Das Prometheus Projekt
noch einen Meter vom Schrank entfernt war, flog die Tür auf und das Ding sprang ihn an. Die Schranktür traf ihn am linken Handgelenk und schlug ihm die Taschenlampe aus der Hand. Sie landete auf den Resten des Bettes hinter ihm und beleuchtete für einen kurzen Moment eine alptraumhafte Fratze. Die Lampe flackerte noch zweimal und verlosch dann. Adrian riss die Beretta hoch und feuerte blindlings ins Dunkel mehrere Schüsse ab, aber die Kugeln peitschten wirkungslos in Wand und Decke. Blitzschnell hatte der Angreifer seinen Arm zur Seite geschlagen. Offenbar konnte erim Dunkeln weitaus besser sehen als Adrian. Scharfe Raubtierklauen rissen ihm die Haut auf. Der Schmerz explodierte in Adrians Brust und trieb ihm die Luft aus den Lungen
Die Beretta verwandelte sich von einem Moment zum anderen in Blei. Er fasste die Pistole mit beiden Händen und feuerte einen letzten Schuss ab. Befriedigt hörte er ein schrilles Kreischen und sah einen nachtschwarzen Schatten aus dem Zimmer stürzen.
Die Kugel fetzte als Querschläger in den Sicherungskasten an der Rückseite des Ankleidezimmers und verursachte einen Kurzschluss. Funken sprühten aus dem Schaltkasten, es stank durchdringend nach verschmorter Isolierung. Adrian drehte sich mit der Beretta im Anschlag im Kreis. Wo war Eve?
Seine Brust brannte wie Feuer, aber noch stand er sicher auf den Beinen.
Adrian lief auf den Gang hinaus. Auf halber Höhe der Treppe hielt er plötzlich inne. Aus der Scheune drang das verängstigte Wiehern der beiden Pferde. Hatte Eve sich an den einzigen sicheren Ort zurückgezogen, den sie kannte? Auf den Heuboden über der Scheune?
Adrian polterte die Treppe hinunter und rannte hinaus ins Freie. Der Hundekopf lag noch immer auf der Fußmatte, der Hof war verlassen. Der Wind wehte dürre Äste über das Pflaster, dicke Regentropfen prasselten auf den Boden. Über dem Wald im Osten lag ein fahlbleicher Schimmer. Die Dämmerung brach herein.
Das Scheunentor klapperte lose in den Angeln. Vielleicht kämpfte Eve in der Scheune um ihr Leben, vielleicht war sie auch schon tot, diesmal wirklich und für immer.
Adrianverschmolz mit dem Schatten des gemauerten Brunnenrandes und überquerte den Hof. Dann lief er gebückt an der Einfassungsmauer entlang und drückte sich in den Schatten der Scheunenwand. Die beiden Pferde wieherten nervös. Auch sie spürten die Gefahr.
Adrian öffnete lautlos das Tor zum Schuppen neben der Scheune. Von dort aus führte ein Durchgang in den Stall. Er schlüpfte durch den Spalt und lauschte mit angehaltenem Atem. Die Nacht wich widerstrebend dem Tag, durch die Ritzen der Scheunenwand fielen blasse Lichtstreifen ins Innere. Es roch nach Heu und Pferden. Tom und Jerry waren unruhig. Sie schnaubten und stampften im Heu.
„Eve?“, flüsterte Adrian. „Bist du hier, Eve?“
Keine Antwort. Er fuhr erschrocken herum, als ein Windstoß das Scheunentor gegen die Außenwand schlug. Über ihm knackten die alten Balken.
Da sprang ihn seitwärts aus der Pferdebox eine Gestalt an und schlang die Arme um ihn. Ein erstickter Schrei entwich seiner Kehle. Es war Eve. Sie wimmerte ängstlich, zitterte am ganzen Körper und klammerte sich an ihn.
„Las mich los, Eve! Er erwischt uns sonst!“, keuchte er atemlos. Adrian befreite sich sanft aus ihrer Umklammerung und schob sie ein Stück von sich, damit er freie Schussbahn hatte. „Ist er hier drin?“, fragte er.
Eve schüttelte den Kopf. Durch die offene Tür fiel fahles Licht und bildete ein Dreieck auf dem Boden. Adrian suchte wachsam den Raum ab und ging langsam rückwärts auf das Dreieck zu. „Was ist das für ein Monstrum?“, fragte er flüsternd.
Eve antwortete nicht, den Blick starr auf einen Punkt hinterseiner Schulter gerichtet. Ihre Augen weiteten sich, bis sie ihr ganzes Gesicht auszufüllen schienen. Etwas war hinter ihm. Adrian spürte die Gefahr wie einen elektrischen Schlag im Nacken. Das knöcherne Klicken trieb ihm eine Gänsehaut über den Rücken; es klang wie das Kratzen schwarzer Chitinbeine einer monströsen Spinne, die über das harte Pflaster auf ihn zukrabbelte, um ihn zu fressen. Er wirbelte herum und suchte sein Ziel. Das Ding, als Mensch konnte man es kaum noch bezeichnen, hockte drei Meter entfernt auf dem Brunnenrand wie ein bizarrer Wasserspeier. Es stieß einen heiseren Schrei aus, spannte die Muskeln und sprang ihn an wie von einer Sprungfeder getrieben. Adrian feuerte zwei Schüsse ab und fluchte, weil er überhastet die Pistole
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