
    In einem anderen Szenario wählte der Phreaker einfach die Nummer des ANI-Dienstes (Automatic Number Identification), die eigentlich nur Techniker der Telefongesellschaften kannten, und ließ sich die Nummer der ausgehenden Leitung des Anrufumleiters ansagen. Diese Nummer konnte der Phreaker dann als »seine« Rückrufnummer angeben. Um einen Anruf auf der Leitung entgegenzunehmen, rief der Phreaker die Nummer der Firma an, die den Anrufumleiter geschaltet hatte. Wenn der Anrufumleiter aber dieses Mal die zweite Leitung öffnete, um den Fernsprechauftragsdienst anzuwählen, nahm er dadurch den eingehenden Anruf entgegen.
    Auf diese Weise telefonierte ich einmal am späten Abend mit meinem Freund Steve. Er benutzte dazu die Leitung einer Firma namens Prestige Coffee Shop im San Fernando Valley.
    Wir sprachen übers Phone Phreaking, als uns plötzlich eine Stimme unterbrach.
    »Wir überwachen diese Leitung«, sagte der Unbekannte.
    Steve und ich legten augenblicklich auf. Wir telefonierten dann über eine direkte Leitung und lachten über den jämmerlichen Versuch der Telefongesellschaft, uns Angst zu machen, und über die Trottel, die dort arbeiteten. Die Stimme von vorher unterbrach uns wieder: »Wir überwachen diese Leitung immer noch! «
    Diesmal waren wir die Trottel.
    Einige Zeit später bekam meine Mutter einen Brief von General Telephone (GTE), gefolgt von einem Besuch von Don Moody, dem Sicherheitschef des Unternehmens. Er warnte sie, dass GTE uns den Telefonanschluss wegen Betrugs und Missbrauchs sperren würde, wenn ich meine Aktivitäten nicht einstellte. Mutter war erschrocken und bestürzt über die Vorstellung, wir könnten unseren Telefonanschluss verlieren. Und Moody hatte nicht gescherzt. Denn ich machte mit dem Phreaking natürlich weiter, und GTE sperrte unseren Anschluss. Ich sagte meiner Mutter, sie solle sich keine Sorgen machen, weil ich schon eine Idee hätte.
    Die Telefongesellschaft wies jeder Telefonnummer eine bestimmte Adresse zu. Unser gesperrter Anschluss war Wohnung 13 zugeteilt. Meine Lösung war ziemlich lowtech: Ich ging zum Eisenwarenladen und suchte im Regal nach den passenden Zahlen und Buchstaben, die man zum Beschriften von Wohnungstüren nimmt. Zu Hause nahm ich die »13« von der Außenseite unserer Tür ab und nagelte stattdessen »12B« hin.
    Dann rief ich beim Kundenservice der Telefongesellschaft an. Ich erklärte, dass eine neue Wohneinheit, »12B«, zum

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