Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
Vom Netzwerk:
Zunge!«, wies Orffyreus sie streng zurecht.
    Die Magd grinste ihn an. »Normalerweise mögt Ihr meine Zunge!«, entgegnete sie keck.
    Orffyreus konnte sich ein grimmiges Lachen nicht verkneifen. »Zieh dich wieder an, du übermütiges Geschöpf. Barbara und die Kinder kommen jeden Augenblick aus der Stadt zurück.« Er griff in seinen Gehrock, holte drei Münzen heraus und warf sie auf das Sofa neben Anne Rosine. »Das ist für dich, kaufe dir davon etwas Schönes!«
    In diesem Augenblick klopfte es an der Tür. Orffyreus erschrak, und auch Anne Rosine blickte ängstlich auf. »Wer ist da?«, rief Orffyreus misstrauisch.
    »Ich bin es, mein Herr!« Es war Gustav.
    »Warum störst du mich bei meiner Mittagsruhe?«, erwiderte Orffyreus.
    »Da ist ein Herr, der möchte Euch sprechen. Er sagt, er sei der Bürgermeister Wallner.«
    Ein Lächeln huschte über Orffyreus’ Gesicht. »Der Bürgermeister!«, wiederholte er. »Sage ihm, er möge einen Augenblick warten; ich komme gleich!«
    Orffyreus drehte sich zu Anne Rosine. »Der Bürgermeister kommt zu uns. Vielleicht gelingt es doch schneller als gedacht, die Maschine zu vergolden.« Orffyreus glättete seine Kleidung und zupfte sich seine Perücke zurecht, bevor er sich auf den Weg machte, den hohen Besuch zu empfangen.
    Der Bürgermeister wartete im Salon. Er saß auf einem der mit rotem Samt bezogenen Sessel. Seine zu kurzen Beine reichten nicht bis zum Boden hinab, sondern baumelten knapp darüber, was ihm die Ausstrahlung eines dicklichen Kindes verlieh. Von einem Knaben unterschied ihn jedoch sein übermächtiger Kopf mit der viel zu kleinen Perücke darauf sowie die prachtvolle Uniform, die er trug.
    Orffyreus betrat das Zimmer mit weit ausgebreiteten Armen und hieß seinen Gast freundlich willkommen. »Wir hatten uns schon gefragt, wann Ihr uns mit Eurer Anwesenheit beehren würdet, Herr Bürgermeister. Ihr und der Herzog habt Euch noch nicht höchstpersönlich von meinem Rad überzeugt. Gern gebe ich Euch eine Sondervorführung!«
    Der Bürgermeister machte sogleich eine abwehrende Handbewegung und bedeutete Orffyreus, ihm nicht zu nahe zu kommen. »Mein Herr, vielen Dank für Eure freundliche Begrüßung. Ich bin jedoch nicht an einer Vorführung interessiert. Ich bin, wie soll ich sagen, rein dienstlich hier.«
    Orffyreus’ Miene verdüsterte sich, und er ließ seine eben noch zur Begrüßung ausgestreckten Arme fallen. »Rein dienstlich?«, wiederholte er misstrauisch.
    »Ja, ja, ganz genau. Also, es stellt sich so dar, dass die Stadt, deren Verwaltung ich, wie Ihr wisst, vorstehe, nun just entschieden hat, dass auf wissenschaftliche Vorführungen von Perpetuum mobiles, die offiziell zertifiziert sind, eine Steuer zu erheben ist, und zwar in Höhe von einem Taler pro Tag. Diese einzufordern, bin ich höchstpersönlich hier.«
    Orffyreus starrte Wallner für einen Augenblick mit offenem Mund an, verschränkte dann seine Arme hinter dem Rücken und schritt zum Fenster. Er blickte hinaus, und einen Moment lang wirkte es so, als hätte er seinen Gast vergessen. »Eine Steuer?«, fragte er schließlich, ohne sich umzudrehen.
    »Ja, eine Steuer! Ihr könnt gleich zahlen. Da sie auch rückwirkend gilt und Ihr nun bereits seit vielen Wochen hier seid …« Der Bürgermeister kramte aus einer seiner Tasche einen kleinen Zettel hervor, von dem er etwas ablas. »Ihr schuldet der Staatskasse bereits eine beträchtliche Summe. Nachdem Ihr bis heute noch keine Steuern bezahlt habt, tritt ein Verspätungszuschlag hinzu. Ich wäre bereit, Euch einen Nachlass zu gewähren, sodass Ihr mit einem geschuldeten Betrag in Höhe von sechshundert Talern bis zum heutigen Tag gut bedient seid.« Wallner blickte gespannt zum säumigen Steuerzahler.
    Orffyreus fuhr herum. Die Zornesröte war ihm ins Gesicht gestiegen. »Weiß der Herzog davon?«, zischte er seinen Besucher an.
    »Er hat es selbst befohlen«, log dieser.
    Orffyreus zitterte vor Wut. »Und was, wenn ich fragen darf – was erbringt die Stadt als Gegenleistung für diese Steuer?«
    Der Bürgermeister fühlte sich sichtlich unwohl. Er rückte auf seinem Sessel hin und her und schob seine Perücke gerade.
    »Na, ihre Bürger«, stammelte er und fügte dann mit festerer Stimme hinzu: »Die Stadt überlässt Euch Ihre Bürger als Zuschauer für Eure Vorführungen!«
    »Ihre Bürger?«, brüllte Orffyreus ungläubig. »Ist das Euer Ernst?« Wallner schaute nun ängstlich auf den tobenden Hausherrn. Orffyreus trat auf den

Weitere Kostenlose Bücher