Das Rachespiel: Psychothriller (German Edition)
ein Leben.
http://www.das-spiel.to
Frank las die Worte ein zweites Mal, bevor er sich zurücklehnte. Was war das denn?
Es geht um ein Leben …
Und dazu eine Internetadresse in Tonga, der bevorzugten Heimat illegaler Webseiten, weil die Besitzer dieser Domains nicht identifiziert werden konnten, wenn sie sich halbwegs clever anstellten.
Frank rollte mit dem Stuhl zu seinem eigentlichen Schreibtisch und öffnete den Browser seines Arbeits- PC s. Er gab die angegebene Adresse ein und gelangte auf eine schwarze Seite, in deren Mitte in großen roten Buchstaben stand:
Morgen …
Sonst nichts. Frank bewegte den Mauszeiger auf der Suche nach einem versteckten Link kreuz und quer über den Monitor, aber es gab nichts auf der Seite außer diesem einen Wort.
Was sollte das? Wenn sich jemand einen Scherz erlaubte, dann war das mehr als geschmacklos, fand Frank. Für einen Moment dachte er darüber nach, die Polizei zu verständigen, verwarf den Gedanken aber gleich wieder. Er würde sich ja lächerlich machen, wenn er wegen eines solchen Blödsinns anrief.
Das Spiel
… Wahrscheinlich ein paar jugendliche Computerfreaks, die sich wichtig machen wollten.
Mit einem entschlossenen Ruck stand Frank auf, ging wieder zu dem älteren Rechner und zog den Stick aus dem Anschluss. Er warf ihn auf den Schreibtisch und nahm sich vor, der Sache keine weitere Beachtung zu schenken.
Um kurz vor drei war er mit dem Mähen fertig, gegen fünf hatte er eine Seite der Kirschlorbeerhecke geschnitten, die einen Teil des Gartens säumte. Den Rest würde er am darauffolgenden Wochenende erledigen, für diesen Tag hatte er genug von der Gartenarbeit.
Frank räumte alle Gerätschaften zusammen und wunderte sich, dass seine Frau und seine Tochter noch nicht zurück waren. Er versuchte, Beate auf dem Handy zu erreichen, doch die Mailbox schaltete sich gleich nach dem ersten Klingeln ein. Er bat sie, ihn zurückzurufen, und ging unter die Dusche.
Als die beiden um sieben noch immer nicht aufgetaucht waren und sich auch nicht gemeldet hatten, dachte Frank zum ersten Mal wieder an den Memorystick.
Er wurde unruhig. Warum kamen sie nicht? Er verließ die Küche, wo er sich gerade einen kleinen Käsetoast gemacht hatte, und ging, noch am ersten Bissen kauend, wieder in sein Büro. Dort rief er erneut die Adresse der seltsamen Webseite auf. Auch dieses Mal leuchtete ihm nur dieses eine Wort in blutroten Buchstaben entgegen:
Morgen.
Frank ließ sich gegen die hohe, gepolsterte Rückenlehne seines Schreibtischstuhls fallen, die Augen noch immer auf den Bildschirm gerichtet. Sein Blick wanderte in die untere, rechte Ecke. 19 : 17 Uhr. Wo um alles in der Welt blieben Beate und Laura? Gut, es dauerte immer ziemlich lange, wenn die beiden durch die Läden der Trierer Innenstadt bummelten, aber es war merkwürdig, dass sie sich noch nicht gemeldet hatten, weil es spät werden würde. Frank griff nach dem Telefon auf seinem Schreibtisch und wählte erneut Beates Handynummer aus dem Speicher. Ungeduldig wartete er, bis die Ansage der Mailbox beendet war, und sagte: »Ja, ich bin’s.« Er bemerkte einen aggressiven Unterton in seiner Stimme, der ihm im gleichen Moment leidtat. Darauf bedacht, ruhig weiterzusprechen, fuhr er fort: »Sagt mal, ihr beiden, habt ihr die Trierer Läden bald leergekauft? Wir wollten doch zusammen was essen gehen. Es ist gleich halb acht, und wenn ihr nicht bald nach Hause kommt, brauchen wir uns nicht mehr auf den Weg zu machen. Melde dich doch bitte wenigstens mal bei mir, Beate.«
Frank legte auf und dachte wieder an den letzten Satz des Textes:
Es geht um ein Leben …
So ein Blödsinn! Mit einem letzten Blick auf den Monitor schloss er den Browser, stand auf und verließ das Büro.
Er ging ins Wohnzimmer, ließ sich auf die schwarze Ledercouch fallen, schaltete den Fernseher ein und zappte durch die Programme. Nichts von dem, was er auf den Sendern in den zwei, drei Sekunden sah, bevor er zum nächsten Kanal weiterschaltete, interessierte ihn. Etwa eine Minute und unzählige Programmschnipsel später gab er es auf und schaltete das Gerät wieder ab. Die Fernbedienung warf er unwillig auf den Tisch, wo sie scheppernd liegen blieb. Verwundert blickte er auf das schwarze Kunststoffteil und fragte sich, was mit ihm los war. War es diese Nachricht, die ihn so nervös machte, oder lag es daran, dass seine Frau und seine Tochter noch nicht zu Hause waren? Oder … Frank spürte, wie sein Herzschlag sich beschleunigte.
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