Das Phantom von Schreckenstein
hüten sollten, „…because she knows Judo and Karate!“
„And Esther and Doris…“ Hier stockte Emil. „Was heißt denn Kratzbürsten?“
„Hauptsache, daß nichts kaputtgeht, niemand zu Schaden kommt und es lustig ist!“ mahnte Strehlau immer wieder. „Sonst ist das kein Schreckensteiner Streich!“
Da die Einladung von Fräulein Doktor Horn außer den Schülern aus Schottland auch Mauersäge, Mac Harris und Sportlehrer Mac Donald mit einbezog, bekamen die Boys genug Zeit, sich genau umzusehen.
„They will drink tea together for a long time“, erklärte
Stephan, „and you can inspect the whole castle.“
„But don’t forget the Slalom on the staircase!“ mahnte Hans—Jürgen. Er hatte den Zickzackkurs, um das Knarzen der Treppe zu umgehen, eigens auf einem Pappkarton aufgemalt.
„My goodness!“ seufzte Andrew mit verzweifeltem Karpfenblick wie Dampfwalze. „A Schreckenstein—Streich is a fulltime—job!“
Über Ottokar und Sophie redete niemand mehr. Schließlich war ihrem heimlichen Treffen die günstige Entwicklung zu verdanken.
Die Minis hatten es immer wichtig. Diesmal aber ganz besonders. Machte der kleine Kuno darauf aufmerksam, daß manche Türklinken quietschen könnten – wobei er das fehlende Wort durch Lautbildung ersetzte –, zog Mini—Ritter Eberhard mit dem Hinweis nach, auch Türscharniere könnten quietschen. Sofort kam der kleine Herbert,
völlig unnötig, auf die umgehängten Fenster zu sprechen, was wiederum Mini Egon zu der immerhin durchdachten Bemerkung veranlaßte, in allen Korridoren von Rosenfels befänden sich die Lichtschalter an den Türseiten, nicht bei den Fenstern zum Innenhof.
Ob wegen zu vieler Vorschläge oder weil ihm der Schädel brummte vor lauter Englisch; Dampfwalze schlug mit der Faust auf den steinernen Richtertisch und rief: „Schluß jetzt, ihr matten Untertassen! Was redet ihr den Boys die Köpfe voll? Sie fahren doch erst mal zum Tee rüber.“
Beni nickte. „Und bei der Gelegenheit sehen sie sich in Ruhe alles an.“
„Genau!“ bemerkte Andi. „Außerdem wissen sie noch gar nicht, was sie machen wollen.“
„Eben deshalb!“ begehrte der kleine Egon auf. „Je besser sie sich auskennen, desto mehr wird ihnen an Ort und Stelle einfallen.“
Gelangweilt winkte Klaus ab. „Dazu kommen die gar nicht bei dem Hühnergegacker!“ Mit schriller Stimme ahmte er die Mädchen nach. „Schaut sie an! Mein Gott, sind die alle niedlich. Richtig süß! Und die hübschen Beine in den Röckchen! Welcher gefällt dir am besten? Ich mag den mit den Locken!“ Er ging auf Bill zu und griff ihm ins Haar. „Nein, ist der wonnig!“
Die Boys verstanden, was er meinte, und lachten mit den Rittern, die untereinander anfingen, bestimmte Mädchen nachzuahmen. Damit endete der Unterricht in Streichkunde. Es war kein ernstes Wort mehr möglich.
Schloßbesichtigung
Fräulein Doktor Horn hatte rote Flecken im Gesicht — für die Mädchen ein Zeichen, daß Mauersäge ins Haus stand. Besuche des Grafen von Schreckenstein regten sie nicht nur auf, sondern auch zu großer Milde an.
„Wir machen uns im Garten nützlich, bis die Gäste
kommen“, hatte sie angeordnet, und um ihre Nervosität zu dämpfen, arbeitete sie mit.
„Soll wohl nach friedlichem Landleben aussehen!“ witzelte Ingrid.
Alle Mädchen trugen ihre Shawls mit dem Spezialkaro Tartan of Rosenfels, die ihnen die Ritter seinerzeit aus Schottland mitgebracht hatten. Die drei Sanften, Constanze, Bettina und Isabel, bereiteten den Teetisch im Eßsaal vor. In der Mitte stand ein großer Laib vom berühmten Rosenfelser Marzipan aus eigener Herstellung.
Sonja Waldmann und das dicke Fräulein Böcklmeier deckten den Tisch für die Erwachsenen in Fräulein Doktor Horns Zimmer. Mit Blümchengeschirr, Blümchendecke, auf die sie in geblümter Vase echte Blumen stellten. So liebte es die Leiterin. Die anderen Lehrerinnen wollten an der Einladung nicht teilnehmen. Sie blieben auf ihren Zimmern oder waren weggefahren.
„Wie kommen die überhaupt?“ fragte Renate im Garten.
„Mit’m Omnibus oder über’n See?“
„Das ist doch uninteressant“, sagte Doris barsch. „Hauptsache sie kommen.“
Motorgeräusch ließ alle aufschauen. Mauersäges Jagdwagen mit Jean am Steuer fuhr vor. Fräulein Doktor Horn eilte hin, verrenkte sich beim gräflichen Handkuß in gewohnter Weise und ließ sich die beiden Schotten vorstellen. Der Old-Boy und der Sportlehrer trugen keine Nationaltracht. In
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