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Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 0. Das Original: Der Ruf des Frühlings. Die Vorgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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glaubten, einen Bogen lange Zeit gespannt halten zu können. Lan trug als Einziger keinen Bogen. Seine Aufgabe bestand darin, den Kampf zu lenken, nicht Ziele auszusuchen. Der Bogen war die bevorzugte Waffe gegen die Aiel, auch wenn viele Südländer nichts davon hielten. Emares und seine Tairener würden mit ihren Lanzen und Schwertern direkt in die Aiel hineinreiten. Es gab Augenblicke, in denen das der einzige Weg war, aber es war töricht, ohne Not Männer zu verlieren, bevor man es musste, und im Nahkampf gegen Aiel verlor man unweigerlich Männer.
    Lan hatte nicht die Befürchtung, dass die Aiel ausweichen würden, sobald sie ihn sahen. Ganz egal, was auch behauptet wurde, sie waren keine kopflosen Kämpfer; sie mieden die Schlacht, wenn die Chancen zu schlecht standen. Aber sechshundert Aiel würden die Chancen als gerade richtig betrachten; sie würden gegen weniger als vierhundert Mann antreten, auch wenn diese die höhere Position einnahmen. Sie würden anstürmen und von einem Pfeilhagel begrüßt werden. Ein guter Reiterbogen konnte einen Mann auf dreihundert Schritte töten und auf vierhundert verletzen, wenn der Schütze über die nötigen Fertigkeiten verfügte. Das war ein langer Stahlkorridor, durch den die Aiel da mussten. Unglücklicherweise trugen auch sie Bögen aus Horn und Sehnen, die genauso effektiv wie die Reiterbögen waren. Das Schlimmste würde sein, wenn die Aiel stehen blieben und den Beschuss erwiderten; beide Seiten würden Männer verlieren, ganz egal, wie schnell Emares eintraf. Das Beste wäre es, wenn sich die Aiel zum Nahkampf entschieden; ein laufender Mann konnte einen Bogen nicht mit der nötigen Genauigkeit abfeuern. Aber am allerbesten würde es sein, wenn sich Emares nicht verspätete. Dann würden die Aiel vielleicht versuchen, gegen die Flanken anzurennen, vor allem, wenn sie wussten, dass sie verfolgt wurden, und das würde das Hornissennest mit einem Tritt öffnen. Aber was auch geschah, wenn Emares sie im Rücken angriff, würde Lan die Lanzen sammeln und in die Tiefe reiten.
    Das war im Grunde Hammer und Amboss. Eine Streitmacht band die Aiel an Ort und Stelle, bis die andere zuschlagen konnte, dann schlossen beide den Kreis. Eine einfache Taktik, aber effektiv; die meisten effektiven Taktiken waren einfach. Sogar die verbohrten Cairhiener hatten gelernt, sie zu benutzen. Eine Menge guter Altaraner und Murandianer waren gestorben, weil sie nicht hatten lernen wollten.
    Das graue Zwielicht verwandelte sich zu Tageslicht. Bald würde die Sonne hinter ihnen über den Horizont klettern und sie auf dem Kamm als Silhouetten erscheinen lassen. Eine Windbö fing Lans Umhang ein, aber er versenkte sich wieder in Ko’di und ignorierte die Kälte. Er konnte Bukama und die anderen Männer neben sich atmen hören. Pferde scharrten ungeduldig mit den Hufen im Schnee. Ein Falke schwebte über das offene Gelände und jagte am Rand des breiten Unterholzes.
    Plötzlich drehte der Falke ab und die Aiel erschienen, eine zwanzig Mann breite Phalanx kam in schnellem Laufschritt zwischen den Bäumen hervor. Der Schnee schien sie nicht besonders zu behindern. Sie hoben die Knie und bewegten sich so schnell wie die meisten anderen Männer auf freiem Gelände. Lan zog das Fernrohr aus dem am Sattel festgeschnallten Lederköcher. Es war ein gutes Fernrohr, hergestellt in Cairhien, und als er die Messingröhre ans Auge hielt, schienen die noch eine Meile entfernten Aiel plötzlich auf ihn zuzuspringen. Sie waren hochgewachsene Männer, viele von ihnen waren so groß wie er und noch größer, in Mänteln und Hosen in Grau und Braun, das sich vom Schnee abhob. Jeder hatte ein Tuch um den Kopf gewunden, ein dunkler Schleier verbarg das Gesicht bis zu den Augen. Es mochten einige Frauen dabei sein – manchmal kämpften Aiel-Frauen an der Seite der Männer –, aber die meisten waren Männer. Jeder trug einen kurzen Speer in der einen Hand, die andere hielt einen Rundschild aus Ochsenleder und mehrere zusätzliche Speere. Ihre Bögen steckten in Futteralen auf ihren Rücken. Mit diesen Speeren konnten sie ein tödliches Werk verrichten. Und ihren Bögen.
    Die Aiel hätten blind sein müssen, um die auf sie wartenden Reiter nicht zu sehen, aber sie kamen ohne das geringste Zögern heran, und ihre Reihe war wie eine fette Schlange, die sich zwischen den Bäumen heraus dem Kamm entgegenwand. Weit entfernt im Westen ertönte ein Signalhorn, das durch die Entfernung ganz leise klang, gefolgt vom

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