Das Philadelphia-Komplott
der anderen Seite des Flurs von dem Apartment, das Sie anmieten werden. Während ihrer Untersuchungen hat sie van Heusens Camp besucht und ihn befragt. Vielleicht weiß sie etwas, was uns weiterbringt. Es liegt an Ihnen, das herauszufinden.”
Er deutete auf den Umschlag. “Darin liegt eine komplette Akte über sie. Wenn Ihr Flugzeug in Philadelphia landet, wissen Sie genau so viel über Sydney Cooper wie wir. Oh, und sie liebt es, zu joggen. Jeden Morgen, ob Sonne oder Regen, läuft sie ihre Runde um den Washington Park. Falls Sie kein Jogger sind, schlage ich vor, dass Sie einer werden. Es könnte nützlich sein.”
“Wie wird Victor mich finden?”
“In Ihrer ersten Nacht in Philadelphia übernachten Sie im Double Tree Hotel. Wenn Sie auschecken, hinterlassen Sie Ihre Nachsendeadresse. Es wäre auch nicht schlecht, wenn Sie sich in einigen der Bars und Restaurants in der Gegend sehen lassen würden.” Er schloss seinen Aktenkoffer. “Ich nehme an, dass Sie ein Handy haben?”
Jake nickte.
“Meine Nummer ist in dem Umschlag. Rufen Sie mich
ausschließlich
übers Handy an – aber
niemals
aus Ihrer Wohnung, falls van Heusen beschließt, dort Wanzen zu installieren.”
“Was ist, wenn es Schwierigkeiten gibt und Sie mich erreichen müssen?”
“In dem Fall rufe ich Sie an und frage, ob Nancy da ist. Falls Sie nicht sprechen können, sagen Sie ‘falsch verbunden’ und legen auf. Suchen Sie dann schnellstmöglich einen sicheren Platz und rufen mich zurück.”
Jake konnte nicht umhin, die Sorgfalt des Agenten zu bewundern. “Sieht so aus, als hätten Sie an alles gedacht. Waren Sie sich so sicher, dass ich mitmachen würde?”
Ramirez erlaubte sich ein Lächeln. “Lassen Sie es mich so ausdrücken: Ich bin nicht gerne unvorbereitet.” Er streckte seine Beine vor sich aus. “Jetzt würde ich doch gern ein Bier nehmen, wenn Sie nichts dagegen haben.”
6. KAPITEL
N achdem Agent Ramirez gegangen war, betrachtete Jake den Umschlag auf dem Couchtisch. Er war jetzt weder müde, noch hungrig oder durstig. Die Erinnerungen, die er in den letzten Jahren immer verdrängt hatte, waren mit Wucht zurückgekehrt, und es gab wenig, was er tun konnte, um sie zu verscheuchen.
Er konnte kaum glauben, dass seit der schicksalhaften Nacht im Irak schon vierzehn Jahre vergangen waren. Oder dass sie überhaupt passiert war. Nicht dass er sich nicht schon früher in schwierigen Situationen befunden hätte. Für die Mitglieder von DELTA waren Schwierigkeiten das tägliche Brot, eine Herausforderung, für die die Männer in diesem speziellen Zweig der Spezialeinheiten sorgfältig ausgebildet worden waren. Und selbst Misserfolge wurden als Teil des Jobs akzeptiert.
Er konnte sich noch genau an das Gefühl der Aufregung, an den Ehrgeiz erinnern, der ihn durchströmte, als General Randolph Sanders, der DELTA-Kommandeur in Kuwait, diese spezielle Mission vorgestellt hatte.
Angeführt von seinem guten Freund, Colonel Victor C. van Heusen, sollte ein Kriseninterventionsteam mit acht hochspezialisierten Männern zwei gefangene amerikanische Kampfpiloten hinter der irakischen Grenze befreien.
Jake, der gerade zum Captain befördert worden war, führte das zweite Kommando. Er und van Heusen hatten schon erfolgreich Dutzende ähnlicher Fälle im Training durchgeführt. Zur gleichen Zeit in den Irak geschickt, hatten die beiden Männer, die sich in vielen Dingen so ähnlich waren, sich auf Anhieb verstanden. Trotz des erheblichen Altersunterschiedes – Van Heusen war zweiundvierzig, Jake siebenundzwanzig – hatten sie einen besonderen Draht zueinander.
Die Mission war Routine. Um 02:00 Uhr morgens hatten drei Geländewagen das achtköpfige Team mehrere Meilen durch die kuwaitische Wüste und vier Meilen hinter die feindlichen Linien gebracht. Von den US-Geheimdiensten überprüfte Kollaborateure hatten ihnen das Zeichen gegeben, dass die Grenze gefahrlos überquert werden konnte.
Doch in diesem Moment brach die Hölle los. Von ihren so genannten Kollaborateuren verraten, stand das DELTA-Team mit einem Mal unter Beschuss. Als das Stakkato der Maschinengewehre die Stille der Nacht zerriss, erwiderten van Heusen und seine Männer das Feuer.
Über das Funkgerät kam laut und klar verständlich der Befehl der Kommandozentrale. “Feuer einstellen und sofort umkehren. Ich wiederhole: Feuer einstellen und sofort umkehren!”
Aber anstatt seinen Truppen den Befehl zum Rückzug zu geben, wies van Heusen sie an, weiter
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