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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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Themenwechsel nicht ganz folgen, gleichwohl antwortete er: »Ich denke, täglich gegen fünf Uhr.«
    »Er muss ein wahnsinniges Geld verdienen mit diesen Aufführungen. Wie man hört, war er bereits in Draschwitz sehr erfolgreich, bis er, na ja, wie soll man sagen, von dort floh.«
    »Floh?«, wiederholte Wallner überrascht.
    »Ja, es gab irgendein Problem. Es schien, als sei er dort als Betrüger verschrien gewesen. Auch hat er wohl seine Vermieter, einen alternden Freiherrn und dessen Gattin, um ihre gesamten Ersparnisse gebracht. Wie ich hörte, haben sich beide nun sogar aus Verzweiflung das Leben genommen. Mit Gift.«
    »Mit Gift?«, echote Wallner.
    »Sicher nur Gerüchte«, antwortete Gärtner mit gespielter Gleichgültigkeit. »Na ja, wenn Ihr so viel Geld hättet wie dieser Erfinder. Ich denke, nach Steuern wird er immer noch ein Vermögen mit seinem Rad verdienen.« Er blickte Wallner eindringlich an.
    »Er zahlt doch gar keine Steuern«, erklärte der Bürgermeister.
    »Keine Steuern?«, rief Gärtner erstaunt. »Alles ist heutzutage besteuert. Puder, Fenster, Papier, Spatzen – warum das Vorführen eines Perpetuum mobile nicht?« Gärtner machte eine Pause und sah den Bürgermeister fragend an. Schließlich winkte er ab. »Na ja, Ihr werdet schon wissen, was Ihr tut. Allein mit der privaten Besteuerung dieses Gauklers könntet Ihr Eure Schulden sicherlich in drei Wochen doppelt zurückzahlen!« Gärtner wartete erneut kurz ab, dann wandte er sich endgültig zum Gehen. »In drei Wochen sehen wir uns wieder!«
    Er öffnete die Tür und verließ den Raum. Wallner saß weiterhin zusammengesunken in seinem Sitz und starrte nun auf die Tür, durch die der Fremde mitsamt seinem Buchtresor verschwunden war.
    »Vorführsteuer«, murmelte der Bürgermeister nach einer Weile, wandte den Kopf und schaute durch das trübe Fenster auf den nahen Kirchturm.
    Zuversicht kehrte in sein Gesicht zurück.

36
    Es sah aus, als seien wir mitten in die Aufbauten einer riesigen Modelleisenbahn hineingefahren. Die zwischen dem Fluss Weser und dem Wald errichteten Häuser waren weiß angestrichen, und keines hatte mehr als drei Etagen.
    »Ich hoffe, der Mann hat Zeit für uns«, sagte Julia.
    Von der Raststätte, die wir am Morgen verlassen hatten, bis nach Bad Karlshafen war es nicht weit gewesen. Das Museum, das wir aufsuchen wollten, war eine Privatsammlung und befand sich in einem Privathaus, wie ich durch meine Internetrecherche erfahren hatte. Um uns keine Absage abzuholen, hatten wir vorher nicht angerufen. Langsam fuhren wir nun durch die Straße und hielten nach dem richtigen Haus Ausschau.
    Plötzlich rief Julia: »Hier ist es!«, und zeigte aus dem Fenster.
    Ich parkte den Wagen. Wir standen vor einem kleinen Antiquitätengeschäft, dessen Auffahrt von einem großen Torbogen überspannt wurde. In dessen Mitte war das Bild eines Mannes mit Perücke zu erkennen.
    Julia betrachtete das Bild. »Die Farben leuchten so intensiv, als wäre es erst gestern gemalt worden.«
    Ich stieg die Stufen zu dem kleinen Geschäft hinauf und versuchte, die Tür zu öffnen, aber sie war verschlossen.
    »Komm, wir schauen im Hof nach«, schlug Julia vor.
    Wir durchschritten den Torbogen und gelangten in einen Innenhof. Zur Rechten sah man einen Hintereingang, der zum Antiquitätengeschäft führte. Zur Linken befand sich ein Wohntrakt mit Flachdach. Auf einem kleinen Klingelschild stand der Name Scheffler .
    Julia drückte den Klingelknopf. Die Sekunden verstrichen, ohne dass sich etwas rührte. Sie drückte erneut.
    Und plötzlich öffnete sich die Tür.

37
    Brian Wilson war müde, aber der Ärger vertrieb die Erschöpfung. Mit dem ersten Flieger war er von London nach Hamburg gereist. Nun lehnte er am Schreibtisch seines Hotelzimmers an der Binnenalster und blickte fassungslos auf seine beiden Mitarbeiter. Sergeij saß auf der Bettkante. Seine Nase hatte man mit zwei großen weißen Pflastern verbunden, seine beiden Augen waren blutrot unterlaufen. Dimitrij stand neben ihm und schaute beschämt auf den Fußboden.
    »Das ist das größte Desaster in der Geschichte unserer Organisation!«, schrie Wilson auf Englisch. »Die in London machen mir die Hölle heiß!«
    Dimitrij und Sergeij verzogen keine Miene.
    »Ihr lasst euch von zwei blöden Amateuren übertölpeln!«, fuhr Wilson fort.
    »Sie sind nicht blöd«, widersprach Sergeij. Auch er sprach Englisch, freilich mit russischem Akzent.
    »Nicht blöd?«, schrie Wilson und machte zwei

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