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Das Phantom von Schreckenstein

Das Phantom von Schreckenstein

Titel: Das Phantom von Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Streckbank schepperte, ein weiteres Knarzen folgte und brach plötzlich ab. Stephan hatte die schwere Eisentür geöffnet. „Falscher Alarm“, berichtete er, „es war niemand dran.“
    „Oder vielleicht Beatrix?“ witzelte Andi.
    „Erraten!“ gab Stephan zurück. „Sie hat mir einen Zettel neben den Hörer gelegt. Leider konnte ich ihn durch die Leitung nicht lesen.“
    Das Gelächter über die schlagfertige Antwort wurde von erneutem Knarzen aus Paules Kasten begleitet.
    „Es ist doch die Horn!“ sagte Klaus. „Sie hat sich nur in der Telefonzelle geirrt.“
    Nun war kein ernstes Gespräch mehr möglich.
    „Gehen wir schlafen!“ schlug Ottokar vor.
    „Ende der Versammlung!“ stimmte Dieter ihm zu. „Und wenn meine Zähne einzeln knarzen, ich steh heut nacht nicht mehr auf.“
    Als abermals ein Geräusch aus dem Kasten mitredete, trat Mücke auf die Leiste. Die Tür sprang auf, das Skelett mit der Sense neigte sich heraus. Der kleine Chefredakteur hob den Zeigefinger und schimpfte zu ihm hinauf: „Schluß jetzt, Paule! Sonst sperren wir dich mit Theobald in die Eiserne Jungfrau.“
     
    Auf dem Weg in sein Zimmer schaute Stephan bei den Minis vorbei. Sie lagen schon in ihren Betten und lasen noch. Er setzte sich zum kleinen Egon auf die Bettkante und ließ sich den mysteriösen Anruf wiederholen. „,Kann ich Stephan sprechen?’ hat die Stimme gefragt. Es klang, wie von weit her.“
    „War’s nicht die Horn?“ wollte der kleine Herbert wissen.
    „Nein. Der Weihnachtsmann mit Theobald im Sack.“ Stephan ging hinaus und löschte das Licht.
    In dieser Nacht schliefen die Ritter durch. Lupenreiner Sonnenschein und ein wärmendes Azorenhoch sorgten nach dem Kälteeinbruch für flottes Dauerlauftempo. Martin, von Schluckauf geplagt, trabte hinterher. Auf dem Weg zum Duschraum hörte er Gebimmel aus der öffentlichen Telefonzelle an der kleinen Treppe und nahm ab.
    „Ottokar, Telefon für dich!“ rief er in den Duschraum.
    „Wer ist es denn?“ fragte der Schulkapitän unter der kalten Dusche.
    „Hat sie nicht gesagt.“
    „Eine Sie?“ Beni feixte. „Das kann nur Sophie sein.“
    Tropfnaß griff Ottokar ein Handtuch. Barfuß rannte er hinaus und kam überraschend schnell zurück. „Falscher Alarm. Kein Schwein am Draht.“
    Martin verteidigte sich unaufgefordert. Es sei eine hohe Stimme gewesen. Sie habe Ottokar verlangt, ganz deutlich.
    Als sich die Ritter nach dem Frühstück zum Unterricht begaben, bimmelte es wieder in der Zelle. Fritz steckte den Kopf hinein und zog ihn sogleich wieder heraus. „Dampfwalze, für dich. Ingrid!“
    „Hat sie ihren Namen gesagt?“ fragte Mücke, der gerade vorbeikam.
    Der Seltenfröhlich grinste und zog die Schultern hoch. „Wer soll’s denn sonst sein?“
    „Fehlanzeige!“ meldete Dampfwalze mit Karpfenblick, nachdem er dreimal Hallo in die Sprechmuschel gebrüllt hatte.
    Befremdet sahen die Ritter einander an.
    „Stupide Sache“, fand Eugen. „Wenn’s noch mal bimmelt, sag ich: Hier ist das automatische Schloß Rosenfels! – Damit sie wissen, daß wir’s gemerkt haben. Falls sie’s sind.“
    „Ich würd gleich drüben anrufen und mich dann nicht melden“, schlug Armin vor.
    Während des Unterrichts schweiften die Gedanken der Ritter immer wieder ab. Was hatten die Anrufe zu bedeuten? Was sollte damit bezweckt werden? „Irgendwas kommt auf uns zu!“ meinte der sensible Dolf in einer Pause.
    „Sehr richtig. Eine Schulaufgabe!“ entgegnete Rolf.
     
    In der letzten Unterrichtsstunde vor dem Mittagessen spitzten die Unkonzentrierten ihre Ohren. Was war das? Ein merkwürdiges Geräusch breitete sich aus. Es kroch in alle Klassenzimmer. Anfangs ein Zirpen oder Piepsen, dann wurde es irgendwie melodisch, je näher es kam. Eine seltsame, ungewohnte Melodik, hoch und tief zugleich, wobei der tiefe Ton liegen blieb, als halte ein Organist ein Baßpedal mit dem Fuß gedrückt. Der obere Ton dagegen hüpfte munter herum.

    Aller Lerneifer brach zusammen, Ritter und Lehrer lauschten gleichermaßen. Manche dachten an Theobald, andere vermuteten die Hühner am Werk, blies da jemand auf einem Kamm, begleitet von einem Staubsauger und beides über Lautsprecher?
    Musterschüler Strehlau, der Meisterpianist von Schreckenstein, kam als erster dahinter. Mit dem Ruf „Ein Dudelsack!“ rannte er aus dem Klassenzimmer. „Der Brief!“ erinnerte sich Mücke und rannte hinterher. „Die Schotten! Die Schotten!“
    Türen flogen auf, Ritter stürzten heraus,

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