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Das Phantom im Schokoladen-Museum

Das Phantom im Schokoladen-Museum

Titel: Das Phantom im Schokoladen-Museum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Picpoctono“, sagte der andere Polizist.
    „Das... das... weshalb?“
    „Es besteht der Verdacht, dass
Sie eine Straftat begangen haben.“
    „Ich? Iiiiich? Aber nie!“
    „Wir erhielten Mitteilung, Sie
befördern einen Toten im Kofferraum. Sicherlich ist das Unsinn, aber wir sind
verpflichtet, die Sache zu überprüfen.“
    „Hahahah!“, lachte Marcello. Er
dachte: Was ein Dü-B-Topf ist, wissen die nicht. Ich selbst wüsste es nicht.
Sieht aus wie ein Mastmittel für Zuchtsäue. Die Bullen suchen eine Leiche? Muss
ja eine tolle Verwechslung sein. Aber unsereins strapaziert sich die Nerven.
Unerhört!
    „Sie können sich gern
überzeugen.“ Grinsend zog er den Kofferraumschlüssel aus der Tasche.
    Dann näherte sich der weiße
Audi. Er kam aus Richtung Autobahn und hielt hinter Marcellos Wagen — mit etwa
acht Metern Abstand.
    Ein sportlich gekleideter
Mittzwanziger stieg aus.
    „Sie können hier nicht halten.
Fahren Sie weiter!“, schnauzte einer der Ordnungshüter.
    Aber Dennis trat zu ihm und
wisperte.
    Der Polizist nickte.
    Der andere sagte zu Marcello:
„Nun öffnen Sie endlich den Kofferraum.“
    Mit Unbehagen nahm der
Italiener wahr, dass sich der Audi-Fahrer und der zweite Polizist einig waren
wie Kollegen — und sich seinem Kofferraum näherten mit allen Anzeichen von
Neugier.
    Trotzdem ist keine Leiche drin,
dachte Marcello. Er öffnete.
    Vier Augenpaare starrten auf
die Dü-B-Töpfe: rote Plastikbehälter mit schwarzem Etikett.
    „Das sind sie“, sagte Dennis.
„Diese Behälter mit ihrem fast unbezahlbaren Inhalt — Forschungsinhalt! —
wurden der Firma Santanz gestohlen und sollen jetzt, da wette ich, von diesem
Dieb, der Marcello Picpoctono heißt und bei Santanz als Nachtwächter arbeitet,
dem Aufkäufer eines Konkurrenz-Unternehmens übergeben werden. Vermutlich — was
wir aber noch beweisen müssen — einem gewissen Helmerich von Roggen. Mit ihm
hatte Marcello Picpoctono bereits ein ko-Mee im Gasthaus Schwertschlucker.“
    „Ein was?“, fragte der
Polizist, mit dem Dennis geflüstert hatte.
    „Ein ko-Mee ist die Abkürzung
für konspiratives Meeting, verschwörerisches Treffen. Picpoctono wird uns jetzt
mitteilen, wo und mit wem er sich hier trifft. Das ist deine einzige Chance,
Picpoctono, dir noch ein bisschen Wohlwollen einzuhandeln. Sie, Kollegen,
möchte ich dann bitten, mich zum Treffpunkt zu begleiten. Eine Festnahme der
Personen wird wohl rechtlich nicht machbar sein. Aber die Personalien müssen
festgestellt werden. Außerdem geht’s hier um unlautere Geschäftspraktiken.“
    „Ich... sage kein Wort“, bellte
Marcello. „Von mir erfahren Sie nichts. Außerdem gibt es da gar nichts zu
erfahren. Ich probiere nur meinen neuen Wagen aus. Die Töpfe wollte ich morgen
wieder zurückgeben. Weil ich in mich gegangen bin und mein Gewissen befragt
habe. So — und jetzt möchte ich meinen Anwalt verständigen.“
     
    *
     
    Geduld ist nicht Tims Stärke.
Er hockte an der Mauer, wo ein paar Bretter aufgeschichtet waren, schlang die
Arme um die Knie und starrte zur Straße.
    Die Nacht war schwül. Grillen
ließen sich hören. In einem der Gärten fauchten zwei Katzen. Die Turmuhr von
St. Peter zeigte mit dumpfem Ton an, wie quälend langsam 15 Minuten vergehen
können.
    Tippgen!, dachte Tim, komm
endlich! Meine Wut wird nicht kleiner, sondern wächst. Das ist gefährlich für
dich.
    Machte der Kerl eine Sause?
    Die Zeit verging noch langsamer
— dann, scheinbar, überhaupt nicht mehr.
    In Gedanken wiederholte Tim
alles, was ihm von der lateinischen Grammatik einfiel. Er wiederholte die
unregelmäßigen Verben aus dem Englischen, sagte 55 Zeilen aus Homers Ilias auf,
die bekanntlich im 8. Jahrhundert vor Christi entstand, und verfasste für Gaby
drei Liebesgedichte, die ihm aber dann zu oberflächlich erschienen, weshalb er
sich nicht bemühte, sie im Gedächtnis zu behalten.
    Die Turmuhr schlug zweimal.
    Verdammt!
    Wenn schon ungesetzlich, dachte
er, dann richtig.
    Geduckt schlich er ums Haus.
    Wie er vorhin gesehen hatte,
war ein kleines Fenster angekippt.
    Ein Klo-Fenster. Na also!
    Er verlängerte seine Hand mit
einem Stückchen, griff durch den Spalt und drückte den Kipphebel herunter.
    Nachdem er eingestiegen war,
stellte er den vorherigen Zustand wieder her.
    Das gibt eine Presse, dachte
er, falls ich mich irre. Sehe schon die Überschrift: Jugendlicher
Internatsschüler bricht ein. Peter Carsten, Tim genannt und früher Tarzan, der
Kriminelle. Egal! Es geht um

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