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Das Phantom von Schreckenstein

Das Phantom von Schreckenstein

Titel: Das Phantom von Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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hört.
    Umstehende Ritter waren seinen Ausführungen mit langen, immer längeren Gesichtern gefolgt.
    „Aber sie können schon eine bestimmte Person verlangen, deutlich verständlich?“ vergewisserte sich Mücke mit Dolmetscherhilfe.
    „Yes!“ Der rothaarige John grinste, daß man seine Ohren für zu groß geratene Mundwinkel hielt. „Sie können sogar mehrere bestimmte Personen verlangen.“
    Ottokar und Stephan hatte wieder einmal denselben Gedanken, und sie sprachen ihn gleichzeitig aus: „Zum Beispiel drei?“
    Bills schwarze Locken wippten, so mußte er lachen. „Yes. Three for example.“
    Die langen Gesichter der Ritter verkürzten sich wieder und dehnten sich unter dem Gelächter seitwärts.
    Witzbold Klaus drohte mit dem kleinen Finger in die Gegend, wo niemand stand. „Hector! Hector! Ich glaube, wir müssen dich zu Paule sperren.“
    „Crannie wannie!“ Mini—Boy Sean deutete auf den Witzbold, und es dauerte eine Weile, bis alle wußten, daß Kleiner Finger auf Schottisch cranniewannie heißt.
    Mit vereinten Vokabeln übersetzten die Ritter den Boys, daß Paule nicht unsichtbar, vielmehr ein Geist zum Anfassen sei.
    Mit einem langgedehnten „Sssst!“ verschaffte Neil sich Gehör für einen weiteren selbstgebastelten deutschen Satz. „Wir haben gewollen machen unsere arrival…“
    „Ankunft!“ half ihm Hans—Jürgen.
    „Unseren Ankunft“, wiederholte Neu, „zu einem, wie ihr sagt… Streik!“
    „Streich!“ verbesserte Werner.
    Neil nickte. „Und wir wollen machen hier noch viele andere.“
    „Zum Beispiel drei!“ rief Beni dazwischen. Ritter johlten vor Begeisterung, die Boys stimmten mit ihren Naturlauten zu, Dampfwalze schlug sich auf die Brust wie ein Orang—Utan. „Spitzensache!“
    „Top thing!“ übersetzte Strehlau tollkühn.
    Im oberen Westflügel ertönte der Gong zum Mittagessen.
    „Kommt!“ sagte Dampfwalze und schob Andrew an. „Jetzt hauen wir uns erst mal Kalorien in die Figur.“

 
    Streichkundeunterricht
     
    Besondere Umstände erfordern besondere Maßnahmen. Ottokar, Stephan, Mücke und Hans—Jürgen nahmen ihre Mahlzeit ausnahmsweise am Lehrertisch ein. Es ging darum, schnellstens ein Programm für die Gäste zusammenzustellen, um ihnen das Leben auf der Burg, die Sehenswürdigkeiten im Lande, aber auch die Einstellung der Ritter, das Verantwortungsbewußtsein jedes einzelnen darzustellen, ohne den Schulbetrieb zu beeinträchtigen. In gewohnter Zusammenarbeit einigten sich Schüler und Lehrer rasch: Möglichst wenig Abweichung vom Tageslauf. Die Schotten, in Mauersäges Gästezimmern untergebracht, sollten am Dauerlauf teilnehmen, ebenso am Sport und an der Landarbeit. Vormittags, während des Unterrichts, konnten sie sich in der Umgebung umsehen, oder bei Colin Mac Donald ihre deutschen Sprachkenntnisse auffrischen, die sich seit dem Besuch der Ritter auf Duncraig Castle weitgehend verflüchtigt hatten. Nachmittags, während der Arbeitsstunde, würde Rolle ihnen in der Folterkammer bei schottischem Kaminfeuer aus der Schulchronik übersetzen und zusammen mit Mücke Fragen beantworten. Einmal sollten sie einer Englischstunde beiwohnen.
    An den Tischen der Ritter ging’s hoch her. Das lag zu einem guten Teil an den Königsberger Klopsen, die Heini, der Koch in zusätzlichen Mengen hervorgezaubert hatte.
    „Mann!“ wunderte sich Beni. „Die Boys fressen wie die Müllschlucker.“
    Er hatte recht. Andrew, die schottische Dampfwalze, zog auf Anhieb mit Ottokars Rekord gleich. Er verdrückte fünfzehn Stück.
    In der Schweigezeit, der sich die Boys willig unterordneten, trat Ottokar, wie gewohnt, ans Schwarze Brett und verkündete neben den üblichen Anfragen nach verlorenen Gegenständen und dergleichen: „In einer Viertelstunde ist Fremdenführung durch die Burg. Dazu brauchen wir zehn Mann mit Sprachkenntnissen. Macht das untereinander aus. Alle andern arbeiten im Gemüsegarten.“
    Nach Ende der Mahlzeit übersetzten Ritter den Gästen, was Ottokar angesagt hatte. Das war nicht ganz einfach. „Ich komme mir vor wie auf Safari, ohne Munition!“ flachste Klaus.
    „Dann scheidest du als Fremdenführer aus. Sonst frißt dich der britische Löwe!“ bemerkte Pummel und qualifizierte sich selbst, indem er Bobby und Charlie erklärte, Schreckenstein sei ein veryinteresting castle.
    Die Auswahl der Sprachtalente ging ohne Streit vor sich. Während Strehlau noch schwankte, ob Wolf geeigneter sei oder Armin, kam Oskar zu Ottokar und flüsterte ihm zu:

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