Das Philadelphia-Komplott
Personen gestreut haben.”
“Sagen Sie mir, bei wem?”
“Ein anderer alter Kumpel von Ihnen. Ralph Gordon.”
Jake lachte. “Der Idiot von Richfield High?”
“Der Idiot ist, wie Sie genau wissen, inzwischen Reporter beim Daily Globe.”
“Und er hasst mich. Er denkt, ich habe ihm seine Freundin ausgespannt.”
“Ich bin mir dessen bewusst. Genau wie der Tatsache, dass er kein gutes Haar an Ihnen gelassen hat, als sie vor vierzehn Jahren aus der Armee entlassen wurden.”
“Und das macht ihn zum perfekten Mitspieler?”
“Ich könnte mir keinen besseren vorstellen. Er wird sich die Chance nicht entgehen lassen, Sie noch einmal bloßzustellen. Eine kleine Auffrischung Ihrer Militärkarriere würde ihm gerade recht kommen. Und wenn van Heusen den Artikel liest – und das wird er, er ist ein sehr eifriger Zeitungsleser – wird er hoffentlich Kontakt mit Ihnen aufnehmen.”
“Warum sollte er?”
“Weil er nicht widerstehen kann. Er ist stolz auf das, was er erreicht hat, und er will ein bisschen angeben.”
“Warum bei mir? Ich verachte ihn, und das weiß er.”
“Aber das war nicht immer so. Sie beide waren in der Armee mal mehr als nur Kumpels. Sie waren Seelenverwandte. Es gab nichts, was Sie nicht für ihn getan hätten und umgekehrt, oder?”
“Seitdem ist eine Menge passiert … und überhaupt, wenn er mich kontaktieren wollte, hätte er das schon lange tun können. Ich bin nicht schwer zu finden.”
“Lassen Sie uns annehmen, er meldet sich tatsächlich bei Ihnen. Wollen Sie den Rest hören?”
Jake nickte.
“Okay.” In der Stimme des Agenten schwang eine Spur Aufregung mit. “Er nimmt Kontakt auf. Wie und wo, wird er entscheiden. Wenn er das tut, bleiben Sie cool. Ganz cool. Verheimlichen Sie nicht, dass Sie immer noch sauer auf ihn sind.”
“Fahren Sie fort.”
“Überlassen Sie ihm das Reden. Wenn er wissen will, was Sie gegenüber der Armee empfinden, sagen Sie ihm, dass das alles in der Vergangenheit liegt.”
“Das stimmt ja auch.”
“Gut. Die Wahrheit ist immer am glaubwürdigsten.”
Jake war noch nicht überzeugt. “Ich weiß nicht. Ich bin kein Schauspieler. Er wird mich sofort durchschauen.”
“Strengen Sie sich an, Jake. Ich hoffe, dass die Freundschaft, die Sie beide einst verband, und das, was Sie im Irak für ihn getan haben, von Vorteil für Sie ist. Vielleicht vertraut er Ihnen sogar genug, um Sie in sein Camp einzuladen. Falls er das tut, sagen Sie ihm, dass Sie nicht interessiert sind. Das sollte ihn überzeugen, dass Sie sauber sind.”
“Und was passiert, wenn er das Nein akzeptiert und ich nie wieder etwas von ihm höre?”
“Ich glaube nicht, dass das passieren wird, aber falls doch, kommen Sie wieder nach Hause – und wir gehen zurück ans Zeichenbrett.” Ramirez beobachtete ihn. “Was sagen Sie, Jake? Glauben Sie, Sie schaffen das?”
Jake lachte auf. “Was ist das hier? Eine Herausforderung?”
“Ich glaube, ich habe es nicht nötig, Sie herauszufordern. Lassen Sie es mich anders formulieren: Werden Sie es tun? Werden Sie uns helfen?”
Dieses Mal musste Jake nicht über eine Antwort nachdenken. In dem Moment, wo er das Foto des toten Kindes auf dem Boden des Hotels in Singapur gesehen hatte, war seine Entscheidung gefallen. “Wann geht’s los?”
“Acht Uhr morgen früh.” Ramirez griff erneut in seinen Aktenkoffer und holte einen weiteren Umschlag hervor, dicker als der letzte. Er legte ihn auf den Tisch. “Hierin finden Sie ein Ticket nach Philadelphia und fünftausend Dollar in bar. Sagen Sie Bescheid, wenn Sie mehr benötigen. Ich bin immer nur einen Anruf entfernt. Ich habe Ihnen auch eine Ausgabe des
Philadelphia Inquirer
dazugelegt. Im Anzeigenteil ist ein Apartment am Washington Square markiert. Es steht zum Verkauf, aber solange der Besitzer keinen Käufer gefunden hat, vermietet er es kurzfristig. Akzeptieren Sie jeden Preis, wir werden dafür aufkommen. Wir hätten das auch für Sie arrangieren können, aber es ist wichtig, dass Sie die Wohnung selber anmieten – nur für den Fall, dass van Heusen es überprüfen lässt.”
Und das würde er mit Sicherheit tun. “Warum am Washington Square?”
“Einer von van Heusens Männern, Doug Avery, ist angeklagt, eine Prostituierte zusammengeschlagen zu haben. Van Heusen hat die Kaution hinterlegt, und der Prozess wird im September stattfinden. Eine stellvertretende Bezirksstaatsanwältin namens Sydney Cooper übernimmt in diesem Fall die Anklage. Sie lebt auf
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