Das Phantom im Schokoladen-Museum
Klößchen. Für ihn setze ich meinen guten Ruf aufs
Spiel — für ihn und jeden meiner Freunde.
Er schlich durchs Haus. Es
enthielt drei Zimmer und die Nebenräume. Im Keller fand er einen fensterlosen
Raum — und betätigte den Lichtschalter.
Die Nase hatte es schon
festgestellt: Es war der Heizungskeller. Die Luft roch nach Öl. Neben dem
Heizkessel türmte sich ein Berg Altpapier. Unter ihm ragte die Ecke eines neuen
und kostbaren Handkoffers hervor: ein Versteck!
Tim zog den Koffer ans Licht
und öffnete ihn.
Na also! Wunderbar!
Elf goldene Armbanduhren lagen
dort, ein Dutzend Diamantringe, Ketten, eine Mappe mit ausgeschnittenen
Presseberichten über die Autobahn-Piraten, fünf Sparbücher — mit einer
Gesamteinlage von fast 400 000 Mark — und...
Tim atmete tief, nahm Frau
Glockners Brillantstecker an sich und schob sie in die Tasche. Und Klößchens
Uhr.
Als er den Koffer schloss,
hörte er, wie oben die Eingangstür geöffnet wurde. Sofort löschte er das Licht.
Den Koffer ließ er zurück. Auf Zehenspitzen schlich er die Kellertreppe hinauf.
Die Tür oben war angelehnt. In der Diele brannte Licht.
Er hörte, wie ein Hörer
abgenommen wurde. Tippgen wählte.
„Erich, hallo! Ja, ich bin’s“,
quäkte Tippgen. „Bin eben zurück. Der Boss ist nach Hause gefahren. Haben sich
die Bullen bei dir gemeldet? Nein? Gut! Du warst in dem Musical? Sehr klug. Du,
uns ist vielleicht ein Ding passiert. Wir sind auf einen Typ gestoßen, der zur
Mafia gehört. Den haben wir natürlich verschont — einerseits. Andererseits
haben wir dafür gesorgt, dass ihn die Bullen erwischen. Aber das erzähle ich
dir morgen. Auf jeden Fall war es richtig, dass du diesen Bengel — diesen Willi
Sauerlich — zum Landhaus gebracht hast. Den Streifenwagen haben wir dort auch
wieder in die Garage gestellt. Aber zu dem Bengel haben wir nicht reingesehen.
Der soll ruhig denken, dass er nicht mehr lange zu leben hat. Ach, noch was:
Hinter Lurchrode sind wir an einen Campingbus rangeschlichen. Ein Liebespärchen
war drin. Die haben vielleicht gezittert. Hatten aber nichts Wertvolles bei
sich. Wir haben beide gefesselt. Damit sie nicht gleich zum nächsten Telefon
sausen. Ich glaube, es ist uns gelungen, den Verdacht von dir abzulenken. Falls
du beobachtet wirst, wissen die Bullen — beziehungsweise die Freunde von diesem
Willi Der Erich Glenschel hat sich während der Nacht nicht aus dem Haus
gerührt. Trotzdem waren die Autobahn-Piraten wieder unterwegs. Also kann er
keiner von ihnen sein. Wie? Was? Du glaubst nicht, dass du beschattet wirst.
Wieso nicht? Bei dir war ein Einbrecher? Was du nicht sagst. Ja, das hätten die
Bullen bemerkt und verhindert. Manchmal sind die ganz nützlich, hahah! Was
fehlt denn? Nichts von Bedeutung? Logo! Die Beute ist ja auch beim Boss und bei
mir. Dann gräm dich nicht! Eine Fensterscheibe lässt sich leicht reparieren.
Ja, gute Nacht!“
Tippgen wollte auflegen, hatte
aber plötzlich das Gefühl, jemand stehe hinter ihm. Der Hörer fiel neben den
Apparat — und die Leitung blieb offen.
Tippgen drehte sich um.
„Erich Glenschel heißt also der
andere“, sagte Tim. „Jetzt will ich noch Folgendes wissen: Wer ist der Dritte?
Und in welches Landhaus habt ihr meinen Freund Klößchen gebracht? Dann gehen
wir zur Polizei, wir beide.“
Tippgen lief rot an vor Wut,
brüllte wie Graf Bludo, der Tollwütige, und stürzte sich fäusteschwingend auf
Tim.
*
Morgens um 3.01 Uhr klingelte
das Telefon.
Kommissar Glockner war sofort
wach, drehte sich zum Nachttisch und knipste die Lampe an.
Margot Glockner maunzte im
Schlaf und zog sich die Decke über den Kopf.
Glockner nahm den Hörer ab.
„Ja?“
„Ich bin’s, Herr Glockner, der
Tim.“
„Das höre ich.“
„Ich habe eine Mitteilung. Der
Boss der Autobahn-Piraten heißt Detlef Kempferth. Ich hab’ ihn kurz gesehen —
vorhin, als wir mit Klößchens Onkel zum Dorf Kögel-See fuhren. Kempferth ist
der...“
„...Gebrauchtwagen-König. Ich
weiß.“
„Sie sprechen so leise. Schläft
Ihre Frau?“
„Es soll vorkommen, dass man
nachts um drei schläft.“
„Tut mir sehr leid. Aber ich
dachte, es sei wichtig.“
„Es ist wichtig, Tim. Sprich
weiter!“
„Der zweite Pirat heißt Erich
Glenschel. Klößchen befindet sich, eingekerkert, in Kempferths Landhaus. Bei
Dorf Kögel-See.“
„Wunderbar. Was ist mit
Tippgen?“
„Sie können ihn hier abholen
lassen. Tippgens Adresse ist Baumholder-Weg
Weitere Kostenlose Bücher