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Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Titel: Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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Veranda und nickte kurz.
    Mr Abernathy beäugte den Hund misstrauisch, dann sagte er zu Samuel: »Deine Schuhe passen nicht zusammen.«
    »Ich weiß. Ich konnte mich nicht entscheiden, welche ich anziehen sollte, deshalb habe ich einen von jedem Paar genommen.«
    Mr Abernathy zog die Augenbrauen hoch. Ihm waren Menschen, besonders aber Kinder, die ein wenig anders waren als andere, höchst verdächtig.
    »Also«, sagte Samuel, »Süßes oder Saures?«
    »Weder noch«, antwortete Mr Abernathy.
    »Warum nicht?«
    »Weil noch nicht Halloween ist, deshalb.«
    »Aber ich habe doch Eigeninitiative gezeigt.« Samuels Lehrer, Mr Hume, hatte oft darüber gesprochen, wie wichtig es sei, Eigeninitiative zu zeigen, obwohl Mr Hume jedes Mal, wenn Samuel Eigeninitiative gezeigt hatte, etwas daran auszusetzen hatte, was wiederum Samuel sehr verwirrte.
    »Nein, das hast du nicht«, erwiderte Mr Abernathy. »Du bist einfach zu früh dran. Das ist nicht dasselbe.«
    »Oh, bitte. Nur eine Tafel Schokolade?«
    »Nein.«
    »Nicht einmal einen Apfel?«
    »Nein.«
    »Wenn es Ihnen lieber ist, komme ich morgen wieder.«
    »Nein! Verschwinde.«
    Damit schlug Mr Abernathy die Tür vor ihrer Nase zu. Samuel und Boswell blickten auf die abblätternde Farbe der Fassade. Samuel zog sich das Tuch ein weiteres Mal über den Kopf und stellte damit seine Gespensterhaftigkeit wieder her. Dann blickte er auf Boswell hinunter. Boswell blickte zu ihm hinauf. Traurig schwenkte Samuel den leeren Korb.
    »Ich dachte, die Leute würden sich freuen, wenn sie etwas früher erschreckt werden«, sagte er zu Boswell.
    Statt einer Antwort seufzte Boswell, so als wolle er sagen: »Ich hab dich ja gewarnt.«
    Samuel warf einen letzten, sehnsüchtigen Blick auf Mr Abernathys Eingangstür. Er hoffte, dass der es sich doch noch anders überlegen und mit etwas für seinen Korb zurückkehren würde, und sei es nur mit einer einzigen, einsamen Nuss. Aber die Tür blieb fest verschlossen. Die Abernathys wohnten noch nicht lange in dieser Straße und ihr Haus war das größte und älteste in der ganzen Stadt. Samuel hatte eigentlich gehofft, dass sie es für Halloween schmücken oder in ein verwunschenes Haus verwandeln würden, aber nach diesem letzten Zusammentreffen mit Mr Abernathy hielt er das nicht mehr für sehr wahrscheinlich. Zudem wirkte Mr Abernathys Frau meist so, als hätte sie in eine saure Zitrone gebissen und sähe sich gerade nach einer Gelegenheit um, sie unbemerkt wieder auszuspucken. Nein, dachte Samuel, das Haus der Abernathys würde wohl dieses Jahr zu Halloween keine große Rolle spielen.
    Wie sich bald herausstellte, irrte er, was das betraf, gewaltig.
    Mr Abernathy blieb still und regungslos hinter der Tür stehen. Er lugte durch den Spion, bis er ganz sicher sein konnte, dass der Junge und sein Hund weg waren, dann schloss er die Tür ab und wandte sich um. Hinter ihm am Ende des Treppengeländers hing eine schwarze Kutte mit Kapuze; sie hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit den Gewändern, die finstere Mönche trugen, um die Menschen einzuschüchtern, damit sie sich gut benahmen. Während er die Kellertreppe wieder hinabstieg, zog Mr Abernathy die Kutte an. Hätte Samuel Mr Abernathy in diesem seltsamen Aufzug erblickt, er hätte seine Meinung über Mr Abernathy und dessen Einstellung zu Halloween sofort geändert.
    Mr Abernathy war kein glücklicher Mann. Er hatte Mrs Abernathy geheiratet, weil er wollte, dass ihn jemand versorgte, dass ihm jemand sagte, was er anziehen, was er essen solle, damit er selbst mehr Zeit hatte, über alles Mögliche nachzudenken. Mr Abernathy schrieb Bücher darüber, wie andere Menschen glücklicher werden könnten. Er war ziemlich erfolgreich, hauptsächlich deshalb, weil er Tag und Nacht darüber nachdachte, wie er selbst hätte glücklicher werden können und was gewesen wäre, wenn er Mrs Abernathy nicht geheiratet hätte. Er achtete auch peinlich genau darauf, dass keiner seiner Leser jemals seine Frau zu Gesicht bekam. Sonst würde ihnen sofort auffallen, wie unglücklich er sein musste, und sie würden kein einziges seiner Bücher mehr kaufen.
    Jetzt stieg er wieder die Treppe zu dem verdunkelten Raum hinab, die Kutte lastete schwer auf seinen Schultern. Unten warteten schon drei andere, ähnlich gekleidete Personen auf ihn. Auf den Fußboden war ein fünfzackiger Stern gemalt. In dessen Mitte stand ein eisernes Becken, angefüllt mit glühenden Kohlen. Dort hinein hatte man Räucherharz

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