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Das Phantom im Netz

Titel: Das Phantom im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Mitnick , William L. Simon
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dass sie damit gerechnet hatte, dass ich neuer Vergehen angeklagt werden würde oder wegen des Verstoßes gegen die Bewährungsauflagen. Aber letztendlich stellte sie klar, dass die Anwälte die Angelegenheit unter sich auszumachen hätten, und betonte, dass sie mich nie wieder in ihrem Gerichtssaal sehen wolle. Sie hatte den Mitnick-Fall offensichtlich satt.
    Die Botschaft kam bei der Bewährungsbehörde an: »Gehen Sie im Mitnick-Fall etwas flexibler vor, damit er nicht wieder bei mir im Terminkalender auftaucht.« Von da an handelte die Bewährungsbehörde, was mich betraf, vernünftiger und kulanter.
    Im Herbst 2000 wurde ich für Bill Handels beliebte Morgensendung auf KFI-AM 640, einen Radiosender in Los Angeles, interviewt. Im Anschluss unterhielt ich mich mit dem Programmdirektor des Radiosenders, David G. Hall. Er erzählte, dass der international erfolgreiche Talkmaster Art Bell sich aus dem Geschäft zurückziehen und mich der Verwertungsgesellschaft, Premier Radio Networks, als Nachfolger vorschlagen wolle. Was für ein unglaubliches Kompliment! Ich war sprachlos. Ich hatte zwar keinerlei Erfahrung als Radiomoderator und hörte mir die Sendungen auch selbst so gut wie nie an, aber ich wollte es gerne versuchen.
    Wenige Tage später sprach ich als Gastmoderator für die Tim & Neil Show vor, und David bot mir eine eigene Sendung an, die The Darkside of the Internet (Die dunkle Seite des Internets) heißen sollte. Später holte ich meinen guten Freund Alex Kasperavicius als Co-Moderator dazu. Wir beleuchteten die dunklen Ecken des Internets, erzählten unseren Zuhörern, wie sie ihre Privatsphäre besser schützen konnten, und beantworteten telefonische Fragen dazu, wie man den eigenen Computer am besten schützte. Außerdem besprachen wir verschiedene coole Webseiten und neue Online-Dienste.
    David Hall, einer der führenden Köpfe in der Radiolandschaft, gab mir einen Ratschlag, der nur aus drei Worten bestand: Die Sendung musste unterhaltsam, aktuell und informativ sein. Von Anfang an lud ich Gäste ein wie Steve Wozniak, John Draper und sogar Pornostar Danni Ashe, die im Studio ihr Top auszog und damit bewies, wie heiß sie war. (He, Howard Stern, ich trete in Ihre Fußstapfen!)
    Da ich immer noch keinen Computer benutzen durfte, stellte der Radiosender mir freundlicherweise einen Produzenten zur Seite, der über seinen eigentlichen Aufgabenbereich hinausging und mich bei meiner Internetrecherche unterstützte. Wir waren jeden Sonntag eine Stunde lang auf Sendung, und während dieser Zeit kletterten die Einschaltquoten des Radiosenders vom vierzehnten auf den zweiten Rang. Und entgegen der Einschätzung, die Richterin Pfaelzer als Grundlage für die Berechnung der Schadenersatzforderung benutzt hatte, verdiente ich bei jeder Sendung 1000 Dollar.
    Während meiner Zeit als Talkmaster kontaktierte mich J. J. Abrams, der berühmte Film- und Fernsehproduzent. Er sei ein Fan und habe sogar einen »Free Kevin«-Aufkleber auf den Kulissen seiner erfolgreichen Fernsehserie Felicity angebracht. Wir trafen uns in einem Studio in Burbank, und er bot mir als kleinen Insiderwitz einen Cameo-Auftritt als FBI-Agent in seiner Serie Alias – Die Agentin an. Nach einer Drehbuchänderung trat ich schließlich als CIA-Agent auf, der gegen die Abweichler des SD-6 arbeitete.
    Die Regierung verweigerte mir die Erlaubnis, in der Szene an einem funktionierenden Computer zu sitzen, deswegen musste der Requisiteur dafür sorgen, dass die Tastatur nicht angeschlossen war. Ich erschien in einer Szene mit Jennifer Garner, Michael Vartan und Greg Grunberg. Es war toll – eine der schönsten Erfahrungen meines Lebens.
    Im Sommer 2001 erhielt ich einen Anruf von einem gewissen Eddie Muñoz, der von meiner Hackervergangenheit gehört hatte und mich für die Lösung eines ungewöhnlichen Problems anheuern wollte. Er hatte eine sehr erfolgreiche Agentur in Las Vegas, die »Tänzerinnen« auf Abruf vermittelte, doch die Anfrage war stark zurückgegangen.
    Eddie war sich sicher, dass die Mafia die Telefonvermittlung seines Anbieters, Sprint, gehackt und sie so umprogrammiert hatte, dass die Mehrheit der Anrufe für Eddies Firma zu einer Callgirl-Agentur der Mafia umgeleitet wurde.
    Muñoz hatte eine Beschwerde bei der Aufsichtsbehörde für öffentliche Versorgungsunternehmen gegen Sprint eingereicht und behauptet, sein Unternehmen leide darunter, dass Sprint seine Infrastruktur nicht ausreichend gegen Hacker sicherte. Er wollte mich als

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