Das Rad der Zeit 1. Das Original
etwas über ihn. Der jetzige Zeitpunkt war
genauso gut wie jeder andere, um damit anzufangen, mehr über ihn in Erfahrung
zu bringen. Sie schob sich zu dem Pfosten und spähte wieder um die Ecke.
»Ich wäre gern ein König«, sagte Rand.
»Das wäre ich gern.« Er schwenkte den Arm und brachte eine unbeholfene
Verbeugung zustande, dabei lachte er, um zu zeigen, dass er scherzte. Was auch
gut so war. Egwene verzog das Gesicht. Ein König! Sie studierte seine Züge.
Nein, er sah nicht gut aus. Nun, vielleicht doch. Vielleicht spielte das gar
keine Rolle. Aber möglicherweise wäre es nett gewesen, einen Ehemann zu haben,
den sie gern ansah. Seine Augen waren blau. Nein, grau. Sie schienen sich zu
verändern, wenn man genau hinsah. Niemand von den Zwei Flüssen hatte blaue
Augen. Manchmal zeigten seine Augen einen traurigen Ausdruck. Seine Mutter war
gestorben, als er noch klein war, und Egwene glaubte, dass er Jungen mit
Müttern beneidete. Sie konnte sich nicht vorstellen, ihre Mutter zu verlieren.
Sie wollte es nicht mal versuchen.
»Ein König der Schafe!«, prustete Mat. Er
war kleiner als die anderen und balancierte stets auf den Zehen. Ein Blick in
sein Gesicht, und man wusste, dass er es nicht abwarten konnte, jemandem einen
Streich zu spielen. Er war immer auf Unsinn aus â für gewöhnlich mit Erfolg. »Rand alâThor,
König der Schafe.« Lem kicherte gehässig. Ban boxte ihn gegen die Schulter, Lem
schlug zurück, dann kicherten beide. Egwene schüttelte den Kopf.
»Es ist besser, als fortlaufen zu wollen
und niemals arbeiten zu müssen«, sagte Rand sanft. Er schien nie wütend zu
werden. Jedenfalls hatte sie das noch nie beobachtet. »Wie willst du ohne zu
arbeiten leben, Mat?«
»Schafe sind gar nicht so übel«, sagte
Elam und rieb sich die lange Nase. Sein Haar war kurz geschnitten, aber an
seinem Hinterkopf sträubten sich ein paar in die Höhe. Er hatte eine gewisse
Ãhnlichkeit mit einem Schaf.
»Ich werde eine Aes Sedai retten, und sie
wird mich belohnen«, gab Mat zurück. »Ich suche jedenfalls keine Arbeit, wenn
es mehr als genug Arbeit gibt, ohne danach suchen zu müssen.« Er grinste und
bohrte den Finger in Perrins Schulter.
Perrin rieb sich verlegen die Nase.
»Manchmal muss man vernünftig sein, Mat«, sagte er langsam. »Manchmal muss man
vorausdenken.« Perrin sprach immer langsam, wenn er überhaupt sprach. Und er
bewegte sich bedächtig, als hätte er Angst, er könnte etwas zerbrechen. Rand sprach
manchmal, bevor er nachdachte, und er sah immer aus, als wäre er bereit,
loszustürmen und nicht stehen zu bleiben, bis er den Horizont erreicht hatte.
»âºVernünftigâ¹ bedeutet, dass ich in der
Mühle meines Vaters arbeite.« Lem seufzte. »Und sie vermutlich eines Tages
erbe. Ich hoffe, nicht zu bald. Ich würde gern vorher ein Abenteuer erleben, du
nicht auch, Rand?«
»Natürlich.« Rand lachte. »Aber wo finde
ich bei den Zwei Flüssen ein Abenteuer?«
»Da muss es doch eine Möglichkeit geben«,
murmelte Ban. »Vielleicht gibt es ja oben in den Bergen Gold. Oder Trollocs?«
Er klang plötzlich, als wäre er sich nicht mehr so sicher, in die Berge steigen
zu wollen. Glaubte er wirklich, dass es Trollocs gab?
»Ich will mehr Schafe besitzen als jeder
andere von den Zwei Flüssen«, sagte Elam entschieden. Mat rollte verzweifelt
mit den Augen.
Dav hatte auf den Fersen gehockt und
zugehört, und jetzt schüttelte er den Kopf. »Du siehst wie ein Schaf aus, Elam«, murmelte er. Immerhin hatte sie das nicht laut gesagt,
dachte Egwene. Dav war gröÃer als Mat und stämmiger, aber in seinen Augen
leuchtete das gleiche Funkeln. Seine Kleider waren grundsätzlich von etwas in
Unordnung gebracht, das er nicht hätte tun dürfen. »Hört zu, ich habe eine
tolle Idee.«
»Ich habe aber eine bessere«, unterbrach
Mat ihn schnell. »Kommt. Ich zeige es euch.« Er und Dav starrten einander an.
Elam, Ban und Lem sahen bereit aus, einem
von ihnen oder auch beiden zu folgen, falls sie gewusst hätten, wie sie das
hätten anstellen sollen. Aber Rand legte Mat die Hand auf die Schulter. »Warte.
Lasst erst mal diese tollen Ideen hören.« Perrin nickte nachdenklich.
Egwene seufzte. Dav und Mat schienen
miteinander wetteifern zu wollen, wer sich mehr Ãrger einhandeln
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