Das Phantom im Netz
in meinem Leben, als ich die Bekanntschaft des Literaturagenten David Fugate machte. David hielt meine Geschichte für außergewöhnlich. Er kontaktierte sofort John Wiley & Sons und schlug vor, ich solle ein Buch über Social Engineering schreiben, um Unternehmen und Privatleuten gleichermaßen dabei zu helfen, sich gegen diese Angriffe, die ich so erfolgreich durchgeführt hatte, zu schützen. Wiley schien die Idee zu gefallen, und David schlug vor, ich solle bei der Entwicklung des Buches, das den Titel Die Kunst der Täuschung bekam, mit dem erfahrenen Autor Bill Simon zusammenarbeiten.
Für die meisten ist der schwierigste Teil auf dem Weg zur Veröffentlichung eines Buches, einen Agenten und einen erfahrenen Mitautor zu finden sowie von einem Verlag unter Vertrag genommen zu werden. Für mich war das größte Problem: Wie schreibe ich ein Buch ohne einen Computer?
Mir fielen die eigenständigen Textverarbeitungssysteme ein, die vor der Verbreitung der PCs in Gebrauch waren. Sie konnten keine Daten mit anderen Computern austauschen, und ich dachte, dass ich damit eine ziemlich gute Chance haben musste. Also unterbreitete ich die Idee meinem Bewährungshelfer.
Seine Reaktion war eine völlig unerwartete.
Er verwarf die Idee mit dem Textverarbeitungssystem und sagte, ich könne einen Laptop benutzen, solange ich ihn nicht mit dem Internet verband, und versprach, es vor den Medien geheim zu halten!
Bill und ich schrieben noch an unserem Buch, als Eric Corley Freedom Downtime veröffentlichte, seine Dokumentation über die »Free Kevin«-Bewegung. Darin wurden die gröbsten Ungenauigkeiten aus dem Film Takedown richtiggestellt. Die Dokumentation enthielt sogar eine Szene, in der John Markoff zugab, seine einzige Quelle für die Behauptung, ich habe mich bei NORAD eingehackt, sei ein verurteilter Phone Phreaker, der bekanntermaßen Lügen verbreitete.
Die Kunst der Täuschung wurde ein internationaler Bestseller und in 18 Sprachen übersetzt. Heute noch, Jahre später, ist es bei Amazon eines der meistverkauften Bücher übers Hacken, und es ist Pflichtlektüre bei Computerkursen an zahlreichen Universitäten.
Im Februar 2003 bekam ich eine unerwartete Einladung nach Polen, um für mein Buch zu werben. Mein erster Zwischenstopp war in Warschau, wo man vier Leute mit Geheimdienst-Headsets engagierte, die sich um meine Sicherheit kümmern sollten. Ich hielt das für dermaßen übertrieben, dass ich lachte. Wozu brauchte ich Personenschutz?
Ich wurde durch den Hintereingang in eine riesige Shoppingmall gebracht. Ich hörte Geräusche, die immer lauter wurden, bis wir schließlich die Mall betraten, wo sich Hunderte Fans an einer Absperrung drängten. Als sie mich sahen, drängten sie nach vorn und mussten von den Sicherheitsleuten zurückgehalten werden.
Ich dachte, sie verwechselten mich mit einem internationalen Promi und sah mich selbst nach dem Star um. Aber nein, die vielen Menschen waren tatsächlich wegen mir gekommen.
Mein Buch stand ganz oben auf den Bestsellerlisten im ganzen Land, noch vor dem neuen Buch von Papst Johannes Paul II. Ein Pole gab mir eine Erklärung dafür: Im postkommunistischen Polen galt man als Held, wenn man das System besiegte!
Mein Leben lang hatte ich beim Hacken entweder allein oder mit einem Partner gearbeitet, mein Hauptziel war dabei gewesen, mehr über Computer- und Telekommunikationssysteme zu erfahren und mich einfach überall reinhacken zu können. Und jetzt wurde ich umdrängt wie ein Rockstar. Das hatte ich niemals erwartet.
Eine persönliche Erinnerung aus dieser Zeit ist mir besonders wertvoll: Auf einer Lesereise lernte ich während meines Aufenthalts in New York endlich die Leute von 2600 kennen, die mich über die »Free Kevin«-Bewegung durch einige meiner schlimmsten Stunden getragen hatten. Als ich mich mit dem Strafjustizsystem herumschlug, bedeutete es mir unglaublich viel, zu wissen, dass mich da draußen eine ganze Armee unterstützte und für mich kämpfte. Sie schenkten mir dadurch unsagbar viel Hoffnung und Mut. Ich kann diesen wundervollen Menschen niemals genug danken.
Ein ganz besonderer Moment in meinem Leben nach dem Gefängnis war der Tag, an dem ich endlich wieder einen Computer benutzen durfte, acht Jahre nach meiner Verhaftung. Es war ein Festtag, den meine Familie und Freunde aus aller Welt mit mir feierten.
Die Macher einer Liveshow im Kabelfernsehen, The Screen Savers, mit Leo Laporte und Patrick Norton, wollten zeigen, wie ich das
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