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Das Phantom im Netz

Titel: Das Phantom im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Mitnick , William L. Simon
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Wahrscheinlich schimpften sie dauernd über die lausige Verschlüsselungstechnik ihrer Funkgeräte, die nie funktionierte. Sorry, Motorola – wahrscheinlich gaben sie euch die Schuld dafür.
    Während meines gesamten Aufenthalts in Las Vegas fragte ich mich: Wohin jetzt? Ich wollte irgendwohin, wo es ausreichend Jobs in der Technologiebranche gab, aber Silicon Valley kam nicht infrage, denn eine Rückkehr nach Kalifornien konnte nur zu einer Katastrophe führen.
    Laut meinen Recherchen regnete es in Seattle zwar viel, aber die seltenen Sonnentage waren wohl wunderschön, besonders am Lake Washington. Und außerdem gab es in der Stadt massenweise Thai-­Restaurants und Coffeeshops. Das mag ein seltsames Argument für eine solche Entscheidung sein, aber ich liebte damals Thai-Essen und Kaffee und tue es heute noch.
    Und natürlich war Seattle, durch den Campus von Microsoft im Vorort Redmond, eine Technologiehochburg. Alles in allem schien ­Seattle meinen Bedürfnissen am ehesten zu entsprechen. Damit war die Entscheidung für Seattle gefallen.
    Ich kaufte eine einfache Zugfahrkarte, umarmte meine Mutter und Großmutter zum Abschied und stieg in den Zug, der zwei Tage später an der King Street Station in Seattle ankam. Die Ausrüstung für meine neue Identität umfasste einen Führerschein, eine Sozialversicherungskarte und alles, was man sonst noch brauchte, um glaubwürdig zu wirken – alles auf meinen neuen Namen Brian Merrill ausgestellt. Ich checkte in einem Hotel mit meinem neuen Namen ein.
    Ich hatte eigentlich vorgehabt, die Ausweisunterlagen für Eric Weiss zu verbrennen, behielt sie am Ende aber doch als Notfallersatz, falls ich aus irgendeinem Grund die Identität als Brian Merrill überstürzt aufgeben musste. Ich stopfte alles in eine Socke, die ich ganz unten in meinem Koffer verstaute.
    In Denver hatte ich, mal abgesehen vom Ende, eine tolle Zeit gehabt. Das Ende in Seattle würde Denver allerdings noch um Längen schlagen.
Einunddreißig
Von oben im Visier
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    A m allerersten Tag in Seattle fängt mein Pager um sechs Uhr morgens an zu piepen und jagt mir einen Riesenschreck ein. Niemand außer De Payne und meine Mutter haben meine Pagernummer, und Lewis würde mich nie so früh morgens aufwecken, dafür kennt er mich zu gut. Es kann sich nur um schlechte Neuigkeiten handeln.
    Verschlafen lange ich zum Nachttisch, greife mir den Pager und schaue aufs Display. »3859123-3« steht dort. Die erste Ziffernfolge kenne ich auswendig: Es ist die Nummer vom Showboat Hotel und Casino.
    Die letzte Ziffer »3« steht nach unserem vereinbarten Code für: NOTFALL.
    Ich nehme mein Handy, das wie immer mit einer geklonten Nummer versehen ist, die man nicht zu mir zurückverfolgen kann, rufe im Hotel an und lasse »Mary Schultz« ausrufen. Meine Mutter muss neben einem Hoteltelefon gewartet haben, denn sie ist sofort am Apparat.
    »Was ist los?«, frage ich.
    »Kevin, hol dir eine New York Times , jetzt gleich!«
    »Was ist denn?«
    »Du bist auf der ersten Seite!«
    »Mist! Mit Foto?«
    »Ja. Aber einem sehr alten. Sieht überhaupt nicht aus wie du.«
    Hätte schlimmer sein können, beschließe ich.
    Ich schlafe wieder ein und denke noch: Das ergibt keinen Sinn. Ich habe keiner Bank auf elektronischem Weg Millionen gestohlen, wie Stanley Rifkin. Ich habe keine Computer eines Unternehmens oder einer Behörde lahmgelegt. Ich habe keine Kreditkartendaten gestohlen und Rechnungen auf andere Leute angehäuft. Ich stehe nicht auf der FBI-Liste der zehn meistgesuchten Personen. Warum sollte die angesehenste Zeitung des Landes einen Bericht über mich bringen?
    Um etwa neun Uhr wache ich wieder auf und gehe raus, um einen Laden zu finden, der die New York Times hat – gar nicht so einfach in dem Viertel von Seattle, in dem mein wochenweise gemietetes Motelzimmer liegt.
    Als ich die Zeitung schließlich finde, bin ich entsetzt. Die Schlagzeile springt mir förmlich entgegen:
    Cyberspace-Krimineller: Meistgesuchter Hacker entzieht sich Verfolgung durch FBI
    Ich beginne, den Artikel zu lesen, und traue meinen Augen nicht. Nur der erste Satz des Berichts gefällt mir, denn angeblich bin ich der »technischen Zauberei« fähig. Dann aber schreibt der Times -Reporter John Markoff, »die Gesetzeshüter sind offenbar nicht in der Lage, ihn zu fangen«. Das bringt Agent Ken McGuire und Konsorten garantiert auf die Palme. Dieser Bericht wird ihnen vor ihren Vorgesetzten

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