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Das Pharma-Kartell

Das Pharma-Kartell

Titel: Das Pharma-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
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mich wartet und raucht, wasche ich mir im Bad das Gesicht und versuche Luft zu holen.
    Dann steigen wir zum Zimmer von Doktor Larchey hinauf.
    Es liegt in der obersten Etage, rechts, Nummer 39. Die Tür ist versiegelt. Vernünftig, aber zu spät. Wenn jemand in das Zimmer gewollt hat, hatte er dafür volle vierundzwanzig Stunden Zeit. Von Donnerstag bis Freitagabend.
    Ich entferne die Siegel, und Fabre holt einen Schlüssel aus der Tasche. Er bemerkt meinen fragenden Blick und erklärt:
    „Der zweite Schlüssel. Wer möchte, dass Jamila bei ihm sauber macht, hinterlegt ihn bei Madame Emma.“
    „Und Jamila hat auch am Freitagmorgen sauber gemacht?“
    Er bestätigt es ein bisschen schuldbewusst.
    Zum Haareraufen. Übrigens hat bei der gegebenen Situation ein Schlüssel mehr oder weniger keine Bedeutung. Ich bin hoffnungslos zu spät gekommen. Jetzt können drinnen wichtige Beweisstücke fehlen, oder es können Sachen hineingeschafft worden sein, von denen ich keine Vorstellung habe.
    Aus dem dunklen Zimmer weht uns warme und abgestandene Luft entgegen. Fabre ertastet den Lichtschalter und schaltet die Lampe an, öffnet das Fenster und versucht, den Ventilator in Gang zu setzen, während ich mich umsehe.
    Das Zimmer ist wie meins, vielleicht ein bisschen größer, hat aber die gleiche Lage und den gleichen kleinen französischen Balkon. Das Bett ist exakt gemacht, ohne jede Falte. Die Bücher auf dem Schreibtisch sind geordnet, daneben liegen beschriftete Hefter aus Plastik, in einer offenen Schachtel sind verschiedenfarbige Kugelschreiber. Ein kleiner Steckkalender, auf dem man das Datum auswechseln kann. Das letzte ist nicht Donnerstag, sondern Freitag. Ich verstehe, das ist Jamilas Werk. Sie hat das Datum geändert, ohne zu wissen, dass es keinen Sinn mehr hatte.
    Vorsichtig schlage ich den obersten Hefter auf, Produktionsberichte über die Versuchslaboratorien. Der letzte ist angefangen und nicht zu Ende geführt, er ist mit der Hand geschrieben.
    Fabre flucht leise auf den Ventilator, der sich nicht in Gang setzen will. Ich ziehe sacht am Schubfach, das mit einem Sicherheitsschloss abgesperrt ist, das sich als nicht gar so sicher erweist; eine Minute später ziehe ich wieder behutsam. Man kann nie wissen, was ein Schubfach für Überraschungen bereithält. Vor Jahren habe ich so eine Überraschung erlebt, aber das ist eine andere Geschichte.
    Nichts Besonderes geschieht. Eine komplette Schreibtischgarnitur kommt zum Vorschein, aufgebaut wie für Schaufenster, Briefpapier und Umschläge, ein massives Feuerzeug, eine angebrochene Schachtel Lucky Strike. Hinten liegen eine Mappe mit der Aufschrift „Dokumente“ und ein Notizbuch in einem Ledereinband. Die Mappe interessiert mich lebhaft, ich hole sie heraus und schlage sie auf. Sie ist tatsächlich voller Dokumente: eine Übersetzung seines Diploms ins Arabische, das Originaldiplom, sein Reisepass, Spezialisierungsbescheinigungen, Abschriften von Ernennungsurkunden.
    So wichtige Dokumente hatte ich nicht erwartet. Dieser Fund verblüfft mich, er schließt eine meiner Versionen beinahe aus.
    Auf gut Glück klappe ich das Notizbuch auf. Bei verschiedenen Daten stehen Notizen über Verabredungen und zu erledigende Dinge, im alphabetischen Register sind Telefonnummern vermerkt. Mit dem Notizbuch werde ich mich nachher beschäftigen.
    In den anderen Schreibtischkästen das gleiche Bild – sorgsam geordnete kleine Dinge eines Mannes, der allein lebt. Nichts Überflüssiges und nichts Persönliches. Selbst ein Foto fehlt – von seiner Frau oder seinem Sohn, wie ich erwartet hätte. Keine humoristischen Zeitschriften, keine Unterhaltungslektüre. Die Bücher, die auf dem Schreibtisch stehen, sind Anleitungen zur Herstellung von Antibiotika.
    Nachschlagewerke über Enzyme und Biochemie.
    Ein merkwürdiges Gefühl bemächtigt sich meiner. Als habe hier ein Pedant gelebt, ein Mensch wie ein Uhrwerk, mit abgemessenen und abgezählten Minuten. Und dieses Uhrwerk ist plötzlich, auf unerklärliche Weise, stehen geblieben.
    Das ist das Schlimmste. Gerade dieses unerklärliche Stehenbleiben beunruhigt mich. Ich hatte geglaubt, die Dinge lägen einfacher.
    Endlich ist Kylian Fabre mit dem Ventilator zurande gekommen, und ich werfe einen Blick in den Wandschrank. Anzüge, Hemden, Wäsche, eine Schachtel für Krawatten. Unter den Krawatten, wie beinahe nicht anders zu erwarten, eine Euroscheckkarte, ein Dutzend Banknoten für die laufenden Ausgaben. Und das Sparbuch – mit

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