Das private Universum
Sekunden.«
»Schilde auf, schnell«, befahl Kirk.
»Oh, diese unartigen Klingoner«, sagte Enowil und seufzte. »Was sollen wir nur mit ihnen anfangen? Entschuldigen Sie mich, Captain, ich muß sie ermahnen.« Damit verschwand der Gnom von der Brücke so plötzlich, wie er erschienen war.
»Moment noch!« rief Kirk, doch es war zu spät. War Enowil tatsächlich so mächtig, wie er sagte, hätte er ja wirklich eine Beschießung der Enterprise verhindern können; nun mußte sich eben die Crew der Föderation dem Angriff der Klingoner stellen. Das Schiff konnte sich diesen herankommenden Torpedos nicht entziehen, da es sich nicht schnell genug bewegen konnte. Kirk mußte sich auf die Schilde verlassen, falls sie überhaupt in dieser sonderbaren Blase funktionierten.
»An alle!« rief Kirk über Interkom, »vorbereiten für Torpedoeinschlag!«
Kirk stemmte sich in seinem Sessel ein, als die Sensoren die Annäherung der Photontorpedos meldeten. Auf dem Hauptschiff gab es einen furchtbar grellen Lichtblitz, die Crew kauerte sich zusammen und machte sich bereit, ordentlich durchgeschüttelt zu werden. Aber nichts passierte. Als ein paar Sekunden vorüber waren, ohne daß sich etwas ereignet hätte, öffneten die Leute wieder ihre Augen und blinzelten den Schirm an, weil sie von dort eine Erklärung erhofften.
Vor dem perligen Hintergrund war ein rechteckiges Muster aus grünen, roten und weißen Funken als Feuerwerk zu sehen. Etwas verspätet erkannte Kirk darin eine Ähnlichkeit mit der Flagge des klingonischen Imperiums.
Jemand hier scheint Humor zu haben, dachte Kirk. Da er den Klingonern absolut fehlt, muß es unser neuer Freund Enowil sein. Aber was spielt er?
»Mr. Spock«, sagte er laut, »wie würden Sie Mr. Enowils bisheriges Verhalten beschreiben?«
»Bizarr, unberechenbar, vielleicht etwas sehnsüchtig, gewiß sehr emotionsträchtig. Harmlos und freundlich bis jetzt. Ist es wahr, was er sagt, so hat er die Fähigkeit, der Enterprise großen Schaden zuzufügen.«
»Würden Sie auch den Ausdruck ›kindisch‹ an Ihre Liste hängen?«
»Wenn Sie damit ein Terranerkind meinen, ja. Diese Bezeichnung fiel mir deshalb nicht ein, weil die Kinder auf Vulkan sich nicht so benehmen.«
Kirk lächelte unwillkürlich. Er hatte einmal mit Amanda, Spocks Mutter, gesprochen, und da zweifelte Kirk doch daran, daß die Kinder der Vulkanier gar so verschieden von denen auf der Erde waren. Er versagte sich jedoch einen Kommentar, denn es gab wichtigere Dinge zu tun.
»Erinnert er Sie an ein anderes Kind, das uns je begegnet ist?« fragte Kirk nur.
»Denken Sie an Trelane?« Spock hob eine Augenbraue. »Eine interessante Spekulation. Aber Trelanes Kräfte waren wohl groß, jedoch nicht in der Größenordnung, die Enowil heute demonstrierte.«
Das »Kind«, auf das er sich bezog, war der »Squire von Gothos« von eigenen Gnaden, der auf einer sonst unbewohnbaren Welt die Nachbildung des Landsitzes eines britischen Edelmanns aus dem frühen neunzehnten Jahrhundert geschaffen hatte. Trelane war der Mannschaft als voll ausgewachsener Mann erschienen, und deshalb hatten sie die dahintersteckende Psychologie nicht begriffen, daß er wünschte, sie möchten sich an seinen Spielen beteiligen; er bediente sich ihrer als persönliches Spielzeug, das er nach Gutdünken herumschob. Erst als er sich daranmachte, Kirk zu töten, griffen seine Eltern ein, und die Crew der Enterprise erfuhr erst jetzt, daß er nach dem Standard seiner uralten, mächtigen Rasse ja noch ein Kind war. Danach war die Crew nicht mehr recht bereit, irgendein Aussehen als Tatsache hinzunehmen.
»Das dürfen wir jedenfalls nicht vergessen«, sagte Kirk. »Er benimmt sich auf eine Art, die wir als exzentrisch bezeichnen würden. Wir werden ihn deshalb bei guter Laune halten müssen, um herauszufinden, was er vorhat.«
Lange brauchte er nicht zu warten. Innerhalb weniger Minuten erschien Enowil wieder auf der Brücke und sah genauso bunt und kasperlehaft aus wie vorher. »Ich habe eben mit den Kommandanten der beiden anderen Schiffe gesprochen und ihnen erklärt, daß ein solches Benehmen nicht geduldet wird. Eure kleinen Kabbeleien da draußen interessieren mich nicht. Das ist meine Blase, und ihr seid alle meine Gäste. Ich erwarte daher auch, daß sich jeder an die Grundsätze der gegenseitigen Höflichkeit hält, solange Sie hier sind.«
»Das ist ein sehr interessanter Punkt«, meinte Kirk. »Genau, bitte, wie lange werden wir hier sein?«
Enowil
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