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Das Phantom im Netz

Titel: Das Phantom im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Mitnick , William L. Simon
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mächtig peinlich sein, und sie werden alles dafür tun, mich zu kriegen.
    Der verleumderische Artikel behauptet anschließend, ich hätte die Telefonleitungen des FBI angezapft – das habe ich nie getan. Und quasi in Vorausschau auf den Film War Games aus dem Jahr 1983 sei ich in das North American Aerospace Defense Command (NORAD) eingedrungen – etwas, das ich nie getan habe und außerdem für keinen Normalsterblichen zu bewerkstelligen ist, da die Computer der Luftraumverteidigung nicht mit der Außenwelt verbunden und daher immun gegen Hackerangriffe von Außenstehenden sind.
    Markoff nennt mich einen »Cyberspace-Verbrecher« und »einen der meistgesuchten Computer-Kriminellen«.
    Und all das am Unabhängigkeitstag, wenn heißblütige Amerikaner heftigeren Nationalstolz empfinden als an jedem anderen Tag. Die Angst der Menschen vor Computern und Technologie wird an diesem Morgen ordentlich hochgekocht sein, als sie beim Essen ihrer Spiegeleier oder ihres Müslis lasen, wie dieses Bürschchen die Sicherheit aller Amerikaner bedroht.
    Ich sollte später herausfinden, dass eine Quelle dieser und anderer unverfrorener Lügen ein höchst unglaubwürdiger Telefonhacker namens Steve Rhoades war, der mal zu meinen Freunden gehört hatte.
    Ich weiß noch, dass ich mich in einer Art Schockzustand befand, nachdem ich den Bericht gelesen hatte und eine falsche Behauptung nach der anderen zu verdauen versuchte. Mit seinem Artikel zauberte Markoff den »Mitnick-Mythos« aus dem Hut, der das FBI anstachelte, der Suche nach mir erste Priorität zu geben, und ein Bild von mir schuf, das Richter und Staatsanwälte eine Bedrohung der nationalen Sicherheit in mir sehen ließ. Ich erinnerte mich zwangsläufig, wie ich mich vor fünf Jahren geweigert hatte, an einem Buch mitzuwirken, dass Markoff und seine damalige Frau Katie Hafner über mich und ein paar andere Hacker schreiben wollten. Sie wollten meine Geschichte zu Geld machen, während ich nichts damit verdienen sollte. Auch erinnerte ich mich jetzt wieder daran, wie John Markoff mir in einem Telefongespräch mitgeteilt hatte, wenn ich keinem Interview zustimmte, würde man eben alles, was andere über mich sagten, als glaubwürdig betrachten, da ich ja nicht zur Verfügung stünde, um die Behauptungen zu widerlegen.
    Es jagte mir höllische Angst ein, ein so wichtiger Fall für das FBI geworden zu sein.
    Zumindest war das Foto ein Geschenk an mich. Die Times hatte das erkennungsdienstliche Foto von 1988 verwendet, aufgenommen nach drei Tagen im Terminal Island Federal Prison, ohne Dusche, Rasur oder Kleiderwechsel. Meine Haare waren völlig durcheinander, und ich sah schmuddelig und ungepflegt aus, wie ein Penner. Der Typ, der mir da vom Titelblatt der Zeitung entgegenstarrte, hatte ein aufgedunsenes Gesicht und wog knapp 45 Kilo mehr als ich an jenem Unabhängigkeitstag.
    Trotzdem ließ der Artikel mein Paranoia-Level um mehr als ein paar Punkte in die Höhe schnellen. Ich begann, gewissenhaft Sonnenbrillen zu tragen, auch drinnen. Wenn mich jemand darauf ansprach, behauptete ich, meine Augen seien extrem lichtempfindlich.
    Nachdem ich kurz den Mietmarkt in der örtlichen Zeitung durchgegangen war, beschloss ich, mich auf den »U District« rund um die Washingtoner Universität zu konzentrieren, weil ich annahm, es könnte dort ähnlich attraktiv sein wie in L.A.s lebendigem Stadtteil Westwood, der an die University of California angrenzte. Ich entschied mich für eine Souterrainwohnung, die zwar einfacher war als das Motel, in dem ich bisher gewohnt hatte, aber für die Zwischenzeit doch sinnvoller war, da sie weniger kostete. Das Haus gehörte einem gewissen Egon Drews, und sein Sohn David kümmerte sich um das Geschäftliche. Glücklicherweise war Egon eine vertrauensvolle Seele, die nicht nach einer Bankauskunft fragte, wie es eine Hausverwaltung getan hätte.
    Das Viertel erwies sich als keine gute Wahl. Es war nicht das hübsche, freundliche Westwood, sondern ein heruntergekommener, dreckiger Stadtteil voller Bettler. Vielleicht könnte ich mir eine bessere Bleibe suchen, sobald ich einen festen Job hätte. Wenigstens war ein Fitnessstudio in der Nähe, so konnte ich weiterhin täglich trainieren.
    Einer der wenigen Lichtblicke im Universitätsviertel war ein sauberer, kleiner Thai-Imbiss mit leckerem Angebot und einer echt süßen thailändischen Bedienung. Sie war freundlich, hatte ein herzliches Lächeln, und wir waren ein paar Mal verabredet. Dann aber kam

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