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Das Pharma-Kartell

Das Pharma-Kartell

Titel: Das Pharma-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
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habe ich auch gelesen. Energisch, mit Initiative, versteht es, das Begonnene zu Ende zu führen, wissenschaftliches Herangehen, Theorie und Praxis und so fort. Ein ausgezeichneter Wissenschaftler, der die Produktion von Antibiotika aus dem Effeff beherrscht. Doch an wie viele Stellen hat er gearbeitet? Ich habe sie gezählt – elf! In sechzehn Jahren elf Stellen! Und immer großartige Beurteilungen. Wie finden Sie das?“
    Klarer Fall. Klug, voll Wissen und unleidlich. Sie haben seine Kenntnisse nicht leugnen, ihn aber nicht ausstehen können. Eine wohlbekannte Konstellation.
    „Etwas über seine Familie?“
    „Da wissen Sie sicherlich mehr als ich. In diesen zwei Jahren sind seine Frau und sein Sohn ein einziges Mal hier gewesen. Sie leben irgendwie zusammen, ich habe aber nicht den Eindruck, dass sie sich sehr gut verstehen.“
    „Ich weiß, dass dies allzu sehr ins Persönliche geht, aber es muss sein… Hat es hier bei ihm eine Frau gegeben?“
    Er schweigt lange, dann drückt er die Zigarette im Aschenbecher aus und sagt: „Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll. Eine Zeit lang glaubte ich ja, danach nein… Anja Krüger von Alpine. Sie wissen, was die Alpine ist? Das ist eine Firma, die die hier anfallenden Arbeiten ausführt.“
    Von der Alpine Baufirma AG habe ich eine verschwommene Vorstellung aus meinen Aktenunterlagen in Paris. Es ist eine italienisch-österreichische Firma, die die gesamten Bauarbeiten übernommen hat: die Gebäude, die Zufahrtsstraße, die Telefonzentrale, das Transformatorenhaus. Wir zeichnen für die Montage und die Inbetriebsetzung verantwortlich. So eine Form der Aufgabenteilung ist in diesen Ländern sehr häufig. Mitunter sind es sogar nicht bloß zwei Firmen, sondern viel mehr.
    Genau das erklärt mir Fabre nebst einigen Einzelheiten. Die Firma ist nicht klein, sie hat an die zwanzig Leute hier, Ingenieure und technisches Personal, für die Hilfsarbeiten stellen sie hiesige Leute ein. Natürlich geht es nicht ganz ohne Reibereien ab, aber im Großen und Ganzen sind sie korrekt.
    „Nun ja, freilich, wir bluffen auch manchmal!“, sagt Fabre und winkt ab. „Das ist menschlich. Aber Sie hatten nach der Anja Krüger gefragt…“
    „Ja, nach Möglichkeit…“
    „Was soll ich Ihnen sagen… Eine attraktive, angenehme Frau, Ingenieurin. Anscheinend hatte sie für Enzo Feuer gefangen, sie sind zusammen gesehen worden. Aus ihm war nichts herauszukriegen, aber unsere Frauen in der Pension haben sich den Mund zerrissen… Was das sei, warum er seine Familie nicht herhole… Sie wissen ja, wie das ist. Dann ist die Sache im Sande verlaufen. Wer kommt schon leicht mit Enzo aus.“
    „Weiß Anja Krüger… dass er verschwunden ist?“
    „Sie hat sich selbst gemeldet. Erkundigte sich, wo er sei, wegen irgendwelcher Elektroinstallationen. Wir haben was zusammengestottert, ich glaube, sie weiß es.“
    „Dann weiß es die ganze Firma.“
    „Sicherlich. Wir stehen hier alle in Verbindung mit ihnen, es geht ja nicht anders. Wenn jemandem seine Abwesenheit bis jetzt nicht aufgefallen ist, muss er es in zwei, drei Tagen bemerken.“
    „Können Sie mich bitte mit Anja Krüger bekannt machen?“
    „Ohne weiteres. Gleich morgen, wenn Sie wollen.“
    „Morgen wird es sicherlich viel zu tun geben, aber wir wollen’s versuchen. Und noch eine letzte Frage: Hatte Doktor Larchey irgendeine Schwäche? Trank er?“
    „Nein. Wir haben ihn nur ganz selten in Gesellschaft ein Glas trinken sehen. Er trank und rauchte nicht. Über Glücksspiel brauchen wir nicht erst zu reden, das hätte ich Ihnen sofort gesagt.“
    „Nun, ich glaube, das ist alles. Ich danke Ihnen.“
    „Wenn Sie wollen, nehme ich Sie morgen im Jeep mit in die Stadt“, sagt Fabre und steht auf. „Überhaupt, wenn Sie etwas brauchen…“
    Ich danke ihm noch einmal, und wir trennen uns. Er geht schlafen, ich habe leider noch zu tun. Ich muss mir das Zimmer genau ansehen, eine Skizze anfertigen, ein Protokoll und so weiter – und vor allem über ein paar Dinge nachdenken.
    Erneut ziehe ich das Schubfach heraus und schlage die Mappe auf. Kein Zweifel, es sind alle wichtigen Urkunden darin. Von meiner ersten Variante muss ich Abschied nehmen. Enzo Larchey ist nicht geflohen. Niemand emigriert und lässt seine Diplome zurück. Und er hat überhaupt keinen Grund, es zu tun, Kylian Fabre hat ihn treffend charakterisiert. Leute wie er machen sich nicht still aus dem Staub, zumindest darin habe ich Erfahrung. Die werfen die

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