Das Prometheus Projekt
aufgegebenen Bergwerks als Bunkeranlage“, sagte Janson
Adrian beobachtete die Anlage aus der Deckung des Waldes heraus. In der baufälligen Pförtnerbude neben dem Schlagbaum war keine Wache auszumachen, es sei denn, sie hatte sich zum Schlafen hingelegt. „Nirgendwo brennt Licht“, sagte er. „Die Anlage sieht verlassen aus.“
Vielleicht ist der Strom ausgefallen“, erwiderte Janson.
„Oder es dient der Tarnung. Warum sollen die das Gelände taghell erleuchten? Jeder hält den Stützpunkt für aufgegeben.“
Er ging in einem Halbkreis um den Maschendrahtzaun herum und fand, wonach er gesucht hatte: In einem Nebenhof, der von vorne nicht zu sehen gewesen war, stand ein schwarzer Toyota Landcruiser mit verbeulter Schnauze.
Eine Bewegung am Rand seines Gesichtsfeldes ließ ihn aufschrecken. Eine gebückte Gestalt schlich auf den Elektrozaun zu und kauerte sich davor nieder. Es dauerte eine Weile, bis Adrian begriff, dass es Janson war. Janson richtete sich auf, zitterte heftig und griff mit beiden Händen in die Drahtmaschen. Was zum Teufel tat dieser Verrückte?
Nichts geschah. Keine Funken stoben auf, Janson wurde nicht gegrillt. Er stand wie paralysiert vor dem Drahtgeflecht.
Adrian fluchte leise, trat aus seiner Deckung und hetzte zu ihm. „Was soll das, Ulrich?“, fauchte er ihn an. „Wenn du dich unbedingt umbringen willst, dann such dir einen anderen Ort und eine andere Zeit dafür aus.“ Er packte Janson am Kragen. „Nimm dich verdammt noch mal zusammen!“
Janson war fertig. Seine Augen flackerten irre, sein Mundwinkel zuckte unablässig. Adrian begriff in diesem Moment, dass sein Misstrauen gegen Janson unbegründet gewesen war. Dieser Mann würde ihm nicht mehr schaden. Er war sich seiner Schuld bewusst. Die Seiten zu wechseln, hatte ihn mehr Mut gekostet, als er verkraften konnte. Er suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit, diese Schuld abzutragen.
Dieser Mann hatte Christina das Gehirn entfernt und einen Silikonchip eingesetzt, damit Brad mit ihr Gott spielen konnte! Adrian wandte sich angewidert ab. Janson musste sich selbst helfen.
Auf jeden Fall wussten sie nun, dass der Zaun nicht unter Strom stand. Vielleicht war in der gesamten Anlage tatsächlich die Elektrizität ausgefallen.
„Wir gehen jetzt rein!“, sagte Adrian. Janson nickte schwach.
Sie schlichen am Zaun entlang und drückten sich dann in den Schatten der Pförtnerloge. Adrian warf einen schnellen Blick durch das schmutzige Fenster. Die Loge war leer.
Hinter dem Schlagbaum versperrte ein Gittertor den Weg. Zwischen Pförtnerhaus und Schlagbaum befand sich im Zaun eine Tür, links daneben ein viereckiger Kasten mit einem Kartenlesegerät.
Adrianzog die Codekarten hervor, die er Jones abgenommen hatte. Es waren drei Stück in den Farben weiß, gelb und rot. Adrian nahm die weiße Karte und steckte sie in den Schlitz. Nichts geschah, die LED-Leuchte blieb dunkel. Er zog die Karte heraus und drückte auf den Türknopf. Das Gitter schwang auf. Etwas stimmte hier nicht. Stellte Brad ihm eine raffinierte Falle? Aber wozu? Wenn Eve in seiner Gewalt hatte, brauchte er Adrian nicht.
Vielleicht war der Stromausfall auch einfach eine Panne. Adrian bedeutete Janson, ihm zu folgen. Sie brachten die zehn Meter bis zur Eingangstür des niedrigen Betonklotzes hinter sich, ohne gestört zu werden. Kein Warnruf, kein Schuss erklang.
Adrian zog Jones’ Magnum aus dem Hosenbund, entsicherte die Waffe und drückte die Klinke herunter. Auch diese Tür war offen.
„Wo liegt das Labor?“, fragte Adrian flüsternd. Janson schob sich an ihm vorbei und machte sich vor Angst beinahe in die Hosen, aber er biss trotzig die Lippen aufeinander. Vielleicht glaubte er, jetzt überleben zu können, nachdem er die verrückte Mutprobe am Elektrozaun unbeschadet überstanden hatte.
Janson tastete sich an der Wand entlang und verharrte mehrmals, um sich zu orientieren. Adrian folgte ihm mit der Magnum im Anschlag. Plötzlich drangen Stimmen aus der Dunkelheit: „Verdammt! Watts, was ist hier los? Curtis, werfen Sie das Notstromaggregat an! Warum springt das verfluchte Ding nicht von selbst an?“ Zwei weitere Stimmen schimpften und fluchten auf englisch. Adrian presste sich flach an die Wand. Die erste Stimme gehörte Brad Wilson!
Ausder Tiefe des Stollens drang ein Scheppern. Kurz darauf sprang klackernd ein Dieselmotor an und die Deckenbeleuchtung flammte auf. Adrian und der Mann im Tarnanzug schrieen gleichzeitig verblüfft auf. Sie
Weitere Kostenlose Bücher