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Das Prinzip Terz

Das Prinzip Terz

Titel: Das Prinzip Terz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Rafelsberger
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nicht los.
    »Ihr macht Omi keinen Kummer, gell?« Er konnte die Kinder heute Abend doch nicht hier lassen!
    »Keine Sorge, Papadapa, geht ruhig auf eure Party.«
    »Ihr wollt uns wohl los sein? Vielleicht sollten wir besser zu Hause bleiben.«
    »Was sind denn das für Töne?« Er drehte sich um. Elenas grüne Augen leuchteten in der Sonne, der schwarze Pagenkopf dagegen schluckte das Licht. »Wann müssen wir los?«
    »Das mit dem Hierbleiben meine ich ernst.«
    »Mama ist extra wegen der Kinder gekommen«, schloss Elena die Diskussion und sah auf die Uhr. »Ich muss mich fertig machen!« Sie verschwand im Ankleideraum.
    »Und was ist mit dir?« Die Mädchen stellten sich vor ihm auf und stemmten ihre kleinen Hände in die Hüften. »Willst du etwa so zu dem Fest gehen?«
    »Ihr habt vollkommen Recht. Ich muss mich noch anziehen.«
    Er nahm ihre Hände, brachte sie zu Omi in die Küche und schloss die Tür zur Terrasse.
    Als er eine Viertelstunde später in Smokinghose und weißem Dinnerjacket ins Wohnzimmer zurückkehrte, lauschten Kim und Lili ihrer Großmutter auf dem Sofa. Sie sah von ihren Papieren hoch und strich die Haare hinter die Ohren. »Gut siehst du aus, Junge.«
    »Was liest Omi euch denn da vor?«
    »Omi hat eine tolle Idee.«
    O-oh.
    »Der Club Ge-de-er-we«, erklärte Lili altklug.
    » GRDW «, verbesserte Berthe Terz.
    » GRDW ?«
    »Geld regiert die Welt«, klärte Lili ihn auf.
    »Mutti …«
    »Eine wunderbare Idee, Junge. Ist mir vor ein paar Tagen gekommen, bei einer Fernsehdokumentation über Fleischproduktion. Bei Tier- und Fleischtransporten durch ganz Europa werden Milliarden an Subventionen missbraucht. Und nicht nur da. Für welchen Unsinn die Politiker Geld ausgeben, das schreit zum Himmel. Und das von unseren Steuergeldern.«
    »Aber du zahlst doch gar keine –«
    »Man sitzt da und denkt: Die regieren über unsere Köpfe hinweg, und der Einzelne kann nichts tun. Denkt er. Aber man kann etwas tun«, erklärte sie entschieden.
    »Wählen, zum Beispiel …«
    »Da treibst du doch nur den Teufel mit dem Beelzebub aus. Ein Denkzettel alle vier Jahre genügt nicht. Politiker sollen tun, was der Wähler will, und nicht, was sie selber wollen. Man muss sie da packen, wo es wehtut: beim Geld. Und jeder aufrechte Bürger ist eingeladen, mitzutun. Deshalb gründe ich den Verein ›Geld regiert die Welt ‹ . Die Vereinsmitglieder zahlen keine Steuern mehr, oder nur einen Teil, und legen den Rest auf ein – gut verzinstes – Treuhandkonto.«
    »Aber …«
    »Und wenn der Staat den Rest vom Geld will, dann erklärt man denen: Erst ändert ihr eure Politik, dann gibt’s das Geld.«
    »Das nennt man auch Erpressung.«
    Sie wurde versöhnlich. »Aber nein, das ist wie überall anders auch. Geld gibt es erst nach erbrachter Leistung. Und siehst du irgendwo erbrachte Leistungen? Ich sehe nur Umweltkatastrophen, Subventionsschwachsinn, Korruption, Krieg.«
    »Von den Steuern wird unter anderem die Polizei bezahlt, also mein Gehalt«, wagte Terz einzuwenden.
    »Tust ja auch nichts dafür. Außer Bücher schreiben und Interviews geben.«
    »Und dann wären da noch Kindergärten, Krankenhäuser, Straßen …«
    Sie streckte ihm ein Formular entgegen. »Hier sind deine Beitrittsunterlagen. Du musst nur unterschreiben. Bei deinem Einkommen kannst du sicher ein Vermögen an Steuern sparen.«
    »Steuervermeidung unter dem Deckmäntelchen einer besseren Welt. Wunderbar, Mutti! Aber ich habe jemanden, der sich um meine Steuern kümmert. Oder darum, dass ich keine zahle.«
    »Na, dann kannst du jetzt sogar für einen guten Zweck keine Steuern zahlen.«
    »Aber die Kinder –«
    »Man kann nicht früh genug beginnen, die Jugend zu sensibilisieren.« Sie zog ihre beiden Enkel an sich und küsste sie. »Nicht wahr, meine Engelchen?«
    »Ich mache mit!«, erklärte Kim begeistert.
    »Ich auch!«
    »Mutti!«
    »Ah, Elena-Schatz!« Berthe Terz sprang auf und bewunderte ihre Schwiegertochter.
    Eine Perlenkette schmiegte sich als einziger Schmuck zum Kleinen Schwarzen um den Ansatz ihres Halses. Elenas Figur konnte sich diese Bescheidenheit leisten. Terz hauchte einen Kuss auf ihre Wange.
    »Du siehst großartig aus.«
    Sie lächelte ihn an. »Ich weiß.« Dann beugte sie sich zu den beiden Mädchen. »Neun Uhr, capito ?«
    Die beiden nickten. Anordnungen in Mamas Muttersprache war widerspruchslos Folge zu leisten, das wussten sie.
    »Um neun Uhr liegen die beiden im Bett, da kannst du sicher sein«,

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